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Fahrbericht BMW Active Tourer 225i: In der falschen Haut

18.12.2014 10:55 Uhr
In die Tiefe des Raumes. Der BMW Active Tourer ist ein guter Kompaktvan mit zwar nicht übermäßig, aber ausreichend Platz für vier Erwachsene.
© Foto: BMW

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Nichts bleibt so wie es war und selbst scheinbar in Blech gemeißelte Grundsätze gelten heute nicht immer oder mehr. Gehen wir mal zehn Jahre zurück und stellen uns vor: Die Bayerischen Motoren-Werke bauen nicht nur Elektroautos, nein –viel schlimmer – sie produzieren auch Fahrzeuge mit Fronantrieb, Quereinbau und Motoren mit drei mickrigen Zylindern. Und dann gibt es auch neuerdings auch noch Vans im Angebot. Unvorstellbar. Vor zehn Jahren. Aber heute?

Okay, den X6 und dessen Brachialoptik haben wir so gerade noch verkraftet. Aber seit einigen Wochen begegnet man auf unseren Straßen auch Kompaktvans, die das BMW-Logo tragen. Kompaktvans! In dieser Fahrzeugklasse – die von einigen auch als Mums-Car bezeichnet wird, dabei fahren die Mütter doch heute SUV – erwarten wir doch eher ein Fahrzeug mit Stern (B-Klasse) oder sogar „Das Auto“ (als Sportsvan). Aber einen BMW? Die Bayern wissen um die Gefahr und mildern sie schon mal, in dem sie das Fahrzeug einfach Active Tourer nennen, das klingt nach Jugend, Sport, Fun und nicht nach Nacken- und Rückenschonung. Wir bekämpften unsere Vorbehalte zusätzlich, indem wir nicht etwa die Version mit Dreizylinder (218i) zum Test bestellten, sondern gleich mit dem Spitzenmodell 225i auf dicke Hose machten. So viel BMW – Frontantrieb hin, Quereinbau her - muss dann in einem Kompaktvan schon sein.

Wuchtiger Raumwagen
Leider fällt das Ergebnis ein wenig zwiespältig aus. Der Active Tourer ist ein guter Kompaktvan mit zwar nicht übermäßig, aber ausreichend Platz für vier Erwachsene (und einem Kind hinten Mitte). Die Rückbank ist zudem um bis zu 13 Zentimeter verschiebbar (250 Euro netto) und der Beifahrersitz kann umgeklappt werden (160 Euro). Damit ist dann auch der Transport von langen Gegenständen ein Kinderspiel, zumal wenn man die dreigeteilten Lehnen per Knopfdruck aus dem Kofferraum heraus entriegelt und sogar mit einer Fußbewegung unter dem Heck die rückwärtige Klappe elektrisch öffnet (380 Euro).

Auch der Antrieb ist als solcher eine Wucht. Der 2,0-Liter-Benziner leistet 231 PS und hat mit dem 1,5-Tonner naturgemäß leichtes Spiel. Das liest sich an den Fahrleistungen ab: Nach 6,6 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, bis zu 240 km/h sind auf der Autobahn drin.

Leider funktioniert die Kombination aus Van und sportlichem Motor nicht ganz so gut. Denn der Active Tourer ist damit schlicht übermotorisiert. Oder anders ausgedrückt: Der formidable Motor steckt in der falschen Haut. Das wird besonders deutlich, wenn man den „Fahrerlebnisschalter“ auf „Sport“ gestellt hat. Dann wird der BMW derart scharf, dass er sich wie ein nervöses Rennpferd benimmt. Die Gasannahme ist so direkt, dass das häufig missbrauchte Bild vom „streichelnden“ Gasfuß hier mal stimmt. Wer etwa in der Stadt vergisst, den Schalter wieder auf das empfehlenswertere Comfort-Programm zu stellen, muss aufpassen, dass er beim beherzten Anfahren dem Vordermann nicht schlicht und schnell ins Heck prescht. Aber selbst im Normalmodus macht der Active Tourer seinem Namen allzu viel Ehre und wirkt wie ein Fahrzeug, bei dem Entwickler mit aller Gewalt keinen Kompromiss zwischen Bequemlichkeit und Sport eingehen wollten.

Handlich zu fahren
Das hat nicht nur Nachteile, denn tatsächlich lässt sich kein anderer Van derart handlich fahren. Das Thema Frontantrieb kann man an dieser Stelle zumindest getrost vergessen. Der Active Tourer fährt sich wie ein echter BMW, nur eben nicht wie ein Kompaktvan. Dass die Nutzung des verführerischen Leistungspotenzials zudem ins Geld geht, ist kein Wunder. Ein Wunder ist eher, dass wir trotzdem auf einen noch gerade annehmbaren Durchschnittsverbrauch von 7,2 Liter kamen.

Ansonsten bietet der BMW alles, was sich das Autofahrerherz wünscht, aber fast alles davon gegen Aufpreis. Zu den knapp 31.900 Euro Grundpreis für das Spitzenmodell, allerdings ist die schon häufig zu recht gelobte Achtgangautomatik hier immer Serie, summieren sich Extras, von denen Lederausstattung, Navigation oder Xenonlicht zwar die teuersten, beileibe aber nicht die einzigen Punkte auf der langen Liste sind. Wir schätzen den Preis unseres Testwagens auf rund 46.200 Euro.

Soviel Geld muss man also schon investieren, wenn der Sportler und der Familienvater im Innersten miteinander gekämpft haben – und keiner gewonnen hat. Falls aber doch der Familienvater siegt, empfehlen wir den Active Tourer als tollen 218d mit 150 PS für vergleichsweise günstige 26.100 Euro. Und falls der Sportler den Sieg davonträgt empfehlen wir einen 428i. In beiden Fällen passen Funktion und Antrieb dann auch wieder perfekt zusammen. (Peter Eck/sp-x)


BMW 2er Active Tourer

BMW 2er Active Tourer Bildergalerie

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