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Am Rande: Auch VW leidet unter der Chicken-Tax

21.02.2013 08:00 Uhr
VW Amarok Canyon
Er passt sehr gut in die US-Amerikanische Landschaft, dennoch wird der VW Amarok wie seine europäischen Pick-up-Brüder nicht mit offenen Armen empfangen, sondern mit Zöllen belegt.
© Foto: VW Nutzfahrzeuge

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von Sebastian Viehmann/ Focus Online

Warum sich der VW Amarok wie andere europäische Pick-ups im Land der Lastesel, in den USA, schwer tut, verrät Redakteur Sebastian Viehmann von Focus Online: Was den Deutschen der VW Golf, ist den Amis der Ford F-150: Kein Fahrzeug verkauft sich in den USA besser als der günstige Pick-up. Auf der Detroit Motor Show debütierte jüngst der neue Chevrolet Silverado, Chrysler schickt den bulligen RAM ins Rennen. Die Konkurrenz mag da nicht zurückstecken, Toyota zum Beispiel bietet den XXL-Pick-up Tundra an. Kurzum: Wer in den USA eine große Nummer sein will, der muss auch den Pickup-Markt bedienen.

Auch für Volkswagen ist der US-Markt enorm wichtig. Die Wolfsburger haben extra für die Amerikaner einen Passat entworfen, der sich genau wie der VW Jetta sogar gut verkauft. Doch ausgerechnet beim Pick-up-Segment bleiben die USA für die Deutschen ein Land der begrenzten Möglichkeiten. Dabei haben sie mit dem Amarok doch ein echtes Raubein im Portfolio, das sich auch noch blendend verkauft: 84.100 Amaroks wurden 2012 weltweit abgesetzt, davon 3.900 in Deutschland, 5.600 in Osteuropa, 7.500 im Asien-Pazifik-Raum und satte 45.000 Stück in Südamerika.

Seit 1963 gibt es den Import-Zoll

Doch der Django aus Wolfsburg darf den Traum vom Wilden Westen nicht träumen. Schuld daran ist die "Chicken Tax": 1963 eingeführt, sollte die 25-prozentige Einfuhrsteuer auf landwirtschaftliche Produkte den heimischen Markt schützen. Dazu zählte auch der Import leichter Nutzfahrzeuge. Ursache dafür war der „Hühnerkrieg“ Anfang der 1960er Jahre, in dem sich Deutschland und Frankreich mit hohen Zöllen gegen die Einfuhr billigen amerikanischen Geflügels wehrten.

Die Chicken Tax wurde später für viele Produkte wieder aufgehoben, doch für leichte Nutzfahrzeuge blieb die anachronistische Schutzsteuer bis heute in Kraft. "Die Steuer betrifft sowohl komplette Fahrzeuge auch Teile von Zulieferern. Würde man den Amarok in den USA anbieten, wäre der Preis in jedem Fall außerhalb des ‚Sweet Spots‘. So nennt man die Preisspanne, innerhalb derer ein Fahrzeug für die Käufer interessant ist", erklärt VW-Pressesprecher Markus Arand.

Ford umgeht den Ärger

Um die Steuer zu umgehen, müsste man also die Fahrzeuge vor Ort bauen – oder kreative Tricks anwenden. Ford zum Beispiel importiert den europäischen Van Transit Connect als Pkw, demontiert in den USA dann sofort Rücksitze und ersetzt die hinteren Seitenscheiben durch Bleche. Schon ist der Transit wieder ein "Light Truck", also ein Nutzfahrzeug.

Mit dem Amarok ließen sich solche Kunststücke natürlich nicht durchführen. Wirklich weh tut den Deutschen die Abschottung des Pick-up-Marktes wohl ohnehin nicht: "Unterm Strich wären momentan als Wachstumsmärkte für VW die asiatischen Pick-up-Märkte, in denen es vergleichbare Beschränkungen nicht gibt, deutlich interessanter", so Firmensprecher Arand. Zudem wäre der Amarok für den US-Geschmack wohl auch etwas zu klein, schließlich sind Autos wie der Toyota Tundra, Chevy Silverado oder Ford F-150 viel voluminöser.

Vorort-Produktion ist der Ausweg

Was bleibt, ist ein Henne-Ei-Problem: Solange der US-Markt ohnehin verschlossen bleibt und eine Produktion vor Ort oder in der Zentralamerikanischen Freihandelszone (CAFTA) nicht in Frage kommt, werden die Wolfsburger wohl eine größere Version des Amarok erst gar nicht entwickeln. Schutzsteuern sind auch in Zeiten der Globalisierung immer noch ein beliebtes Instrument zur Abschottung der heimischen Industrie.

In China zum Beispiel sorgt eine Luxussteuer dafür, dass importierte Sportwagen oder Luxuskarossen rund doppelt so teuer sind als der eigentliche Verkaufspreis – Porsche und Co. leiden darunter. So verleiten die Chinesen westliche Autobauer auch dazu, immer mehr Autos vor Ort zu bauen.

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