Das Markenzeichen von Fiat-Chef Sergio Marchionne sind Pullover, zumeist schwarz, mit einem blauen Hemd darunter. Doch der charismatische Automanager scheint zumindest im Geiste die Kampfuniform angelegt zu haben. Mit Schützenhilfe der US-Tochter Chrysler bläst der 59-Jährige zum Angriff auf Volkswagen. Sein Ziel ist es, einen zweiten europäischen Branchenriesen und einen Weltkonzern zu schaffen. Doch Experten sind skeptisch: Das italienisch-amerikanische Gespann Fiat-Chrysler habe große Schwächen. Das zeigt bereits ein Blick auf die am Mittwoch veröffentlichten Geschäftszahlen: Fiat legte vor allem dank Chrysler zu; ohne die Amerikaner sind die Italiener vergleichsweise schwach - auch wenn Marchionne, der die beiden Autobauer in Personalunion führt, stolz verkündete: "Das Haus ist in schönster Ordnung." Fiat aber macht vor allem der schwache Heimatmarkt zu schaffen. Allianz: PSA-Konzern im Visier Chrysler dagegen erreichte nach langem Siechtum im vergangenen Jahr die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Der drittgrößte US-Autobauer hatte mit Hilfe der Italiener die Insolvenz des Jahres 2009 hinter sich gelassen. Angesichts eines anziehenden US-Marktes gelang Chrysler ein Comeback. Auch Fiat selbst war einst ein Pleitekandidat. "Fehler In Allen Teilen" war seinerzeit eine beliebte Umschreibung für die Italiener. Dann kam Marchionne und sanierte den Autobauer. Später verleibte er sich immer größere Teile von Chrysler ein. Im Januar in Detroit verkündete Marchionne schließlich überraschend: "Es braucht eine weitere Runde der Konsolidierung." Man müsse ein Gegengewicht zu Volkswagen schaffen. Marchionne wollte einst Opel schlucken, blitzte aber ab. Dann griff er sich Chrysler. Nun scheint der 59-Jährige den nächsten Kandidaten ins Visier genommen haben: den französischen Autokonzern PSA Peugeot Citroën, der in einer schweren Krise steckt und rote Zahlen schreibt. Italienische Medien hatten über eine möglicherweise bevorstehende Allianz zwischen PSA und Fiat berichtet, das Gerücht wurde allerdings weder von italienischer noch von französischer Seite bestätigt.
Autobauer: Kann Fiat VW Paroli bieten?
