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Diesel-Stickoxid-Emissionen: Viel dreckiger als erlaubt

14.10.2014 11:28 Uhr
Autoauspuff
Nicht im Labor, sondern im Alltagsbetrieb getestet: Nach einer aktuellen Untersuchung des International Council of Clean Transportation (ICCT) stoßen moderne Diesel-Pkw bis zu sieben Mal mehr schädliche Stickoxide (NOx) aus als erlaubt.
© Foto: picture alliance/dpa

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Forscher schlagen Alarm: Nach einer aktuellen Untersuchung des International Council of Clean Transportation (ICCT – Internationaler Rat für sauberen Transport) stoßen moderne Diesel-Autos bis zu sieben Mal mehr schädliche Stickoxide (NOx) aus als erlaubt. Statt unter Laborbedingungen testeten die Wissenschaftler der Non-Profit-Organisation die Selbstzünder im Alltagsbetrieb. Sie fordern nun, ihre Messmethode bei der Zulassungsprüfung für neue Pkw in der EU zur Pflicht zu machen.

Unter Laborbedingungen verbrauchen Fahrzeuge oftmals unrealistisch wenig Kraftstoff und stoßen damit auch weniger schädliche Abgase aus. Die Forscher werfen den Autoherstellern in ihrer Studie vor, ihre Wagen nur für einen eng abgegrenzten Betrieb im Labor zu kalibrieren und nicht für reale Fahrsituation in Kundenhand.

Mit 15 modernen Diesel-Pkw legten die Experten im Rahmen von 97 Fahrten und mehr als 140 Stunden 6.400 Testkilometer zurück. Zwölf Autos erfüllten auf dem Papier die im September für Neufahrzeuge in Kraft getretene Euro-6-Abgasnorm, drei den entsprechenden US-Standard. Die ICCT-Studie ist nach eigener Angabe die erste systematische Untersuchung der realen Emissionen von Euro-6-Diesel-Pkw.

Fahrsituationen gemessen
Die Wissenschaftler wandten eine spezielle Messmethode (PEMS-Messung, portable emissions measurement systems) an, die eine genaue Untersuchung (Geschwindigkeit, Beschleunigung, etc.) der Fahrsituationen erlaubt, unter welchen erhöhte NOx-Emissionen beobachtet wurden. Der überwiegende Teil der beobachteten Überschreitungen konnte weder extremen noch untypischen Fahrsituationen zugeordnet werden, schreiben die Forscher. Stattdessen wurden stark erhöhte NOx-Emissionen bei Motorlasten, wie sie auch im Alltagsbetrieb vorkommen, zum Beispiel bei einer leichten Steigung, oder auch bei der normalen Regeneration der Abgasnachbereinigungssysteme, beobachtet. Im Schnitt lagen die realen Stickoxid-Emissionen der getesteten Fahrzeuge sieben Mal so hoch wie das gesetzliche Limit.

Mit Inkrafttreten der Euro-6-Norm wurde die zulässige Höchstgrenze für NOx von Diesel-Pkw auf 80 mg/km gesenkt. Rechnet man die Werte, die die Testflotte erzielte, auf die Neufahrzeugflotte hoch, entspricht das einem durchschnittlichen NOx-Wert von 560 mg/km. Auch die neuste Generation von Diesel-Pkw überschreite die Limits unter realen Fahrbedingungen systematisch, sind sich die Forscher sicher.

Im Alltag auf Euro-3-Niveau
Stickoxide (NOx) werden als gesundheitsschädlich eingestuft. Insbesondere Stickstoffdioxid ist eine Vorläufersubstanz von Ozon und kann zu Atemwegserkrankungen und vorzeitigen Todesfällen führen. Laut ICCT trägt der Verkehrssektor in Europa etwa 40 Prozent zu den NOx-Konzentrationen bei und ist damit größter Verursacher. Gesetzliche Regelungen zur Minderung von Stickoxid und anderen Emissionen wurden in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft. Unter Euro 3 (ab Januar 2000) lag die Höchstgrenze noch bei 500 mg/km.

Die Zulassung neuer Pkw nach Euro-Norm erfolgt allerdings derzeit noch auf Basis der – bereits in verschiedenen Studien als unrealistisch kritisierten – Fahrzeugtests im Labor. Es sei dringend notwendig, das zu ändern, auch vor dem Hintergrund der Erkenntnisse ihrer Analyse, meinen die ICCT-Wissenschaftler. Ein Gesetzesvorschlag ist in Vorbereitung und soll bis Ende des Jahres den EU-Mitgliedsstaaten zur Abstimmung vorgelegt werden. Laut ICCT könnte die neue Regelung ab 2017 Straßentests verpflichtend einführen. (Hanne Lübbehüsen/sp-x)

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