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Wie einfach es doch früher war

31.03.2015 06:00 Uhr

Das Wissen um die neuen Helfer im Rad setzt sich nur langsam im Flottenalltag durch. Die Reifendienstleister haben ihre Mitarbeiter geschult und empfehlen frühzeitige Terminplanung.

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_ Seit November gehört zum Fundus an technischen Abkürzungen, die jeder Firmenwagenfahrer und damit auch der Fuhrparkleiter parat haben sollte, das Akronym RDKS. Die hier gemeinten Reifendruckkontrollsysteme sind in den Neuwagen Pflicht und bringen einige Hürden im Handling beim Pneu-Wechsel mit sich.

"Bei den Kunden-Fahrzeugen mit einem indirekten RDKS hat sich überhaupt nichts verändert und es entstehen auch keine Zusatzkosten, die mit den Zentralen neu verhandelt werden müssen", erklärt Christian Fischer, Leiter 4Fleet Group D-A-CH, schränkt gleichzeitig aber ein: "Muss ein Sensor bei Fahrzeugen mit direkten RDKS verbaut werden, entstehen zusätzliche Aufwände bei den Reifenfachhandelspartnern wie die Eingangskontrolle, Einbau neuer Sensoren in einem weiteren Satz Räder, Kalibrieren und eventuell Anlernen des Sensors." Dafür hat die 4Fleet Group laut Fischer mittlerweile feste Dienstleistungspakete rund um die RDKS-Dienstleistungen geschnürt, die bei der Abrechnung der Flottenfahrzeuge helfen. "Der Fahrer der Flottenfahrzeuge muss in diesem Fall etwas mehr Zeit für die Arbeiten in der Werkstatt mit einplanen. Die Veränderungen haben also vielmehr auf der Seite der Werkstätten stattgefunden, die mittlerweile zunehmend an Erfahrung gewonnen haben und die Dienstleistungen in diesem Jahr routinierter ausführen werden", stellt Fischer klar.

Ähnlich, nämlich auch zweigeteilt, fällt das erste Fazit von Carsten Fischer, Leiter Key Account Management Pkw bei Euromaster, aus: "Bisher hat die Einführung des RDKS noch keine bedeutende Rolle gespielt. In der Wintersaison haben wir keine großen Auswirkungen feststellen können, da sich die Saison über einen längeren Zeitraum erstreckt hat. Allerdings haben wir bei dem einen oder anderen Fahrzeug bereits einen deutlich höheren Zeitaufwand verbuchen müssen, wenn es Probleme bei der Beschaffung, der Programmierung oder dem automatischen Anlernverfahren gab. Kundenbeschwerden gab es weder zu dem höheren Zeitaufwand noch zu entsprechend höheren Kosten."

Warten auf den Winter

Bleibt die Frage, ob es auch beim Winterreifenwechsel so ruhig bleibt? "Wir rechnen im zweiten Halbjahr 2015 mit einer deutlich höheren Relevanz", bestätigt Carsten Fischer. Nach dieser Nagelprobe im Herbst könnten sich die neuen Prozesse aber schnell eingespielt haben, meint der Euromaster-Manager Fischer: "Für die nächsten Jahre erwarten wir eine deutliche Entspannung, denn neben der zunehmenden Routine wird sich die Liefersituation entschärfen und die Sensorenpreise sich auf einem akzeptablen Niveau einpendeln."

Einen Seitenblick gewährt Carsten Fischer auf die Preise, indem er feststellt: "Wir dürfen alle gespannt sein, wie sich der Preiskampf in der Branche in den einzelnen Kundensegmenten zukünftig entwickelt, bei Flotten und Leasingunternehmen gerieten die Preise bereits in diesem Winter unter Druck."

Deutliches Plus

Die Relevanz für die Flotte sieht Bernd Thorwart, Leiter Bereich Driver Fleet Solution, indes heute schon:"In der aktuellen Saison spielte das Thema RDKS im Flottengeschäft, anders als im Privatkundenbereich, bereits eine wichtige Rolle. RDKS bietet ein deutliches Plus an Sicherheit, Komfort, Umweltschutz und Kosteneinsparung - über diese Vorteile müssen Kunden kompetent informiert werden, um das neue System zu verstehen, die Kosten richtig einzuschätzen und vor allem die Vorteile wertschätzen zu können." Hier sieht nicht nur Thorwart häufig noch Erklärungsbedarf.

Erläutere man jedoch die Vorteile von RDKS und erkläre transparent den Mehraufwand an Material und Arbeitszeit, würden meist keine Zweifel bleiben. "Im Gegenteil", findet der Fachmann von Driver Fleet Solution,"RDKS ist ein ideales Instrument, um mit Fachkompetenz dem Kunden ein gutes und sicheres Gefühl zu vermitteln. Deshalb haben wir mit unseren Partnern schon im Vorfeld viele Schulungen durchgeführt und darüber hinaus umfassende Informationsunterlagen erstellt. Das alles kostet natürlich genau wie die Entwicklung von Automatismen im täglichen Betrieb zu Beginn etwas Zeit, aber RDKS wird schon bald ganz im Tagesgeschäft angekommen und die nötigen Abläufe integriert werden sein."

Volumen steigt

Optimismus versprüht auch Arnd Metzler, Teamleiter Flotten & Leasing bei First Stop Reifen Auto Service. "Insgesamt sehen wir die Entwicklung positiv, wohlwissend, dass das immer größer werdende Volumen an Fahrzeugen eine Herausforderung wird. Trotzdem erwarten wir den größeren Nachfrageschub erst wieder zum Winterreifengeschäft 2015, da dann die vornehmlich sommerbereiften Kfz auf Winterräder umgerüstet werden müssen."

Angst vor einer RDKS-Welle hat Metzler keine: "Wir haben unsere Point of Sale rechtzeitig vor dem letztjährigen Winterreifengeschäft geschult und entsprechend mit Sensoren bevorratet. Insofern hat uns das Thema schon lange beschäftigt und die M+S-Saison wurde problemlos abgewickelt."

Längere Servicezeit

Den Brückenschlag zwischen Mehraufwand und Schulung bringt auch Wolfgang Weigand, Bereichsleiter Vertrieb bei Servicequadrat, in seine Argumentation: "Grundsätzlich werden sich die Reifenservicezeiten weiterhin verlängern, da jedes Fahrzeug mit individuellen Systemen ausgestattet ist und die Ein- und Ausgangskontrollen auf jeden Fall erforderlich sind. Weiterhin werden in der kommenden Umrüstphase Überprüfungen eventuell defekter Batterien der RDK-Systeme erforderlich sein, was ebenfalls zu erhöhtem Service-Aufwand führt."

Umgehen könnte man dies durch Ganzjahresreifen. Aber einen Wechsel von den Spezial-Pneus für Winter und Sommer zu Ganzjahresreifen hat Weigand bislang nicht beobachtet: "Derzeit haben wir noch nicht festgestellt, dass der Anteil der Ganzjahresreifen wächst. Es könnte allerdings sein, dass sich der Anteil für bestimmte Fahrzeuge erhöhen wird." Mit seinem folgenden Tipp spricht Weigand stellvertretend für alle befragten Reifendienstleister: "Durch den verstärkten Einsatz von RDK-Systemen und den dadurch verbundenen zeitlichen Mehraufwand empfehlen wir bei den Servicepartnern vor Ort eine rechtzeitige Terminvereinbarung zu organisieren."

Universal-Sensoren

Die Rechnung, dass Zeit Geld ist, macht auch Sebastian König vom Flotten-Team bei Pitstop auf, wenn er meint: "Für die Kunden bedeutet die RDKS-Pflicht in erster Linie längere Wartezeiten und höhere Kosten. Die erhöhte Sicherheit sowie der geminderte Reifenverschleiß und Kraftstoffverbrauch stehen bei den Kunden nicht im Vordergrund. Eine Tendenz zu Ganzjahresreifen oder Ummontagen, um die Mehrkosten für RDKS zu umgehen, können wir nicht feststellen. Es lässt sich allerdings feststellen, dass immer mehr Universal-Sensoren für die Fabrikate mit direkt messenden Systemen passen. Die Chancen für sinkende Preise in diesem Bereich stehen somit nicht schlecht."

Dass die neue Zeit auch ein Zutun vom Kunden erfordert, daran lässt Andreas Kuhl keinen Zweifel: "Die Pflege und Montage von RDKS haben die Prozessabläufe sowohl in der Werkstatt als auch bei der Kundenannahme beziehungsweise der Auftragsbearbeitung verändert. Schon um ein sachgerechtes und faires Angebot machen zu können, ist die Mitwirkung des Kunden erforderlich", sensibilisiert der Key Account Manager Leasing- und Flottenkunden Deutschland & Österreich bei der Einkaufsgesellschaft Freier Reifenfachhändler.

"Vielfach ist eine Vor-Ort-Untersuchung des Fahrzeugs erforderlich. Zumindest aber sind zentrale Daten des Fahrzeugs aus dem Fahrzeugschein parat zu halten, damit ein zum Fahrzeug und zum Rad passendes System angeboten werden kann. Je nach Systemkonfiguration sind entsprechende Sensoren zu beschaffen, zu installieren und an die Bordelektronik anzulernen. Dies bedeutet einen im Vergleich zu herkömmlichen Rad-Reifen-Systemen erhöhten zeitlichen und damit auch finanziellen Aufwand."

Frühe Termine

Dies werde sich bereits in der Sommerreifen-Saison zeigen, meint Kuhl: "In der bevorstehenden Frühjahrssaison rechnen wir mit einem erhöhen Aufkommen der RDKS-Wartungsarbeiten, denn bei jedem Reifenersatz ist der Sensor zu überprüfen und nach den Herstellerrichtlinien zu verfahren, die einen Austausch des Ventilkits vorschreiben beziehungsweise empfehlen."

Bei Vergölst heißt es zum RDKS-Mehraufwand gefragt. "Je nach Art des verbauten Reifendruckkontrollsystems kann es vorkommen, dass zusätzliche Komponenten im Rahmen des Reifenwechsels benötigt werden. Zudem verlängern sich die Servicezeiten für den Rad- und Reifenwechsel", rechnet Vergölst-Sprecher Peter Groß vor.

Durch geschultes Personal und bereitgestellte Daten und Werkzeuge konnten die Zusatzaufwände bislang auf ein Minimum reduziert werden. Zur Kostenfrage gibt es eine klare Aussage von Groß: "Die Kosten variieren je nach Fahrzeugtyp und verbautem Reifendruckkontrollsystem. Generell kann man sagen, dass die Kosten bei einem indirekten, also über den ABS-Sensor messenden Reifendruckkontrollsystem, deutlich geringer sind."

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