_ Kommt er? Oder kommt er nicht? Lange war es keinesfalls sicher, ob Jaguar auch den XF Nummer zwei als Kombi vom Stapel lässt. Seit Herbst letzten Jahres ist es aber so weit - zwei Jahre nach der Limousine kommen auch wieder Jaguar-Liebhaber auf ihre Kosten, die mehr Platz für Familie und Hobby benötigen, aber trotzdem kein SUV fahren wollen. Wir finden: Der Mix aus Platz und Spaß stimmt im XF Sportbrake. Perfekt ist er nicht, aber das macht er mit seinem individuellen Statement mehr als wett.
Das Testauto
Keine Toplinie fuhr dieses Mal auf unseren Hof, sondern mit dem Portfolio eine der mittleren Ausstattungen. Keineswegs Mittelmaß war allerdings die Motorisierung, denn unter der Haube sorgte der Spitzendiesel 30d für Vortrieb. Der einzige Sechszylinder im XF leistet 300 PS, sein Drehmoment beträgt maximal 700 Nm. In dieser Kombi fährt der Kombi ab 57.345 Euro vor und hat bereits das eine oder andere Gimmick serienmäßig an Bord. Immer mit dabei sind unter anderem Achtgang-Automatik, Luftfederung hinten, Regensensor, Xenon-Scheinwerfer, silberfarbene Dachreling, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, Ledersitze (vorn elektrisch), Multifunktionslenkrad, schlüsselloses Startsystem, Laderaumtrennnetz, Verzurrösen, Zehn-Zoll-Touchscreen, Bluetooth und Soundsystem. Auf der Sicherheits- und Assistentenseite sind allerdings lediglich der Anhängerassistent und der Spurverlassenswarner nennenswert. Wichtige andere Assistenten gibt es lediglich gegen Aufpreis. Unser Testwagen kam allerdings mit einigen Extras wie Metalliclack, adaptivem Fahrwerk mit vier Fahrmodi, Panoramadach, adaptiven LED-Scheinwerfern, Lenkradheizung oder DAB-Radio. Bei der Sicherheitsausstattung rüstete die Jaguar-Testwagenabteilung mit dem Spurhalte-, dem Totwinkel- und dem Verkehrszeichenassistenten auf. Verbaute Pakete waren unter anderem das Fond-Komfort-Paket (zum Beispiel Vierzonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorn und hinten), das Head-up-Display-Paket, das Komfort-Paket Sportbrake (unter anderem Keyless Entry und E-Heckklappe) oder das "Navigation Pro"-Paket (unter anderem Navi, 12,3- Zoll-Digitalinstrumente). Im Parkhilfe-Paket Premium waren die 360°-Einparkhilfe, der Parkassistent und das Surround-Kamerasystem verbaut. Insgesamt kam das Testauto so auf einen Listenpreis von knapp über 77.000 Euro.
Karosserie
Der XF Sportbrake beweist: Dynamisches Design und Praxisnutzen schließen sich gegenseitig nicht aus. Gut - ein Raumwunder ist der englische Kombi nicht. Mit maximal 1.700 Litern Gepäckraum auf fast fünf Metern Länge gehört der XF - dank schräger und jetzt nicht mehr schwarz verkleideter D-Säulen - nicht zu den Anwärtern des Raumausnutzungs-Awards. Aber das soll er auch nicht, ist er doch ganz klar als Sportkombi positioniert. Der Heckklappenausschnitt ist aber groß und praktisch geschnitten, so dass die Beladung ohne größere Verrenkungen erfolgt. Die Passagiere haben übrigens überhaupt nichts zu meckern, Normalgewachsene sitzen vorn wie hinten komfortabel - das gilt im Fond trotz abfallender Dachlinie auch für die Kopffreiheit. Dank großer Seitenfenster gewinnt im Vergleich zur Limousine auch die Übersicht nach schräg hinten deutlich.
Interieur
Für den XF Sportbrake gilt im Grunde das, was wir schon über die Anfang 2017 getestete Limousine schrieben. Das Armaturenbrett zieht den Innenraum gefühlt in die Breite, und der Qualitätseindruck ist durchmischt. Zwar zeichnet sich das XF-Interieur durch hochwertiges Leder aus, die Kunststoffe und auch die Verarbeitungsqualität können da aber nicht immer mithalten. So war zum Beispiel die Zierleiste unterhalb des Zehn-Zoll-Touchscreens unsauber eingepasst. Die Bedienung dagegen gibt wenig Rätsel auf - zwar kommt das Infotainment nicht an die nahezu perfekte Menüstruktur deutscher Premiummarken heran, ist aus unserer Sicht aber deutlich weniger komplex als beispielsweise in vergleichbaren Volvo-Modellen.
Antrieb
300 Diesel-PS und maximal 700 Nm schon bei 2.000 Umdrehungen - was will man mehr? Der XF spurtet nicht nur aus dem Stand los wie der namensgebende Jaguar in freier Wildbahn, auch bei höheren Drehzahlen oder Autobahntempo muss sich die Elastizität nicht verstecken. Beim Tritt aufs Gas findet der Motor immer noch irgendwo Reserve. Von der Schaltung bekommt man im regulären Fahrbetrieb wenig mit, nur bei niedrigem Tempo und in den unteren Gängen ruckelt sie das eine oder andere Mal. Die 300 PS verleiten zu zügiger bis schneller Autobahnfahrt, und deshalb lag der Verbrauch bei uns im Schnitt bei 8,7 Litern Diesel, wenn wir den Gasfuß zügelten, bei 8,3 Liter. Damit lagen wir - trotz deutlich zügigerer Fahrt - im Gesamtschnitt mehr als einen Liter unter dem Verbrauch, den wir im Frühjahr für den Range Rover Velar mit gleicher Motorisierung ermittelten.
Fahrpraxis
Was uns auf der ersten Autobahnetappe direkt auffiel: Der 30d arbeitet im XF deutlich ruhiger als im Velar und klingt auch beim Beschleunigen weniger angestrengt. Hohes Tempo ist mit dem XF Sportbrake überhaupt kein Problem, Fahrwerk und Lenkung sind perfekt auf die Dynamik des Antriebs abgestimmt. Lediglich die Bremsen packten beim Verzögern aus höheren Geschwindigkeiten deutlich hörbar zu. Unser adaptives Fahrwerk war über vier verschiedene Fahrmodi konfigurierbar - in der Stadt und auf der Landstraße empfehlen wir den Normalmodus, auf der Autobahn aber durchaus den Dynamic-Modus. Damit fährt der XF immer noch komfortabel, federt aber deutlich straffer ab. Was uns ebenfalls auffiel: Das Digitalradio arbeitete im XF deutlich störungsfreier als im vorher getesteten Velar.
Autoflotte-Tipp
Der XF ist ein Langstreckenauto, die bevorzugte Motorisierung der Diesel. Vier Aggregate stehen hier zur Wahl: Der E-Performance mit 163 PS, der 20d mit 180 PS, der 25d mit 240 PS und der getestete 300-PS-30d. Unser Test-XF Anfang 2017 hatte den 20d unter der Haube und war keineswegs untermotorisiert. Weil es den 25d im Sportbarke nur mit Allradantrieb gibt, greifen wir kostenbewusst zum heckgetriebenen 20d - und zwar als Prestige. Der kommt serienmäßig mit Achtgangautomatik, Luftfederung hinten, Regensensor, Xenonlicht, 17-Zoll-Leichtmetallrädern, zehnfach verstellbaren Vordersitzen, Ledersitzen, Multifunktionslenkrad, Zweizonen-Klimaautomatik, schlüssellosem Start, Laderaumtrennnetz, Zehn-Zoll-Touchscreen, Bluetooth, Soundsystem oder Anhänger- und Spurverlassenswarner. So steht der Sportbrake ab 42.975 Euro in der Preisliste. Wenn wir dann noch
- das "Connect Pro"-Paket (unter anderem Echtzeitverkehrsinformationen; 521 Euro)
- das Fahrsicherheitspaket Premium (adaptiver Tempomat, Spurhalte- und Totwinkelassistent; 2.319 Euro)
- das Komfort-Paket (elektrische Heckklappe, Keyless Entry, Laderaumschienen; 1.246 Euro)
- das "Navigation Pro"-Paket mit Navi, Digitalinstrumenten und 380-Watt-Meridian-Soundsystem (1.579 Euro)
- das Parkhilfe-Paket Premium (360°-Einparkhilfe, Einparkhilfe vorn und hinten, Parkassistent, Surround-Kamerasystem; 2.772 Euro)
- das Winterpaket (beheizte Frontscheibe und Scheibenwaschdüsen, Lenkradheizung, Sitzheizung vorn und hinten; 1.015 Euro)
- Metalliclack (787 Euro)
- elektrisch einklappbare und abblendende Außenspiegel (482 Euro)
- LED-Scheinwerfer (546 Euro)
- DAB-Radio (333 Euro)
- die Verkehrszeichenerkennung (281 Euro) dazunehmen, kostet der XF Sportbrake 54.856 Euro und ist komplett auf Business-Belange ausgerichtet.
Details
Stärken & Schwächen
Stärken- Schick und praktikabel- Power-Antrieb- Service drei Jahre/ 100.000 km inklusive (Jaguar Care)Schwächen- Verarbeitungsqualität entspricht nicht in jedem Detail dem Preisniveau