-- Anzeige --

Schadenrisiken senken

28.02.2014 12:02 Uhr

-- Anzeige --

Schadenrisiken senken

Flottenversicherung & Prävention | So manche Flottenverantwortliche kämpfen mit gestiegenen Versicherungsbeiträgen und versuchen mit Riskmanagement entgegenzusteuern. Für einige ist das allerdings kein Thema.

— Viele Fuhrparkmanager verzeichnen eine Steigerung der Versicherungsbeiträge für ihre Fahrzeuge in 2014. Das hat eine Umfrage der Autoflotte unter 38 Flottenverantwortlichen ergeben. Etwas mehr als ein Viertel von ihnen hat die Aufwendungen dafür aber auch stabil halten und weitere rund 21 Prozent haben sie sogar senken können (siehe Grafik „Versicherungsbeitrag | Aufwendungen meist gestiegen“ rechts oben).

Zu Letzteren zählen neben einem Unternehmen aus der Gesundheitsbranche mit 25 Fahrzeugen und einem Maschinenbauer mit rund 1.000 Einheiten, die lieber nicht genannt werden wollen, auch die Malteser Bayern/Thüringen, Nayak Aircraft Services, Pfalzwerke und die Software AG. Sie haben sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert (siehe Grafik „Prozentuale Veränderungen | Tendenzielle Zunahme“ rechts unten).

Von konstanten Beiträgen berichten unter anderem die Flottenmanager von Arburg, Baxter, Gries Deco Company und Kellner Telecom. Weitere Unternehmen sind ein Chemiekonzern mit mehr als 5.000 und zwei Maschinenbaufirmen mit rund 3.500 respektive 330 Einheiten, ein Lebensmittelproduzent mit rund 1.400 und eine Unternehmensberatung mit rund 200 Fahrzeugen.

Zu denjenigen, die mit Beitragserhöhungen umgehen müssen, gehört etwa Jean Gasch, Fleet Managerin bei CapGemini mit rund 900 Pkw. Sie verbucht mehr als 40 Prozent. Ilona Pfänder von Prettl mit rund 480 Firmenwagen hat bei der Frage nach den prozentualen Veränderungen einen Anstieg von elf bis 20 Prozent angekreuzt. Die meisten Teilnehmer mit Steigerungen sprechen jedoch nur von leichten Zuwächsen zwischen sechs und zehn Prozent (siehe Grafik „Teilnehmer | Flotten nach Größe“, rechts unten). Davon ist eine Yvonne Stump, Fuhrparkmanagerin bei Alno mit rund 100 Autos. Des Weiteren haben dies beispielsweise Unternehmen aus der Automobilzulieferer-, IT-, Kosmetik-, Lebensmittel- und Pharmabranche registriert.

Geringe Erhöhungen von bis zu fünf Prozent melden Marcus Federhoff, Fuhrparkmanager bei der BayWa mit rund 6.000 Einheiten, und Norman Scheck, Teamleiter Mobilitätsmanagement der EnBW mit rund 3.500 Fahrzeugen, sowie ein Chemieunternehmen mit fast 800 Pkw.

Gründe für höhere Beiträge | So unterschiedlich wie die Branchen, Strukturen und Größen der einzelnen Fuhrparks sind, so verschieden sind auch die Gründe für die Entwicklungen. Einen gemeinsamen Nenner teilen sich jedoch alle: Die Beiträge sind entsprechend den Schadenzahlen und -aufwendungen entweder in die Höhe geklettert oder haben sich verringert.

Die Flottenmanager mit gestiegenen Beiträgen nennen allgemein beispielsweise die „branchenweite Schadens- und Kostenentwicklung“, „zu viele Schäden“, „erhebliche Verschlechterung des Schadenverlaufs“, „schlechter Schadenverlauf respektive Rentabilität“, „einzelne Großschäden“ und „höhere Schadenquoten“ als Ursachen. Die Fuhrparkleiterin eines Kosmetikkonzerns mit mehr als 500 Pkw sieht das Plus von sechs bis zehn Prozent als logische Folge davon, dass der Versicherer in den vergangenen Jahren keine Erhöhungen vorgenommen hat.

Der Fuhrparkleiter eines IT-Unternehmens mit fast 100 Fahrzeugen wird etwas konkreter und beschreibt Probleme mit dem Versicherer: „Wir haben eine negative Schadenbilanz in Verbindung mit Rückstellungen für noch nicht abgerechnete Fälle. Und ich habe zu diesen, trotz mehrmaliger Aufforderung, keine Details erhalten.“ Marcus Federhoff, Fuhrparkmanager der BayWa, führt den leichten Anstieg von bis zu fünf Prozent im Unternehmen wiederum auf die negative Belastung hauptsächlich durch Großereignisse wie Flut- oder Hagelschäden zurück. Extremer Hagelschlag im Juli 2013 hat beispielsweise auch bei Ilona Pfänder von Prettl ins Kontor geschlagen.

Eine Flottenmanagerin mit rund 1.150 Fahrzeugen sieht dagegen tendenziell steigende Preise für Flottenversicherungen: „Die allgemeine Situation auf dem Versicherungsmarkt hat sich verändert. Wir haben eine Ausschreibung gemacht und alle vier Versicherer haben im Vergleich zum Vorjahr aufgeschlagen.“

Ursachen für Stabilität | Flottenbetreiber mit konstanten Beiträgen begründen das ebenfalls unterschiedlich. Für Martin Benzing, Leiter Fuhrpark- und Travelmanagement bei Arburg mit zirka 150 Fahrzeugen, fußt die stabile Entwicklung der Beiträge auf dem internen professionellen Riskmanagement-(RM-)Konzept in Verbindung mit externem RM: „Nur dadurch konnten wir nachweisbar erklären, dass wir laufend eine Vielzahl von Schadenpräventionsthemen unterstützend vornehmen, die den wichtigen Indikator der Schadenhäufigkeit bei uns stabil gehalten hat. Alternativ wären diesjährig sicher – auch marktweit bedingte – Prämienerhöhungen im zweistelligen Bereich erforderlich gewesen.“

Wilfried Hauffen, Head of Purchasing Germany and EMEA Real Estate bei Baxter mit zirka 360 Fahrzeugen in Deutschland, rund 2.900 in EMEA und 4.400 global, hält mit einem individuellen Modell die Beiträge auf einem Niveau: „Wir sind Eigenversicherer (eigene Rückversicherung) im Haftpflichtbereich, daher haben wir auch Einfluss auf die Prämien. Außerdem ist unsere Schadenquote gleichgeblieben. Und wir haben keine Teil- oder Vollkasko.“ Ein weiterer Grund sei, dass die Eigenschäden direkt in die Nutzerkostenstelle gehen würden.

Selbstbeteiligung als Stellhebel | Zugleich zeigt das Beispiel des Unternehmens aus der Gesundheitsbranche mit 25 Fahrzeugen mit positiver Beitragsentwicklung, dass dem nicht zwangsläufig geringere Schadenzahlen und -aufwendungen zugrunde liegen müssen. Stellhebel kann auch eine Veränderung der Selbstbeteiligung (SB) in der Kasko sein. So meint der Umfrageteilnehmer hierzu: „Nachdem die Versicherungsbeiträge von 2012 auf 2013 sehr angestiegen sind, haben wir die Tarife für 2014 auf den Prüfstand gestellt und hier Veränderungen vorgenommen, wie die Erhöhung der Selbstbeteiligung im Teilkaskobereich.“

Auch Jean Gasch bedient sich der SB. Sie hat sich von der Vollkaskoversicherung aufgrund der hohen Schadenquote versus Versicherungsprämie verabschiedet.

Marcus Federhoff von der BayWa hat ebenfalls gute Erfahrungen mit der SB als Stellhebel gemacht: „Um den Anstieg von Versicherungsprämien nachhaltig zu minimieren, wurden verstärkt risikoadäquate Selbstbehalte vereinbart. Durch diese Maßnahmen werden die Versicherungsverträge von Kleinstschäden sowie von den Kosten für die interne und externe Administration entlastet.“ Zudem seien durch die Einführung eines Rahmenvertragspartners für Glasschäden die Kosten so weit gesenkt worden, dass zukünftig Glasschäden nicht mehr im Versicherungsumfang enthalten sind. Dies trage nachhaltig zur Reduzierung der Schadenquote bei.

Daneben begründet etwa HBW Bau mit 55 Fahrzeugen den Effekt zum Beispiel auf die Typklassenänderung der Fahrzeuge und die Anpassung der Regionalklasse.

Schäden und Beiträge senken | Einen erneuten positiven Schadenverlauf in 2013 nennt Michael Bauer, Produktverantwortlicher Fahrdienst der Malteser Bayern/ Thüringen mit etwa 1.340 Fahrzeugen, als Impuls, der sich unmittelbar auf die Versicherungsprämie in 2013 ausgewirkt habe. Eine geringe Schadenquote von 19,8 Prozent in 2013 ohne Reserve und von 35,1 Prozent mit Reserve sind wiederum bei Sigrid Nelles, Fuhrparkleiterin der Nayak Aircraft Service mit fast 70 Einheiten, in weniger Beitrag für dieses Jahr gemündet. Und Stephan Dennerle von den Pfalzwerken mit rund 930 Fahrzeugen erläutert die Einsparungen zwischen fünf und neun Prozent folgendermaßen: „Wir hatten einen guten Schadenverlauf. Bei Reparaturen wird außerdem stark darauf geachtet, dass die Kosten gering gehalten und keine Schönheitsreparaturen gemacht werden.“

Desgleichen haben sich bei Thomas Schmuck, Chief Purchasing Officer der Software AG mit rund 500 Pkw, die Beiträge aufgrund des günstigen Schadenverlaufs und von Optimierungsmaßnahmen verringert.

Der Maschinenbauer mit rund 1.000 Fahrzeugen profitiert davon, dass er sein Schadenmanagement auf ein neues Fundament gestellt hat. Der Fuhrparkleiter sorgt nun dafür, dass jeder Schaden von einer Prüforganisation angeschaut und der Reparaturumfang von dieser festgelegt wird. Die Schäden werden zudem mit Smart Repair oder durch eine freie Lack- und Karosseriewerkstatt instand gesetzt und das Glasmanagement übernimmt bundesweit ein Glasdienstleister. Er ergänzt: „Schwere Unfallschäden werden in Abstimmung mit dem Leasinggeber in einer Restwertbörse angeboten und höchstbietend verkauft. Dies reduziert ebenfalls nochmals die Schadensumme. Außerdem verzichten wir auf Unfallersatzwagen und verwenden kleine Fahrzeuge aus dem internen Carpool. Jeder Nutzer erhält bei einem Unfallschaden das Schadengutachten zur Kenntnis.“ Die Optimierung der verschiedenen Stufen hat die Beiträge sinken lassen.

RM zur Schadenprävention | Ungeachtet der Beitragsentwicklungen spielt für die meisten Umfrageteilnehmer das Riskmanagement eine große Rolle. Rund drei Viertel setzen es ein, um die Schadenzahlen und Beiträge zu beeinflussen. Nur wenige messen RM keine Bedeutung bei und wollen ihm auch künftig nicht mehr Raum geben (siehe Grafik rechts: „Riskmanagement | Umsetzung und Vorhaben“).

Die Mehrzahl nutzt demzufolge einen bunten Mix an RM-Instrumenten. Zu den Standards gehören vor allem technische Maßnahmen wie Einparkhilfe und Rückfahrkameras, regelmäßige Schadensanalysen und Fahrertrainings.

Viele haben auch Unfallanalysegespräche mit den Fahrern und deren Beteiligung an den Kosten, zum Beispiel bei selbstverschuldeten Schäden, in ihrem „Werkzeugkoffer“ (siehe Grafik unten: „Riskmanagement-Maßnahmen | Instrumente im Einsatz“).

Bei einigen kommen unter dem Punkt „andere“ außerdem individuelle Maßnahmen hinzu. Hierzu zählen etwa „Werkstattsteuerung über das Werkstattnetz des Versicherers bei Kaskoschäden“, „nicht nur Fahrer-, sondern auch Vorgesetzten-Information zu den Schäden, Anzahl und Kosten“, „Neuordnung der Firmenwagenrichtlinie (Reduzierung des Fahrerkreises)“ oder „interne Flyer ‚Wichtige Informationen für eine sichere Fahrt’; Nutzer werden bei der Übergabe des Fahrzeugs in die sicherheitstechnischen Einrichtungen sowie in die fachgerechte Handhabung der Bedienungselemente des Fahrzeugs unterwiesen“.

Weitere Stellschrauben sind ein „eigenes Programm für Fahrerschulungen und dafür ausgebildete Mitarbeiter, Broschüren/Newsletter über Witterung Herbst/Winter, Sommer/Herbst, Abstand und Geschwindigkeit sowie weitere Informationen bezüglich Fahrzeug, Umfeld und Mensch“, „Aufzeigen bei Dienststellengesprächen der aktuellen Entwicklung und der Kosten für die einzelnen Schäden“ sowie die Weiterleitung der Schadenschlussmeldung der Versicherung an den betroffenen Fahrer, um diesen zu sensibilisieren.

Tipps der Fuhrparkmanager | Der Flottenverantwortliche eines IT-Unternehmens erklärt sein Vorgehen genauer, wenn er die Fahrer über den Schaden informiert. Sie werden von ihm persönlich zu Unfällen und deren Vermeidungspotenzial angesprochen. Nachdem der Schaden behoben wurde, werden sie auch über die Reparaturkosten informiert und die Aufwendung wird in Relation zu monatlichen Versicherungszahlen gesetzt. Er illustriert das anhand eines Beispiels: „ Dein Einparkschaden entspricht dem Versicherungsbeitrag von 25 Monaten – du bist mitschuldig, dass wir immer weniger Auto fürs gleiche Geld bekommen …“ Ziel sei es, auf diese Weise die Achtsamkeit unter den Fahrern zu steigern.

Für Martin Benzing von Arburg ist es wichtig, eine laufende Beratung zu eingetretenen Schäden mit externem Blick zu erhalten. Denn als Fuhrparkmanager gerate man leicht in den firmeninternen „Tunnelblick“. Insofern sei er sehr dankbar, in den Quartalsgesprächen nochmals auf die Ursachensuche mit externer Fachexpertise eingehen zu können. Auch der laufende Austausch unmittelbar nach einem Unfall mit dem Fahrer gehört seiner Ansicht nach zu den bereits langjährig praktizierten und bewährten RM-Konzepten.

Disziplinierende Wirkung sieht Sigrid Nelles von Nayak Aircraft Service in der Beteiligung der Fahrer: „Im Bereich der Dienstwagen erreichen wir durch eine Kostenbeteiligung eine Verringerung der Schadenzahlen und stärken das Bewusstsein im Umgang mit dem Fahrzeug.“ Bei den Poolfahrzeugen gestalte sich dies zwar etwas schwieriger. Aber bei unklaren Schadenhergängen oder dem Verdacht der Fahrlässigkeit lade man die Mitarbeiter zum Gespräch ein.

Der Fuhrparkleiter eines Lebensmittelherstellers lässt die Fahrer wiederum kräftig üben. Hintergrund ist, dass Rangierschäden den höchsten Anteil, gemessen an der Gesamtschadenzahl bei den Pkw und Transportern, bildeten. Deshalb würden zum Test derzeit Rückfahrkameras in den Transportern eingebaut, neueste Informationen über Newsletter zur Entwicklung verschickt und Rangierübungen durchgeführt, um Schäden und Unfälle zu reduzieren.

Die Trainings für die Fahrer der rund 1.500 Fahrzeuge sollen immer wieder stattfinden, bis die Schadenfrequenzen spürbar sinken. Damit habe er es auch geschafft, dieses Jahr die Beiträge konstant zu halten. Mittel- bis langfristig sollen sie aber nach unten gehen. Für ihn sind das probate Mittel dazu die RM-Maßnahmen. | Annemarie Schneider

-- Anzeige --
-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


BMW Serviceleiter (m/w/d)

Heidenheim an der Brenz

-- Anzeige --
KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --
WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.