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New York Auto Show: Es geht um mehr

29.03.2016 11:20 Uhr
Toyota Highlander
Der Toyota Highlander geht in den USA als mittelgroßes Auto durch.
© Foto: Toyota

Big Apple - die New Yorker Auto Show macht ihrem Veranstaltungsort alle Ehre. Im Trend liegen in Zeiten des billigen Öls wieder große, starke und luxuriöse Autos.

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Von Peter Weißenberg/SP-X

Es ist doch alles nur eine Frage des Perspektive. Matt Schmitz etwa zieht nach der ersten Runde durch den Premierenpark auf der New York International Auto Show (NYIAS) das Fazit, dass es ja nicht überall um "Geschwindigkeit, Geld und Größe" gehe. Der neue Toyota Highlander etwa sei dafür doch ein Beleg. Ein "bodenständiges Messe-Debut", findet der Berater beim US-Verbraucherportal "Cars.com".

Nun, so gesehen gibt es in Manhattan nach den gegenwärtigen US-Maßstäben durchaus eine Menge ähnlicher neuer Angebote. Der Highlander, als SE mit 19 Zoll-Felgen, Sportfahrwerk, Acht-Stufenautomatik und einem 3,5-Liter-V6 bewaffnet, wäre eben nur zwischen Flens- und Freiburg ein Trumm von Auto - zwischen New York und Seattle gilt der Koloss gerade mal als Fullsize. Vernünftig ausgewachsen eben.

Der europäische Blick auf die Messedebuts in New York entdeckt denn auch die kompakten oder gar kleinen Sparmobile eher in den Nischen am Rande der Messe. Da feiert etwa der Smart Fortwo in aktueller Form reichlich verspätet auch in den USA seine Premiere. Von Chevy gibt es den früher bei uns als Aveo bekannten Sonic leicht facegeliftet zu sehen. Und Toyota hat ja auch noch den Prius als Plug-In-Hybriden zu bieten, Hyundai zeigt einmal mehr den Ioniq mit Elektro-, Hybrid- oder Plug-In-Hybrid. Es gibt sie noch, die braven Dinge. Ist ja auch notwendig - schon, um die Gesamtverbräuche der Modellpalette so niedrig zu halten, wie das die US-Umweltgesetze verlangen.

Fragt sich bloß, ob es auch die Masse der Kunden so sieht. Oder eigentlich fragt man sich das nicht, wenn die Augen auf der Messe offen bleiben. Denn bei Benzinpreisen von umgerechnet weniger als 50 Cent pro Liter schwelgen die Aussteller und ihre inländischen Besucher in PS-, Platz und Protz. Es geht um mehr. 

Amerikaner wollen Pick-ups   

Die Hälfte aller Käufer wollen in den USA ohnehin am Liebsten Pickup fahren - nach Art der rollenden Gebirge vom Typ Dodge Ram oder Ford F150, wie sie im Untergeschoss der Messe stehen. Aber auch ein Stockwerk darüber gilt: Bigger is better. Die Riege der Automobil gewordenen Donald Trumps repräsentiert etwa Chevrolets Camaro ZL1. Das Musclecar lässt 6,2-Liter-V8-Muskeln plus Kompressor, 649 PS und 868 Newtonmeter Drehmoment spielen. Die fetten Pneus haben nur unter stark verbreiterten vorderen Kotflügeln Platz und natürlich schaut der Chevy auch so grimmig drein, dass jeder Sonic freiwillig Richtung Graben driftet. Ganz archaisch ist die Komposition aber nicht: Neben dem Sechsgang-Schaltgetriebe gibt es auch die Zehn-Gang-Automatik - und 100 Kilo leichter ist der ZL1 der neuesten Generation auch.

Chrysler kontert so etwas zum Beispiel mit der Kombination aus SUV und “Höllenkatze”: Hinter der gepimpten Front eines Jeep Grand Cherokee lodert in der SRT Hellcat-Variante ein 717 PS starker 6,2-Liter-V8. Und den ohnehin schon nicht schwachbrüstigen Ford Mustang toppt eine Shelby GT-H-Variante, bei der der Fünfliter-V8 noch einmal aufgeblasen und im Renntrimm über den tempolimitierten Highway bollert.

In diesem Vergleich würde wohl auch Verbraucherratgeber Matt Schwartz bei den Premieren Made in Europe gleich das Siegel “Auto höchster Vernunft” aus der Hosentasche ziehen. Etwa beim Porsche Macan mit dem neuen turbo-aufgeblasenen Zweiliter-Vierzylinder, der 252 PS mobilisiert, dem Mini Cabrio von John Cooper Works mit seinem Zweiliter Twin-Turbo und 231 PS (ab 33.500 Euro), Alfas Giulia mit bis zu 300 PS schon in der Basisvariante - oder dem überarbeiteten CLA von Mercedes, mit rund 29.300 Euro Basispreis auf Höhe des bisherigen Modells; aber natürlich gegen Aufpreis auch hochmotorisiert zu haben.

"American way of drive"

Selbst Daimlers E 43 mit seinen 401 PS oder der Audi R8 Spyder mit seinen bis zu 600 PS aus den Untiefen des V10 wirken in New Yorks Showpalette nicht der Wirklichkeit entrückt - sondern eben "american way of drive". Auch, wenn Trumps sonst betonierte Fönfrisur bei mehr als 300 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit im Cabrio wohl nicht mehr standfest bliebe.

Den Reigen der Muskelspieler bereichern der aufgefrischte Nissan GT-R und der Toyota GT 86 mit neuer Front, hochwertigerem Innenraum, LED-Scheinwerfern und sportlich optimierte Abstimmung. Mazda zeigt das faltbare Hardtop für seinen Bonsai-Roadster MX-5 und Subaru den neuen Impreza mit Vierzylinder-Boxer und Allrad. Auch Hyundais US-Gegenspieler für den Dreier-BMW, den die Submarke Genesis in New York präsentiert, er dürfte wohl neben ausgereiftem Luxus auch eine Menge PS liefern.

Und dann gibt es da doch noch ein neues Auto, über das Matt Schwartz und seine US-Kollegen intensiv reden - obwohl das erstens erst in der zweiten Messewoche zu sehen ist und zweitens gar nicht in New York. Am 31. März wird Tesla wohl am anderen Ende des Kontinents in seiner kalifornischen Fabrik sein Modell 3 erstmals zeigen. Kompakt wie ein Golf, rein elektrogetrieben, mit 300 Kilometer Reichweite und ab 35.000 Dollar zu haben.

Klingt irgendwie unheimlich vernünftig, oder? Kein Wunder, dass der Wagen nicht in New York gezeigt wird.

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