-- Anzeige --

Autohersteller: Tüfteln an Verkehrs-App

04.07.2014 13:51 Uhr
App holt Anschluss: Autohersteller arbeiten an Smartphone-Lösungen, die Bus, Bahn und Carsharing verbindet.
App holt Anschluss: Autohersteller arbeiten an Smartphone-Anwendungen, die Bus, Bahn und Carsharing verbinden.
© Foto: picture alliance/dpa

-- Anzeige --

Der beste Weg von Hamburg nach Stuttgart? Die App schlägt einen Fußmarsch zur nächsten U-Bahn-Haltestelle vor, dann vom Hauptbahnhof mit dem Zug nach Stuttgart und dort ins Carsharing-Auto zu springen, statt sich in die Taxischlange einzureihen. Mit etwas mehr Zeit gibt es noch einen Fernbus als günstige Variante, auch ein Mitfahrangebot ist vorhanden. Ein eigenes Auto? Nicht nötig. Die praktischen Ideen stammt nicht aus einem App-Labor in Berlin oder im Silicon Valley, sondern von einem großen deutschen Autobauer. Hersteller wie Daimler, BMW aber auch VW arbeiten derzeit mit Hochdruck an neuen Verkehrsangeboten. Mobilitätskonzepte der Zukunft nennen sie es - oder intermodale Mobilität.

"Die Zulassungszahlen zeigen, es wird schwieriger für die Autohersteller, Autos zu verkaufen", sagt Peter Fuß von der Wirtschaftsberatung Ernst & Young. "Autohersteller sind besorgt darüber, dass es eine Entwicklung gibt, die ihr Geschäftsmodell erschüttert", meint Lorenzo Veronesi vom IT-Beratungs- und Marktforschungsunternehmen IDC. Er fährt fort: "Sie bemühen sich um eine neue Generation von Käufern, die Autos nicht mehr als Statussymbol kauft."

Nicht nur die Platzhirsche wie Google kämpfen mit ihren etablierten Anwendungen wie Google Maps um diese potenziellen Nutzer, auch neue Wettbewerber wie die Mitfahrvermittlung Uber, gegen die jüngst die Taxifahrer auf die Barrikaden gingen, drängen in das Geschäft um Verkehrsplanung. Gleichzeitig feilen etablierte IT-Firmen wie SAP an Software, die Mitfahrangebote und öffentlichen Nachverkehr verbindet.

Die großen Neulinge
Während es für die IT-Firmen darum geht, mit ihren Lösungen nur ein neues Geschäftsfeld zu besetzen, wagen sich die Autohersteller in absolutes Neuland. "Es geht um Neukundengewinnung und darum, neue Technologien auszuprobieren", sagt Wolfgang Bernhart von der Strategieberatung Roland Berger. Vor allem E-Autos kommen in die Carsharing-Angebote, um die Akzeptanz zu erhöhen - quasi als bezahlte Probefahrt mit eingebautem Lösungsansatz. Kann ein E-Auto-Fahrer für eine längere Strecke auf einen Mietwagen oder die Bahn zurückgreifen, stellt er sich nicht mehr die Frage nach der mangelnden Reichweite.

Wie viel Geld die Projekte bringen, ist noch nicht klar: "Langfristig ist der Markt immer noch sehr schwach", prognostiziert IDC-Analyst Veronesi. Daimler plant einer Sprecherin zufolge mit seinem Carsharing-Angebot und der Plattform Moovel bis Ende 2014 mit 100 Millionen Euro Umsatz. Die Profitabilität steht erst einmal hinten an. Bernhard Blättel, Leiter der Abteilung Mobilitätsdienstleistungen bei BMW, sagt: "Wir wollen Mobilitätsdienstleistungen als profitables Geschäftsfeld aufbauen. Das ist kein reines Marketingtool."

Auf Partnersuche
BMW hat extra den Wagniskapitalgeber iVentures ins Leben gerufen. Das in New York ansässige Unternehmung York solle strategische Beteiligungen und mögliche Kooperationspartner im App-Geschäft ausfindig machen, erklärt Blättel. Auch Daimler setzt zunehmend auf Kooperationen. Neben dem Einstieg bei myTaxi arbeitet der Hersteller mit einem Limousinen-Service und einem Fernbus-Anbieter zusammen, aber auch mit der Bahn und öffentlichen Nahverkehrsanbietern. VW hat gerade ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem Hannoveraner Nahverkehrsanbieter gestartet.

Nach Einschätzung von Wirtschaftsberater Fuß sind Kooperationen der richtige Weg: Denn mit dem App-Geschäft verließen die Autohersteller ihre Kernkompetenz. Freiwillig ist das Engagement nicht: "Die Hersteller müssen die Hoheit über den Kunden behalten", sagt Fuß. "Gleichzeitig droht ihnen ein Werteverfall des Autos."

Wie wichtig die Hoheit über den Kunden ist, zeigen Apps im Mobilfunkgeschäft: Frühere Platzhirsche wie Nokia oder Motorola konnten ihre Position nicht halten. Google und Apple dominieren heute das Geschäft, binden möglichst viele Nutzer an ihre Betriebssysteme, so dass sich die App-Hersteller auf die beiden großen Konzerne konzentrierten. Für Veronesi die beste Vorlage: "Die Autohersteller müssen ein Ökosystem aufbauen, wie wir es heute im Mobilfunk-Geschäft sehen." (dpa/kak)

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.