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Ganzjahresreifen: Experte erklärt Vor- und Nachteile

11.10.2022 11:24 Uhr | Lesezeit: 3 min
Reifenproduktion bei Continental in Korbach.
© Foto: Continental

Andreas Schlenke ist bei Continental in der Reifenentwicklung für Pkw-Pneus. Den Profi fragen wir, was er von der neuesten Generation der Ganzjahresreifen hält und für welchen Einsatzzweck diese taugen.

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Autoflotte: Herr Schlenke, früher galt: Reifenentwicklung ist immer ein Kompromiss - es geht entweder um Winter- oder Sommertauglichkeit. Verschwimmt das, ob der immer besseren All-Season-Pneus, deren Tauglichkeit sich oft bereits in Reifentests widerspiegelt? Volvo rüstet ihren ersten reinen Stromer, den neuen C 40 beispielsweise ab Werk nur mit Allwetterreifen aus.

Andreas Schlenke: Wer wirklich bei jedem Wetter sicher unterwegs sein will, sollte nach wie vor auf saisonale Bereifung setzen. Wenn man in gemäßigtem Klima lebt, in dem mit wenig Schnee zu rechnen ist und wer keinen Winterurlaub im Mittelgebirge oder den Alpen plant, kann auch mit Ganzjahresreifen sicher unterwegs sein. Wir empfehlen Autofahrern, sich Rat im Reifenfachhandel, im Autohaus oder der Werkstatt zu holen, wenn sie auf Ganzjahresreifen umrüsten wollen.

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Autoflotte: Für wen ist der Ganzjahresreifen gänzlich ungeeignet oder anders gefragt: Mit welchen Erwartungen an Reifen sollte man weiter saisonal wechseln?

A. Schlenke: Es gibt einige Fahrzeuge, wie beispielsweise Sportwagen, die hohen Grip benötigen und daher mit den etwas weicheren Mischungen der Ganzjahresreifen - auch wenn diese passend verfügbar sind - nicht bestückt werden sollten. Auch gibt es Autofahrer, die auf Mobilität das ganze Jahr hindurch angewiesen sind - beispielsweise im Außendienst. Die Frage nach der Ganzjahresbereifung ist eine sehr individuelle, die jeder Autofahrer an seiner eigenen Anforderung an Mobilität beantworten muss.


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Autoflotte: Ist es sinnvoll, bei der Nutzung von Ganzjahresreifen nicht trotzdem alle sechs Monate zum Service zu fahren, denn schließlich sind die Pneus das schmale Bindeglied zwischen Auto und Fahrbahn?

A. Schlenke: Wir empfehlen dies generell allen Autofahrern - egal ob sie auf Ganzjahresreifen oder saisonaler Bereifung unterwegs sind. Sicher kontrolliert der Fachmann beim Wechsel von Winter- auf Sommerreifen, ob er Auffälliges sieht. Viele mögliche Schäden können ohnehin von Laien und von außen kaum erkannt werden. Ein halbjährlicher Check ist daher sehr empfehlenswert.

Autoflotte: Muss man immer noch als Reifenkunde bei der Nutzung von Ganzjahresreifen Einschränkungen hinnehmen, wenn es etwa um die Breite oder die Flankenhöhe sowie den Felgendurchmesser geht?

A. Schlenke: Es gibt für nahezu alle Fahrzeuge der Kompakt-, Mittelklasse und auch der Oberklasse passende Ganzjahresreifen. Die Entscheidung zu ihrer Montage ist immer eine individuelle, bei der man sich im Zweifel Rat bei den Fachleuten in Werkstatt und Handel holen sollte. Und man sollte genau überlegen, ob man bei einem gut motorisierten Wagen wirklich mit Ganzjahresreifen richtig ausgestattet ist, da diese Produkte tendenziell höheren Abrieb im Sommerbetrieb haben können als klassische Sommerreifen. Immerhin handelt es sich technisch eher um Winterreifen, die auch das Schneeflockensymbol tragen müssen, um für das Fahren unter winterlichen Bedingungen zugelassen zu sein.

Autoflotte: Gilt heute übrigens noch die alte Regel, wonach man im Winter lieber mit den schmaleren Reifen fährt?

A. Schlenke: Nein, wir empfehlen, auch im Winter dieselbe Reifengröße aufzuziehen, wie im Sommer. Schmale Reifen sind im losen Schnee vorteilhaft, wir fahren hier in Mitteleuropa jedoch in aller Regel auf festgefahrenen Schneedecken, auf denen breitere Reifen hohen Grip liefern. Zusätzlich haben Pkw auf trockener Straße im Winter mit derselben Reifengröße wie im Sommer sehr ähnliche Brems- und Handlingeigenschaften, der Autofahrer muss sich also nicht speziell auf die mit schmalen Reifen deutlich geänderten Fahreigenschaften einstellen.

Autoflotte: Herzlichen Dank für das Interview, Andreas Schlenke.

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