Extrovertierter Hingucker

02.07.2018 06:00 Uhr

Der Lexus RX ist nichts für schüchterne Menschen - mit ihm fällt man auf. Markentypisch treibt ihn kein Diesel, sondern ein Hybrid mit zwei E-Motoren an.

_ Wer eine feine Alternative zu den etablierten Premiummarken sucht, dem bleibt seit ein paar Jahren nicht mehr so viel Auswahl. Lancia? Tot. Saab? Tot. Alfa Romeo? Lange Zeit am Dahinsiechen. Bleiben Marken wie Volvo oder Jaguar oder für die ganz besonderen Individualisten Infiniti und - Lexus. Die Toyota-Nobelmarke hat den Diesel schon vor einigen Jahren völlig aus dem Programm gestrichen und setzt auf den Hybridantrieb. Kein Wunder, dass auch unser Test-RX in der Benzin-Elektro-Kombi vorfuhr.

Das Testauto

Unser Lexus RX 450h kam in der dynamisch ausgerichteten Version F-Sport. Sie steht mit 64.286 Euro in der Preisliste. Wichtige Merkmale der Ausstattungslinie sind das adaptive Fahrwerk, die Zweizonen-Klimaautomatik mit automatischer Umluftschaltung, 20-Zoll-Leichtmetallräder, Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht und das Premium-Navigationssystem mit 12,3-Zoll-Touchscreen, DVD-Player und DAB-Empfang. Außerdem kommt der F-Sport mit Lenkradheizung und sportlich angehauchten Design-Gimmicks. Und aus den niedrigeren Varianten RX, RX Executive Line und RX Sport Line sind serienmäßig bereits beheizbare, einklappbare und automatisch abblendende E-Außenspiegel dabei, zudem eine elektrische Heckklappe, Multi-LED-Scheinwerfer, ein Pioneer-Audiosystem sowie Fernlicht-, Spurhalte- und Verkehrszeichenassistent. Auch stets an Bord: Zweizonen-Klimaautomatik, Keyless Entry, Ledersitze (vorn elektrisch), Sitzheizung (vorn und hinten) sowie belüftete Sitze (vorn).

Die umfangreiche Serienausstattung führt zu einer bei Lexus traditionell kurzen Aufpreisliste. Für den F-Sport stehen nur ein Glasschiebedach (1.134 Euro) oder ein Panoramaglasdach (1.555 Euro), das Assistenz-Plus-Paket mit Head-up-Display, Totwinkelassistent und 360-Grad-Kamera (2.773 Euro), das Audiosystem "Mark Levinson" (924 Euro) und die Metalliclackierung (840 Euro) zur Wahl. Bis auf die Dachvariationen war unser RX mit allen verfügbaren Extras ausgestattet und kam so auf 68.823 Euro.

Karosserie

Wer RX fährt, fällt auf. Denn Understatement ist die Sache des RX nicht. Der Diabolo-Grill macht seinem Namen alle Ehre und wirkt auf den ersten Blick, als wolle er wehrlose Passanten verschlingen. Der Grill ist also Markenzeichen und Unruheherd des RX-Designs zugleich, am anderen Ende der Karosserie geht es dagegen gesitteter zu. Man könnte sogar sagen, das Heck ist die Schokoladenseite des RX. Die Fenster laufen dunkel abgesetzt in der D-Säule aus, das Heck an sich wirkt einfach stimmig. Das Auto wirkt coupéhaft, ist es innen aber nicht - auch im Fond bleibt genug Platz für normal gewachsene Passagiere. Da der Allradantrieb über einen zweiten E-Motor an der Hinterachse gesteuert wird, entfällt zudem der Kardantunnel - was für noch mehr Platz sorgt. Nicht so gut: Das schicke Design schränkt die Übersichtlichkeit stark ein, und zwar nach allen Seiten. Außerdem baut der insgesamt geräumige Kofferraum sehr flach, Gepäck ist über eine relativ hohe Ladekante zu wuchten.

Interieur

Der Lexus RX verleugnet seine japanische Herkunft auch innen nicht. Das Cockpit wirkt in Teilen verspielt, die Materialien sind dem Preis nicht immer angemessen. Gerade die Kunststoffqualität lässt an der einen oder anderen Stelle zu wünschen übrig. Ein Beispiel? So wirken die - auch noch hinter dem Automatikwählhebel versteckten - Schalter für die Bedienung von Sitzheizung und -ventilation recht billig und sehen aus wie frisch aus den 90ern. Im Fahrbetrieb gibt die Bedienung des Luxus-SUVs aber wenig Rätsel auf.

Antrieb

Der Hybridantrieb ist - neben dem expressiven Design - ein Markenzeichen des RX 450h. Auf insgesamt 313 PS Systemleistung bringen es die beiden E-Motoren - vorn 167 PS, hinten 68 PS - zusammen mit dem 262 PS starken Verbrenner. Dass es sich bei dem Benziner um einen V6-Motor handelt, merkt man im Alltag aber nicht. Gerade beim Beschleunigen - nicht nur an Autobahnsteigungen - brummt sich der Sechser wie ein ordinärer Vierzylinder akustisch in den Vordergrund. Nicht nur, weil er dank stufenlosem CVT-Getriebe gerne hochdreht, sondern auch ob des Soundgenerators, der, so Lexus, "performanceorientierten Ansaugsound" erzeugt. Der hintere Elektromotor schaltet sich nur bei Bedarf zu und ist - mangels physischer Verbindung der Hinterachse zu den Motoren vorn - für den Allradantrieb verantwortlich. Gleichzeitig erzeugt er beim regenerativen Bremsen als Generator Strom für die Hybridbatterie. Das spürt man beim Verbrauch: Denn obwohl der RX schon leer mindestens 2,2 Tonnen wiegt und wir durchaus zügig unterwegs waren, lag der Verbrauch bei 10,5 Litern. Klar, dieser Wert kann mit keinem Diesel der Welt mithalten, geht für einen Benziner unter den genannten Nutzungsbedingungen aber in Ordnung.

Fahrpraxis

Der RX 450h ist ein Komfortgleiter, das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt. Gleiches gilt leider für die deshalb etwas schwammige Lenkung. In zügig gefahrenen Kurven wirkt diese Kombination schnell insgesamt indirekt. Schön sind aber die Komfortfunktionen des RX, bei heißem Wetter vor allem die belüfteten Sitze. Was die Bedienung angeht, gibt der RX nach ein bisschen Eingewöhnung keine Rätsel auf. Lediglich der Controller zur Steuerung des Infotainmentsystems arbeitet sehr ungenau - was gleichzeitig leider auch für die Sprachsteuerung gilt.

Autoflotte-Tipp

Als Basis RX startet der 450h ab 49.496 Euro, den kleinen Bruder RX 300 gibt es mit dem Frontantrieb bereits ab 41.933 Euro, mit Allrad ab 43.067 Euro. Beide sind aber reine Benziner, weshalb wir auf jeden Fall zum Hybrid greifen würden. Unsere Wahl fällt nicht auf den F-Sport, sondern auf die Executive Line. Einfach deshalb, weil sie ab 55.336 Euro bereits Dinge wie die vielfach elektrisch verstellbaren Außenspiegel, die elektrische Heckklappe, Multi-LED-Licht, 20-Zöller, Parkassistenten oder Ledersitze enthält. Dazu wählen wir

- das Assistenz-Paket mit Head-up-Display und Totwinkelassistenten (1.975 Euro),

- weil es DAB-Radio nur zusammen mit dem großen Navi gibt, die Premium-Navigation für 2.647 Euro

- den Metalliclack (840 Euro) und kommen so auf 60.798 Euro. Die sinnvolle 360-Grad-Kamera gibt es für die Executive Line leider nicht. Für Sparfüchse steht die Business Line zur Wahl, die für 51.689 Euro unter anderem bereits das kleine Navi mitbringt. Viele Extras wie elektrische Heckklappe und Parkassistent oder auch sinnvolle Paketbestandteile wie die 360-Grad-Kamera, DAB-Radio und der Totwinkelassistent sind für die Business Line aber leider nicht erhältlich. Als einzige Option bleibt der Metalliclack, so dass unser Gewerbekundenmodell in Summe auf 52.529 Euro kommt.

Details

Stärken & Schwächen

Stärken- Dynamischer Antritt- Mehr als genug Platz vorn und hinten- Individuelles DesignSchwächen- Optionen an Pakete und Lines gekoppelt- Teils einfache Kunststoffe- Schwächen in der Bedienergonomie

MEISTGELESEN


STELLENANGEBOTE


KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.