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Fahrbericht Cadillac ATS Coupé: Außenseiter aus Amerika

30.10.2014 09:43 Uhr
Auf den ersten Blick als Cadillac zu erkennen: das neue ATS Coupé.
© Foto: Cadillac

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Wir alle wollen individuell und anders sein, uns von Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen unterscheiden. Als Autofahrer greift man daher gerne zu – natürlich wiederum streng genormten – Individualisierungspaketen, Sondermodellen oder einzelnen Optionen und packt sie in sein hunderttausendfach verkauftes Fahrzeug. Wem dies zu profan ist, wer andererseits selbst Lexus oder gar Infiniti als zu häufig in unserem Straßenbild definiert, muss zu echten Exoten greifen. Solche gibt es in Deutschland durchaus zu kaufen, eine dieser Marken ist sogar weltbekannt: Cadillac.

2013 verkaufte die GM-Marke bei uns keine 150 Fahrzeuge. Von allen Modellen! Da kann man sich leicht ausrechnen, wie selten das neue ATS Coupé auf unseren Straßen fahren wird. Ab Ende Oktober ist die zweitürige Version der bereits erhältlichen ATS Limousine bei einem der derzeit zehn deutschen Cadillac-Händlern bestellbar – zu Preisen ab 33.300 Euro (netto).

Der Viersitzer ist ein echter Hingucker, mehr noch als die Limousine. Beide haben zwar die gleichen, messerscharfen Bügelfalten in der Karosserie, aber das Coupé duckt sich mit 1,40 Höhe flacher auf die Straße, bei gleichzeitig etwas breiterer Spur. Sieht durchaus gut aus, wenn man das Designkonzept als solches mag.

Cadillac positioniert sich mit dem ATS Coupé auch gegen deutsche Wettbewerber wie den Audi A5 oder den BMW 4er. Eigentlich habe man aber, so der europäische Markendirektor Vijay Iyer, eher Fabrikate wie Infiniti, Jaguar oder Lexus im Visier. Speziell von den Japanern unterscheidet sich der Amerikaner eben durch ein erkennbar eigenständiges Design – und durch sein eindimensionales Antriebsangebot.

Nur vier Töpfe
Denn unter der Motorhaube arbeitet stets ein aufgeladener 2,0-Liter-Benziner, Cadillac erfüllt in Europa also noch nicht einmal Hoffnungen auf einen standesgemäßen Sechszylinder. Hier arbeiten nur vier Töpfe, liefern dem ATS Coupé aber immerhin  276 PS Leistung und 400 Newtonmeter Drehmoment. Das ist mehr, als die Konkurrenz bei ähnlichen Motorisierungen zu bieten hat. Für einige wohl enttäuschend fällt dagegen die Höchstgeschwindigkeit aus, sie beträgt 240 km/h. Mit dem gegen 1.700 Euro Aufpreis in den zwei höchsten der insgesamt vier Ausstattungsstufen erhältlichen Allradantrieb sind es 230 km/h. Man merkt, dass die amerikanischen Ingenieure bei der Entwicklung des Motors kaum deutsche Autobahn-Hochgeschwindigkeitsorgien im Blick hatten.

Das Aggregat arbeitet leise, kaum etwas vom sowieso eher dünnen Klang dringt in den gut gekapselten Innenraum. Nur wenn man per Kickdown die Sechsgang-Wandlerautomatik zum Zurückschalten zwingt, heult der Motor heiser auf und dreht willig nach oben. Das sportliche, aber eine Idee zu trocken abgestimmte Fahrwerk hat in keiner Kurve Probleme mit der Leistung, die ZF-Lenkung arbeitet zudem präzise. Keine Spur mehr vom schwammigen Fahrgefühl früherer Amis. Nur die Automatik findet nicht immer auf Anhieb die richtigen Gänge. Kein echtes Problem: Mittels der serienmäßigen Schaltpaddel kann man diese Arbeit selbst übernehmen.

Klappern und Knistern
Beim Platzangebot zeigt das Coupé die seiner Bauart gemäßen Schwächen. Der Kofferraum fasst weniger als 300 Liter Gepäck und auf den hinteren Plätzen sollte man nur Kinder mitnehmen. Vorne dagegen sitzt man in bequemen Sitzen mit großem Verstellradius und schaut auf Leder und weiche Kunststoffe, die auf den ersten Blick zumindest sauber verarbeitet wirken. Allerdings klapperte in einem Testwagen das Handschuhfach verdächtig, und aus dem vorderen Armaturenbrett gab es das eine oder andere leise Knistergeräusch.

Die Preisliste des ATS Coupé überrascht. Die Spannbreite reicht von den 33.300 Euro für das gar nicht mal so karg ausgestattete Basismodell "Elegance" (Xenon, Rückfahrkamera, 18-Zoll-Alus) über die Varianten "Luxury", "Performance" und "Premium". Für letztere Variante werden mit Allrad stolze 42.800 Euro fällig. Da aber auch die deutschen Wettbewerber ja stets sehr selbstbewusste Preise nehmen, darf man den Amerikanern den ausgerechneten und ausstattungsbereinigten Preisvorteil von 6.800 Euro gegen Audi und Co. ungeprüft glauben.

Ein Schritt in Richtung Europa
Man merkt Cadillac an, dass sich die Marke in den vergangenen Jahren sehr um Anschluss an die europäischen Spitzenprodukte bemüht hat. Der für US-Marken ungewöhnliche kleine Motor mit zwei Litern Hubraum ist auf dem Papier angesichts der Leistung recht sparsam (8,3 Liter), die Sitze sind gut, die Lenkung direkt und das die Fahrwerksabstimmung fast schon deutsch. Das ATS Coupé ist nicht ganz so edel eingerichtet wie etwa ein Mercedes und nicht so sorgfältig verarbeitet wie zum Beispiel ein Lexus. Aber es ist sicher bislang der Cadillac, den man als Europäer mit den wenigsten Umstellungsproblemen fahren kann. (Peter Eck/sp-x)


Cadillac ATS Coupé

Cadillac ATS Coupé Bildergalerie

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