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Zwischen Frust und

29.08.2008 12:02 Uhr

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Zwischen Frust und

Manche Fuhrparkmanager haben einen extrem harten Arbeitsalltag. Sie kämpfen permanent mit Vorgesetzten

und internen Strukturen, die aufreiben und die Motivation auf den Gefrierpunkt sinken lassen. Einige haben

deshalb schon kapituliert, sprich verrichten Dienst nach Vorschrift oder sind auf der Suche nach einem neuen Job.

Viele Fuhrparkmanager ernten Anerkennung und Lob, wenn sie das Flottenmanagement im Unternehmen optimieren. Doch es gibt auch einige, die mit ihren Bemühungen weit und breit allein auf weiter Flur stehen. Sie bewegen sich in neofeudalen Strukturen und müssen sich mit mehr oder weniger rücksichtslosen Chefs herumschlagen. Die Devise lautet: Befehle ausführen und bitte keine Kommentare und Anregungen.

So beschränkt sich die Aufgabe dieser Fuhrparkmanager meist auf die Verwaltung des Bestandes. Das Management der Flotte bleibt auf der Strecke. Aufnahme günstigerer Modelle aus der gleichen Fahrzeugklasse für Führungskräfte, um Kosten zu reduzieren? Kein Thema. Abgleich der Konditionen in der deutschen Flotte mit denen in anderen Ländern? Bloß nicht. Stellt der Fuhrparkmanager dennoch eine Frage, droht ihm auch schon einmal massives Mobbing von höherer Stelle oder gar die Entlassung. Beispielsweise wenn er es wagt, den direkten Vorgesetzten zu übergehen, um seine Änderungsvorschläge auf die Agenda zu bringen.

Die Sammlung dieser Vorgänge lässt sich beliebig fortsetzen. Nur darüber berichten will niemand. Nach langem Ringen haben sich zwei Fuhrparkmanager, die anonym bleiben wollen, zu einem Interview bereit erklärt und von ihren einschneidenden Erlebnissen erzählt. Nachvollziehbare Daten, wie Flottengröße, sind dabei geändert worden. Für die Kernaussagen haben sie aber letztlich keine Bedeutung.

Manche DW-Fahrer sind gleicher

Welche undankbaren und heiklen Aufgaben ein Fuhrparkmanager möglicherweise übernehmen muss, zeigt ein Beispiel aus der IT-Dienstleisterbranche. Das Unternehmen betreibt mit rund 200 Firmenwagen einen mittleren Fuhrpark, der kräftig reduziert wurde. Rund 80 Einheiten hat das Unternehmen vor etwa zwei Jahren gestrichen, indem der Fuhrparkmanager auf Anweisung der Chefetage die Car Policy von sechs dienstwagenberechtigten Gruppen auf zwei reduziert hat. Den Fach- und Führungskräften der ersten Ebene wurden damit die Firmenwagen entzogen. Nach Ablauf des Leasingvertrages erhalten sie nun keine neuen Fahrzeuge mehr. Danach müssen sie bei Bedarf die Fahrzeuge eines Autovermieters nutzen.

Unter den Mitarbeitern hat dieser Einschnitt für mächtigen Wirbel gesorgt. Vor allem, weil etliche der Betroffenen beruflich jährlich mehr als 20.000 Kilometer zurücklegen müssen. Der eine oder andere ist daher schon auf den Fuhrparkleiter zugegangen und hat ihn um eine nachvollziehbare Begründung gebeten, die er ihm schuldig bleiben musste.

Vor Kurzem ist die Geschäftsleitung wieder auf diesen zugekommen. Seine neue Aufgabe: Eine Car Policy zu entwickeln, die größere Referenzmodelle mit mehr Ausstattung für die verbleibenden Firmenwagenfahrer beinhaltet. Der Fuhrparkmanager ist sprachlos. Was sollen die Mitarbeiter denken, denen gerade ihre dringend benötigten Fahrzeuge entzogen wurden? Wie kann das überhaupt vermittelt werden? Spontan fragt er nach. Und die Führungskraft antwortet umgehend. Diese Maßnahme sei nur ein Schritt zur notwendigen Kostenreduzierung gewesen. Demnächst stehen auch Entlassungen an. Was viele schon vermutet haben, bestätigt sich für den Fuhrparkleiter. Die Führungskraft beeilt sich noch zu betonen: "Das habe ich Ihnen jetzt im Vertrauen erzählt. Die neue Car Policy muss daher auch so lange unter Verschluss bleiben, bis der Vorgang abgeschlossen ist." Der Fuhrparkmanager ist wütend. Schließlich kann er sich an fünf Fingern abzählen, dass nicht alle Mitarbeiter entlassen werden, denen das Fahrzeug gestrichen wurde. Dennoch ist sein Vorschlag auf taube Ohren gestoßen, als er im Zuge der Umstellung vorgeschlagen hat, dafür ein gewisses Kontingent an Poolfahrzeugen zu leasen. "Dann hätten die Mitarbeiter nicht so einen Aufwand für ihre Dienstreisen und die Motivation wäre nicht derart in den Keller gerauscht." Wie sich die Stimmung weiter entwickeln wird, vermag er nicht abzuschätzen. Die Entlassungen haben vor Kurzem erst begonnen und die neue Car Policy liegt derzeit selbstverständlich noch in der Schublade.

Zentralisierung unerwünscht

Ein anderes Beispiel für willkürliches Handeln kommt aus einem mittelständischen Unternehmen, das als Dienstleister für die Bankenbranche fungiert. Es unterhält in mehreren Ländern Europas Niederlassungen und hat insgesamt rund 700 Fahrzeuge im Einsatz.

Vor gut zwei Jahren bekam der Fuhrparkleiter vom Firmenchef den Auftrag, die Flotte international auszuschreiben. Ziel war es, einen Leasinggeber für den Fuhrpark zu finden. Nach einem Jahr intensiver Recherchen und Gespräche mit den Anbietern stand der Gewinner fest. "Es handelte sich um eine Leasinggesellschaft, die in den einzelnen Ländern gut aufgestellt ist", so der Fuhrparkleiter. Dabei sei nicht nur der Preis ausschlaggebend gewesen, sondern auch die Betreuung und der Service für Fahrer und das Management.

Gleichzeitig wurde die Car Policy aktualisiert. Um Kosten zu sparen, gab es bei den Referenzmodellen generell ein Downsizing. In der ersten Kategorie der dienstwagenberechtigten Mitarbeiter, die den Außendienst und bestimmte Fachkräfte im Innendienst umfasst, wurden die Mittelklassekombis in der Motorisierung abgespeckt und nur noch für diejenigen Fahrer zugelassen, die eine hohe Zuladekapazität auch wirklich benötigen. Für alle anderen sollte es nur noch die Limousinen mit niedrigerer PS-Zahl geben. Ferner sind bestimmte Ausstattungsfeatures, wie Navigationsgeräte ab Werk, weggefallen. "Dafür haben wir bei den Navis zum Beispiel die mobilen Geräte eingeführt", so der Fuhrparkleiter.

Auch bei den Fahrzeugen der Führungskräfte hat der Fuhrparkleiter den Rotstift angesetzt. Ab der Vertriebsleiterebene wurden die mögliche PS-Anzahl für die Modelle der oberen Mittelklasse ebenfalls verringert und die Kombis komplett durch Limousinen ersetzt. Daneben verschwanden Sonderausstattungen, wie Sportausführungen, aus der Car Policy.

Die Ersparnisse durch diese Veränderungen wären hoch gewesen. Doch kurz bevor die Car Policy in Kraft trat und der Rahmenvertrag mit der Leasinggesellschaft unterschrieben werden sollte, wurde der Fuhrparkleiter gestoppt: "Es hieß plötzlich, dass die Ausrichtung im Fuhrpark ganz anders gestaltet werden soll." Wie? Darüber hüllen sich die Entscheider vorerst in Schweigen. Aus Gesprächen mit mehreren Beteiligten sickert dann langsam durch, dass die vorgesehenen Änderungen auf immensen Widerstand bei den Führungskräften gestoßen sind und sie eine Unterredung mit dem Firmenchef gesucht hätten.

Der Fuhrparkleiter selbst kann sich daraufhin wieder an eine Unterhaltung erinnern: "Als ich in einer offiziellen Vorstellung vor fünf Führungskräften die neue Car Policy erläutert habe, haben sich zwei permanent Notizen gemacht und das Gesicht verzogen." Dass sich daraus solche Konsequenzen ergeben, hätte er jedoch nicht gedacht. "Mit Diskussionen habe ich natürlich gerechnet, aber dass der Chef alles, die internationalen Ausschreibung inklusive, plötzlich vom Tisch fegt, wäre mir nie in den Sinn gekommen." Insbesondere, weil auch der Einkauf hinter der neuen Marschrichtung gestanden hat.

Inzwischen kristallisiert sich heraus, dass die Führungskräfte sogar mehr Zugeständnisse des Chefs erreicht haben. Ihre Auswahl unter den Fahrzeugmodellen soll demnächst sogar noch größer werden, sprich die vier derzeit zugelassenen Marken werden um zwei weitere ergänzt.

Der Fuhrparkleiter zweifelt nun gewaltig an seinem Job in dieser Firma: "Ich weiß nicht, warum ich mir die vergangenen zwei Jahre überhaupt die Mühe gemacht habe. Selbst der Einkauf schüttelt darüber nur den Kopf." Jedenfalls reichen dem Fuhrparkmanager jetzt die vielen Jahre der scheinbar nutzlosen Anstrengung. Er sieht sich nach einer neuen beruflichen Herausforderung um. A. Schneider

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