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Bike, Brecht und Beratung

01.04.2019 06:00 Uhr
Bike, Brecht und Beratung

Die Mobilitätswende in Großstädten hat viel mit Zweirädern zu tun. Faltrad für die Dienstreise, Lastenrad für die Pendler. Der Bike-Leasinggeber Bicicli bietet dies passgenau. Aber am Anfang steht immer das Gespräch.

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"Sind die Autos eigentlich das neue Fleisch?", fragt eine Werbebotschaft an der Fassade von Bicicli. Ein typischer Großstadtblick auf die automobile Fortbewegung möchte man meinen und liegt damit im ersten Moment gar nicht mal falsch. Denn das Poster prangt am Berliner Cycling Concept Store des Mobilitätsanbieters für urbane Konzepte, die keine Stangenware sind, sondern höchst individuell.

Das liegt, laut Bicicli-Gründer Stephan Jansen, in erster Linie an der Vielzahl an Akteuren, die plötzlich über ihren eigenen Tellerrand blicken müssen und sich mit Mobilitätsfragen beschäftigen. Seien es Wohnungsbaugenossenschaften oder Immobilieneigner, die im Zuge der städtischen Nachverdichtung nicht nur Wohn-, sondern gleichzeitig auch Mobilitätsraum schaffen müssen. "Zum Beispiel indem in Tiefgaragen Stellplätze von E-Bikes, Faltoder Lastenräder entstehen und die Bewohner per Fahrrad mobil bleiben", umreißt Jansen ein typisches Szenario für den Mobilmacher, der mit dem Untertitel "cycling society" auftritt. Plötzlich wird der Hausmeister zum Flottenbetreiber. Es geht natürlich auch klassisch, wie Jansen, der auch Professor an der Karlshochschule in Karlsruhe ist, einräumt: "Mit Nahverkehrsverbünden werden derzeit die von

uns entwickelten Prototypen evaluiert. Deren Monteure könnten die letzten Meter zu den verunfallten oder liegengebliebenen Bussen und Straßenbahnen - die oft genau deswegen stauanfällig sind - entspannt und schnell mit dem Faltrad bewältigen, das sich im Kofferraum befindet."

Bike Mobility as a Service

Den Kern bildet die neu gegründete Tochter "Bicicli Corporate Cycling Solutions" mit Beratung und Full-Service-Bike-Leasing - von der Beschaffung über Finanzierung und Versicherung bis hin zu Service und Remarketing."Corporate Bike Mobility as a Service" nennt dies Bicicli selbst. Und das Konzept verfängt bundesweit. Auch große Arbeitgeber, wie Wohlfahrtsverbände oder Stadtverwaltungen aus dem Ruhrgebiet fragen an, wie sie aus der Spirale"mehr Mitarbeiter - mehr Fahrzeuge - mehr Stau" herauskommen können? Der erste Schritt ist stets die Analyse.

Dass hier mehr zu leisten ist, als die Anzahl der Dienstfahrzeugberechtigten zu ermitteln und deren Vorlieben für Fahrzeugtypen zu erfragen, ist klar. Denn der Umstieg von Bewährtem aufs Neue erfordert einen Sinneswandel, der nur dann funktioniert, wenn er fundiert ist. Sprich, wenn das neue Konzept der Zweiräder die Arbeitswelt vor Ort exakt widerspiegelt: Wie viele Mitarbeiter haben Kinder? Wer pendelt? Wie groß sind die Distanzen? Wem reicht ein E-Bike? Wer braucht ein Lastenrad? Wer ist für ÖPNV samt Faltrad als Grundmobilitätsform prädestiniert?

Wie beim Arztbesuch folgt erst nach der Anamnese das Rezept. Und so versteht sich Bicicli nicht nur als Fahrrad-Leasinggeber für Private und Flottenbetreiber, der wie hier am Herzen von Berlin seine Filialen betreibt, sondern in erster Linie als Mobilitätsberater. "Städte wie Frankfurt, Essen oder Hamburg wollen und haben Teilbereiche zur autofreien Zone gemacht. Auch hier in Berlin genießen per Gesetz Fußgänger und Radfahrer Priorität vor den Vierrädlern. Das Ziel ist also vielerorts bereits benannt, das Wie? ist aber der weite und oft steinige Weg, der nun gegangen wird", unterstreicht Jansen. "Allein die Pflegedienste in Berlin legen jährlich 16 Millionen Verkehre zurück, die zu oft im Stau enden oder das man auf dem Radweg parken muss", mahnt der Berater. Ab aufs Rad also, dort wo es geht, heißt die Devise.

Auch Logistiker wie DHL haben längst die letzte Meile zur Radstrecke erkoren und ersetzen Kleintransporter durch Lastenräder. An der Allzweckwaffe "Sharing" reibt sich indes Jansen. "Die Studien zeigen, dass zwar viele Anbieter ihre Produkte in die Städte bringen, diese aber dann vor allem ÖPNV- oder Rad-Fahrten ersetzen, nicht aber das eigene Auto."

Unterbrechungsfrei und bequem

Das werde sich erst ändern, wenn die komplette Fahrtstrecke unterbrechungsfrei mit den verschiedenen Mobilitätsmitteln wie Bahn, Fahrrad, Leihwagen oder City-Scooter realisierbar und leicht abzurechnen ist. Denn damit werde mit dem bisherigen Universalversprechen des Dienstwagens gebrochen, ist Jansen überzeugt. Und nimmt man den Verve als Maßstab, den er an den Tag legt, um für diesen Weg zu kämpfen, dann ist dieser Tag nicht mehr allzu weit entfernt - in einigen Gebieten zumindest.

Auf der anderen Seite wird laut Jansen "die Party der neuen Mobilität oft lauter propagiert als wirklich getanzt". Ist die Frage nach alternativer Fortbewegng wirklich eine essentielle oder eher nicht? Bertolt Brecht hätte darauf wohl eine Antwort gehabt - das Theatergenie sitzt überlebensgroß in Bronze gegossen vor der Bicicli-Zentrale an seinem Berliner Ensemble vorbeiblickend und grinst verschmitzt.

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