Teil 3: Versicherungsschutz: Nicht nur eine Preisfrage

14.12.2018 06:00 Uhr

Kfz-Versicherer schnüren für Fuhrparks mit geringem und mittlerem Fahrzeugbestand Pakete mit speziellen Leistungen, teilweise auch mit wenigen Pkw zu Stückprämien.

In kleinen und mittelständischen Firmen spiegelt sich die unternehmerische Entwicklung oft im Fuhrpark wider. Während beispielsweise kleine Handwerksbetriebe mit zwei bis drei Fahrzeugen auskommen und darüber auch nicht hinauswollen, kommt bei anderen Firmen mit dem Wachstum ein steigender Bedarf an Dienstwagen. Schnell kann dann deren Zahl von einer Handvoll auf zwanzig und mehr Pkw klettern. In jedem Fall suchen die Flottenbetreiber nicht nur den möglichst günstigsten, sondern auch einen passenden Versicherungsschutz.

In einer solchen Situation steckt ein Sozialdienst in Norddeutschland. Mit der Betreuung von immer mehr Menschen hat die Geschäftsführerin immer mehr Autos leasen müssen, um Touren und Einsätze absolvieren zu können. Dadurch hat sich in wenigen Jahren der Bestand auf 14 Autos erhöht. Für jedes Auto hat sie einzelne Verträge analog dem Privatkundengeschäft nach den klassischen Tarifierungsmerkmalen abgeschlossen. Jedes Modell ist in der Haftpflicht sowie mit 150 Euro Selbstbeteiligung (SB) in der Teil- und 300 Euro in der Vollkasko eingedeckt. Und das zu Preisen, mit denen sie überhaupt nicht zufrieden ist. Auf rund 8.000 Euro beziffert sie die jährlichen Ausgaben für die Kfz-Versicherung der Kleinwagen.

Wachsende Flotte wandelt sich

Die Gründe für die Kosten sieht die Chefin des Pflegedienstes in den meist nicht längerfristig vorhersehbaren Zuwächsen im Fuhrpark und weil sie das Thema Flottenversicherung nicht in den Fokus genommen hat. Das hat sich geändert. Sie ist derzeit über einen Makler auf der Suche nach einem Versicherer, der die Fahrzeuge über einen Rahmenvertrag zu niedrigeren und kalkulierbaren Prämien in Deckung nimmt. Deshalb will sie auch namentlich lieber nicht genannt werden. Durch die Angabe der bisherigen Beiträge befürchtet sie Nachteile in den Preisgesprächen. Erste Anfragen laufen bereits. Im nächsten Schritt will sie sich damit beschäftigen, was etwa die Erhöhung der SB in der Kasko bringt. Schließlich wächst die Flotte aller Voraussicht nach weiter.

Deckungen gebündelt

Doch welche Versicherungspakete für diese Kundengruppe gibt es? Eine Autoflotte-Umfrage, die drei Fragen zu den Angeboten in diesem Bereich beinhaltet hat, haben die Allianz, Alte Leipziger, Axa, Ergo, Gothaer, HDI, Provinzial Rheinland, R+V, Signal Iduna, VHV, Württembergische und Zurich beantwortet. Demnach haben die Kfz-Versicherer spezielle Lösungen im Köcher, mit denen ein Schutzschirm über den Gesamtbestand an Firmenwagen gespannt werden kann (siehe Übersicht auf Seite 74). Ab welcher Flottengröße die Pakete geschnürt oder Rahmenverträge geschlossen werden, unterscheidet sich allerdings von Anbieter zu Anbieter. Prinzipiell gilt: Je niedriger der Fahrzeugbestand, desto stärker orientieren sich die Versicherer bei den Paketen an der klassischen Einzeltarifierung, mischen dem aber zusätzliche Leistungsbausteine bei. Beispiel dafür die Axa, welche bei Flotten mit drei bis 20 Einheiten unter anderem keine Abfrage der einzelnen Nutzer tätigt. Gleichwohl schließen einige Versicherer wie HDI und VHV Rahmenverträge bereits ab dem ersten gewerblichen Fahrzeug.

Relativ konstanter Zugang

Die Fuhrparkgröße als zentraler Parameter für den Zugang zu den Paketen hat sich in den vergangenen Jahren bei den meisten Teilnehmern der Befragung nicht verändert. Allianz, Gothaer, Provinzial Rheinland, Signal Iduna, VHV, Württembergische und Zurich bemerken, dass es keine oder keine gravierenden Änderungen gegeben hat. Axa, HDI und R+V machen keine Angaben. Neue Regeln hat die Alte Leipziger eingeführt. Sie hat die Grenze für Stückprämien von 15 auf 20 Fahrzeuge angehoben, um einen "optimalen Risikoausgleich zu erzielen". Dagegen hat Ergo im Herbst die Mindestgröße für den Abschluss des Kleinflottenmodells von fünf auf drei Fahrzeuge gesenkt. Damit würde auch den Bedürfnissen von Kleinunternehmern und Unternehmensgründern entsprochen.

Welche Bedeutung spielen generell die kleinen und mittleren Pkw-Flotten mit bis zu 20 Fahrzeugen im Bestand für den Kraftfahrtbereich des jeweiligen Versicherers?

Zahlen nennt die Provinzial Rheinland. Dort machen die Flotten mit bis zu 20 Fahrzeugen 5,5 Prozent des Gesamtbestandes aus. Rund die Hälfte davon sind reine Pkw-Verträge, weshalb es sich hier um eine klare Zielgruppe im Kfz-Geschäft handle. Vonseiten der R+V heißt es, dass Flotten mit bis zu 30 Verträgen im Rahmen der Branchen- und Flotten-Police versichert werden. Dieser Bereich summiert sich auf 18 Prozent des Bestandes. Andere Versicherer gaben sich, zur Flottenstruktur befragt, zurückhaltender. Allianz, Alte Leipziger, Signal Iduna und VHV äußern sich dazu nicht. Die Axa hält sich mit konkreten Zahlen zurück und meint allgemein, dass auf dem Segment bis 20 Fahrzeuge ein Fokus liege, um den Kunden insbesondere im Gewerbegeschäft Lösungen für ihre Fuhrparkversicherung bieten zu können. Genauso vage formuliert Ergo. Hier würden Flotten bis 20 Kfz eine wesentliche Zielgruppe gerade im Ausschließlichkeitsvertrieb und einen nicht unerheblichen Anteil am Bestandsmix bilden, so die Düsseldorfer. Aber auch Gothaer, HDI, Württembergische und Zurich sehen in diesen Kunden eine bedeutende Zielgruppe. Die HDI spricht außerdem davon, durch eine Umstrukturierung innerhalb des Talanx-Konzerns und durch die Erschließung eines weiteren Vertriebskanals Fuhrparks mit einer Größe ab zehn ziehenden Einheiten auf die HDI Global SE gebündelt und somit Prämie und Jahreseinheiten speziell in diesem Segment deutlich gesteigert zu haben.

Der Mittelstand als Kundschaft

Des Weiteren sind für die Württembergische Flotten dieser Größe durch die mittelständisch geprägte Kundenstruktur des Hauses ein erheblicher Bestandteil des Flottenportfolios. Gleiches gilt für die Zurich, die Pkw-Flotten bis 20 Fahrzeuge als einen wichtigen Anteil am Flottenportfolio ausmacht.

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