Nach der Ankündigung des US-Autobauers, sich ab dem Jahr 2016 in Europa auf die Marken Opel und Vauxhall zu konzentrieren, steht die Frage, wie es mit Chevrolet weitergeht, im Raum.
Die deutschen Chevrolet-Händler wollen bei der Gestaltung des Markenabgangs mitentscheiden. Der Importeur habe bereits ein Gesprächsangebot signalisiert, man werde dort die Interessen der Autohäuser vertreten, sagte Thomas Bieling, Sprecher des Opel- und Chevrolet-Händlerverbandes VDOH, am vergangenen Freitag unserem Schwesterportal Autohaus Online. Gesprächsbedarf besteht, denn es sind ja noch Autos abzuverkaufen. "Wir müssen auch über die vom Handel getätigten Investitionen reden."
Zwischen den Stühlen
Interessenkonflikte zwischen den Opel- und Chevrolet-Vertriebsorganisationen sieht Bieling nicht: "Wir sitzen nicht zwischen den Stühlen, sondern wollen Lösungen für alle Partner finden, für Exklusiv-Händler, deren Existenz bedroht ist, wie auch für Dual-Händler, die die Marke Opel vertreiben."
Unter diesen seien auch Autohäuser mit einem hohen Chevrolet-Anteil, für die es ebenfalls eine wirtschaftlich verträgliche Lösung geben müsse. Wie viele exklusive Chevrolet-Partner es hierzulande gibt, konnte Bieling nicht sagen.
Opel wird profitieren
Bei der Beurteilung der überraschenden GM-Entscheidung ist er gespalten. Chevrolet vom europäischen Markt zu nehmen, könne durchaus als klares Bekenntnis zu Opel gewertet werden, sagte Bieling. Wenn GM sich künftig auf die Rüsselsheimer Marke konzentriere, sei das eine positive Botschaft. Davon werde Opel profitieren.
Andererseits glaubt der VDOH-Sprecher nicht, dass die Opel-Betriebe das Chevrolet-Volumen vollständig kompensieren werden. "Die Opel-Händler werden einen Teil der Chevrolet-Kunden gewinnen können, aber es werden auch Verkäufe wegfallen." Dabei sei das Kriterium Preis weniger entscheidend als die Design-Vorlieben der Kunden. "Wir haben zuletzt auch Opel preislich gut positioniert", so Bieling.
Auch nach 2016 bleibt ein Chevrolet-Service-Netz
Der VDOH geht davon aus, dass es auch über 2016 hinaus ein flächendeckendes Werkstattnetz für Chevrolet in Deutschland geben wird und die jetzigen Händler die Möglichkeit bekommen, ihren Servicevertrag weiterzuführen. Das mache vor allem Sinn für die Autohäuser, die bisher einen nennenswerten Chevrolet-Anteil hatten, so Bieling. Ein Konzept werde der Importeur in Kürze vorlegen. Der Verband geht ohne konkrete Forderungen in die Gespräche. Man wolle sich alles in Ruhe anhören und beurteilen.
Kurt Kröger bedauert den Abgang von Chevrolet sehr. "Wir haben die Marke immer mit großer Überzeugung verkauft", sagte der Dello-Chef gegenüber Autohaus. Die Entscheidung von GM sei aber aus Konzernsicht nachvollziehbar. "Ich sehe eine deutliche Aufwertung von Opel." Jetzt müssten die Kunden über die Hintergründe aufgeklärt werden, dann würden sie den Markenrückzug auch verstehen.
Kundenbindung als Erfolgsschlüssel
Verteilungskonflikte zwischen Opel und Chevrolet kann Kröger nicht erkennen. Für die Händler sei es nun wichtig, die Chevrolet-Kunden im Autohaus zu halten. "Ich sehe hier vor allem eine Frage der Kundenbindung." Dello habe rund 10.000 Chevrolet-Kunden, die man weiterhin mit vollem Einsatz als Stammkunden behandeln werde. "Ich bin überzeugt, dass wir einen Großteil davon dauerhaft halten können, vorausgesetzt die beiden Hersteller unterstützen uns dabei tatkräftig." (Frank Selzle)