Piepser sind nur zweite Wahl

14.12.2018 06:00 Uhr

Jeder dritte Autofahrer in der Stadt fährt nicht, sondern sucht einen Parkplatz. Wer fündig wird, nutzt oft die Parkpiepser im Dienstwagen. Diese reichen laut der Allianz aber oft nicht aus, um Parkschäden zu mindern.

Die Parkplatzsuche verursacht nicht weniger als ein Drittel des Verkehrs in europäischen Innenstädten. 41 Stunden im Jahr verbringen Autofahrer durchschnittlich mit der Parkplatzsuche, erläuterten die Experten auf dem 6. Allianz Autotag im Allianz Zentrum für Technik (AZT) Ende September. Dabei gibt es natürlich ein Gefälle - je nach Stadt, wo man auf der Suche ist. "In Deutschland suchen Autofahrer durchschnittlich zehn Minuten nach einer Parkmöglichkeit und legen dabei eine Strecke von mehreren Kilometern zurück", zitierte der Vorstandsvorsitzende der Allianz Versicherungs-AG Joachim Müller eine Siemens-Studie (2015) und Statista-Daten (2017).

Viel Park- statt Verkehrsraum

Die extrem dichtbebaute Innenstadt von München beispielsweise ist mit mehr als 5.300 Quadratkilometern Parkraum versehen, das sind 12,5 Prozent der Verkehrsfläche, wie eine Ubeeqo-Studie herausstellt. Zum Vergleich Leipzig: Hier dienen nur 5,74 Prozent der Verkehrsfläche als Abstellorte. Parken gehört also zu den täglichen Grundfahrübungen, was sich auch in der Schadenstatistik zeigt. "Fast jeder zweite bei uns in der Kfz-Versicherung gemeldete Sachschaden ist ein Park- oder Rangierunfall", erklärte Müller.

Das Spannende dabei ist, dass hier weniger das Einparken das Problem ist, wie man denken könnte. Das AZT untersuchte 2015 zusammen mit Continental gut 3.500 Verkehrsunfälle und fand heraus, dass die überwiegende Anzahl der Park- und Rangierschäden beim Rückwärtsfahren passieren - und zwar vor allem beim Ausparken und Rangieren (84 Prozent aller Fälle). Beim Einparken krachte es nur in 16 Prozent der Fälle. Die Untersuchung brachte indes eine weitere Erkenntnis zutage, die staunen lässt. Demnach schnitten Fahrzeuge mit akustischen Warnsystemen (siehe Seite 68) nicht besser ab als jene ohne Parkpiepser. Die Lösung, dies wurde auf dem Event auch veranschaulicht, ist, dass die Parksysteme weitestgehend automatisiert eingreifen. Entsprechend positiv fiel seitens Müller das Urteil über jene automatisierte Lösungen aus:"Für uns als Versicherer bedeutet diese Gruppe der Parksysteme, dass nicht mehr die Fahrqualität des Menschen, sondern die Qualität der Maschine für die Schadenhäufigkeit ausschlaggebend ist. Ich bin davon überzeugt, dass hier mittel- bis langfristig der Schadenfreiheitsrabatt in seiner herkömmlichen Form durch einen Schadenfreiheitsrabatt des Assistenzsystems ersetzt wird."

Nach Auswertungen einer Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (Automatisiertes Fahren: Auswirkungen auf den Schadensaufwand bis 2035) unter Beteiligung des AZT könnten in Deutschland 63 Prozent der Park- und Rangierschäden und damit auch ein Schadensaufwand von gut 2,1 Milliarden Euro vermieden werden, wenn alle Fahrzeuge mit aktiv bremsenden Park- und Rangierassistenten ausgestattet wären.

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