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Mitgestalten statt Ausharren

02.11.2018 06:00 Uhr
Mitgestalten statt Ausharren

Wandel duldet keinen Aufschub. Der zweite Business Mobility Day zeigte den anwesenden Flottenleitern, wie die betriebliche Mobilität neu gedacht und vor allem neu umgesetzt werden kann.

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Bei der zweiten Auflage des Autoflotte Business Mobility Day am 11. Oktober in Darmstadt ging es nicht nur um Alternativen zum vierrädrigen Dienstwagen, es wurden auch einige allgemeine Erkenntnisse des mobilen Wandels aufgefrischt - und zwar durch praktische Beispiele, die jedem der dort anwesenden Fuhrparkleiter Mut machen konnten. Denn das Credo hieß schlichtweg: Machen! Nicht auf die perfekte technische Lösung warten, sondern loslegen, wenn auch zunächst nur als Pilot oder im Probebetrieb. Das zeigten sowohl Heinrich Coenen wie auch Marcus Wagner eindrucksvoll. Beide sind Fuhrparkverantwortliche, wenn auch in sehr unterschiedlichen Unternehmen. Heinrich Coenen ist Projektleiter Vorstandsstab Digitalisierung bei den Berliner Verkehrsbetrieben und damit unter anderem für die Dienstwagenflotte von gut 350 Fahrzeugen zuständig. Eine Analyse der Fahrprofile ergab, dass gut 96 Prozent der Einsätze mit einem E-Fahrzeug bewältigt werden können, so dass man 2015/16 bei 105 Fahrzeugen in 94 Fällen auf Stromer wie den Nissan Leaf umstellte. Der Vergleich dieses Stromers mit dem vorher eingesetzten Renault Mégane zeigte, dass die Betriebskosten des E-Fahrzeugs ab dem vierten Jahr der Nutzung in der Kaufflotte unter denen des konventionellen Modells liegen, rechnete Coenen vor. Der Umstieg erfordert laut Coenen allerdings einen Change-Prozess, den er in drei Teile gliedert: Heranführen an die Technik durch Probefahrten, Einweisung in die Fahrzeuge bei der Auslieferung und eine stetige Weiterqualifikation im Umgang mit den Modellen mit Kabel.

Vorbilder aus dem Vorstand

Ähnlich konsequent geht Marcus Wagner als Projektleiter Nachhaltigkeit und Umweltmanagement bei SAP vor. Eines der Projekte ist das Programm "FahrRad". Die Initiative für ein Leasingrad zielt vor allem auf den Gesundheitsaspekt ab. "Mach mit - Bleib fit!", heißt es bei den Walldorfern. Mit einer Poster-Kampagne, einer Ausstellung samt Beratung für Räder, Helme und Co. sowie einem Fahrtraining, das laut Wagner sehr stark nachgefragt wurde, wurde der Umstieg aufs Zweirad versachlicht und gleichzeitig emotionalisiert. Hinzu kamen interne Vorbilder wie hochrangige Manager, die selbst in die Pedale treten. Wichtig ist für Wagner das dauerhafte Werben für den Wandel. Jährlich finden im Mai sogenannte "Bike to work"-Wochen statt. Wagners Botschaft:"Das ist eine Reise und kein einmaliges Ereignis". 2.600 Leasing-Räder gibt es seither bei SAP.

Testlabor für die Verkehrswende

Das Potenzial von Zweirädern kennt auch Stephan Jansen. Beim Mobilitätsanbieter Bicicli kümmert er sich um die betrieblichen Dienstradflotten. Der gut vernetzte "wissenschaftliche Unternehmer" glaubt fest daran, dass die Stadt zum Testlabor für die Mobilitätswende wird. Dennoch wird es nicht reichen, den Individualverkehr zu elektrifizieren. Es fehlt schlichtweg der Platz, um weiterhin allein durch die Stadt zu fahren, egal, wie umweltfreundlich der Vortrieb des Vierrades ist. Schlauer sei es, auf den ÖPNV zu setzen und auf das Fahrrad - als Lastenrad oder für die urbane Dienstreise, so Jansen.

Dass ein Mobilitätswandel möglich ist, steht auch für Roland Vogt fest. Der Gründer des Zentrums für geschäftliche Mobilität (Zegemo) sieht die Fuhrparkleiter hier in einer besonderen Rolle. Denn ein Wandel ist leichter zu gestalten, wenn ihn einige tausend Flottenverantwortliche moderieren, als auf Millionen privater Nutzer zu warten. Zusammen kommen beide Ebenen bei der 1-Prozent-Regel für die privat genutzten Dienstwagen. Denn mit dem geplanten Absenken auf 0,5 Prozent des zu versteuernden Bruttolistenpreises ist die Budgetfrage noch nicht geklärt. Hier müssen beide, der User-Chooser und der Fuhrparkbetreiber, zusammenfinden, mahnt Vogt. Die steuerlichen Kniffe beim Mobilitätsbudget, beim Carsharing und beim Dienstrad erklärte Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Horst Neubacher (Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner).

Ein wichtiger Helfer bei der Digitalisierung der Flotte ist die Telematik. Der Anbieter Geotab unterstützt weltweit bereits 26.000 Fuhrparks und vernetzt mit seiner offenen Plattform 1,25 Millionen Fahrzeuge, wie Fabian Seithel, Business Developer Manager bei Geotab, vorrechnete. So lassen sich beispielsweise Schäden automatisch erkennen und klassifizieren. Beim Deutschen Auto Dienst (DAD) hat man ebenfalls eine Dongle-Nachrüstlösung für die unkomplizierte Schadenbewertung entwickelt, die es auch als App-Version gibt. Vorgestellt wurde diese vom Geschäftsführer Mirko Dobberstein. Schaden zu vermeiden helfen Fahrerassistenzsysteme, die laut Martin Endlein, Leiter Unternehmenskommunikation DAT, und Martin Weiss, Leiter Fahrzeugbewertung Deutsche Automobil Treuhand (DAT), zu den wertstabilisierenden Ausstattungen der Dienstwagen zählen - wenn auch nur auf der zweithöchsten Stufe. Wichtig ist die passende Sonderausstattung allemal, denn deren Wert nach Leasingende unterliegt der technischen Weiterentwicklung sowie allgemeinen Trends. So dass es sich für die Flottenleiter lohnt, genau hinzuschauen, was in den Firmenwagen dazugebucht werden kann.

Diese Erkenntnisse bildeten die Quintessenz des Workshops, bei dem Jürgen Ohr (Trias) von den Fuhrparkleitern wissen wollte, wo die Herausforderungen in der Steuerung von kleinen Flotten, wie etwa einem Pool von Stromern, liegen?"Verantwortungsbewusstsein unter den Fahrern schaffen" und "aktuelles Wissen verständlich vermitteln", hießen am Ende die Antworten. Was einfach klingt und dennoch nur mühevoll umzusetzen ist. Aber, so der Tenor in Darmstadt, es ist die Mühe wert, selbst zu gestalten.

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