Viele Autofahrer werfen einen Blick in ihren Führerschein und stolpern über kryptische Zahlenfolgen. Besonders häufig sorgt die Schlüsselzahl 79.06 für Stirnrunzeln. Was bedeutet dieser Eintrag, welche Rechte und Einschränkungen bringt er mit sich – und warum ist er überhaupt im Dokument vermerkt?
Bis Ende 1998 galt in Deutschland die Führerscheinklasse 3. Mit ihr durfte man nicht nur Pkw fahren, sondern auch kleine Lkw und Gespanne. Mit der EU-weiten Harmonisierung der Führerscheinklassen ab 1999 wurde dieses breite Spektrum aufgesplittet:
- Klasse B für Pkw bis 3,5 t
- Klasse C1 für Lkw bis 7,5 t
- Klasse C1E/CE für schwerere Kombinationen
Damit wären viele Rechte der alten Klasse 3 verloren gegangen. Um Besitzstände zu wahren, wurde die Schlüsselzahl 79.06 eingeführt – als sozusagen "Übersetzung" alter Rechte in das neue System. Schlüsselzahlen befinden sich auf der Rückseite des EU-Kartenführerscheins in der Spalte Nummer 12.
Führerschein 79.06: Bedeutung im Detail
Die Schlüsselzahl 79.06 ist eine Besitzstandsregelung, die vor allem ältere Führerscheininhaber betrifft. Sie betrifft vor allem Personen, die ihre Fahrerlaubnis vor dem 1. Januar 1999 erworben haben – damals noch in der alten Klasse 3:
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Der Fahrer darf mit seiner Fahrerlaubnis auch Fahrzeuge führen, die eigentlich nicht mehr in die heute gültige Klasse fallen.
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Im Klartext: Wer seinen Führerschein der alten Klasse 3 vor dem 1. Januar 1999 erworben hat, erhält beim Umtausch in die EU-Kartenführerscheinklassen automatisch bestimmte Zusatzrechte.
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Mit der Schlüsselzahl 79.06 ist es weiterhin erlaubt, leichte Lastkraftwagen bis 7,5 Tonnen Gesamtgewicht auch mit Anhänger zu fahren – eine Möglichkeit, die nach den heutigen Regelungen für Führerscheinneulinge nicht mehr so großzügig vorgesehen ist.
Was sind Schlüsselzahlen überhaupt?
Jeder moderne EU-Kartenführerschein enthält auf der Rückseite eine Tabelle mit Fahrerlaubnisklassen und kleinen Zusatzangaben – die sogenannten Schlüsselzahlen. Diese Nummern stehen für:
- Auflagen (z. B. 01 für "Sehhilfe erforderlich")
- Einschränkungen (z. B. 78 für "nur Fahrzeuge mit Automatikgetriebe")
- Besitzstandsregelungen für ältere Fahrerlaubnisse (z. B. 79.xx).
Damit wird präzise geregelt, ob ein Fahrer besondere Hilfsmittel benötigt, ob er bestimmte Fahrzeuge nicht führen darf – oder ob er Rechte besitzt, die nach heutigen EU-Regeln nicht mehr selbstverständlich wären.
Grenzen und Einschränkungen
Trotz der erweiterten Berechtigungen gibt es klare Grenzen:
- Keine volle Lkw-Fahrerlaubnis: Fahrzeuge über 7,5 Tonnen dürfen nicht gefahren werden. Für schwere Kombinationen ist weiterhin Klasse CE erforderlich.
- Gewerblicher Güterverkehr: Wer Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen gewerblich nutzt, benötigt zusätzlich eine Berufskraftfahrerqualifikation (BKrFQG). Die Schlüsselzahl 79.06 entbindet davon nicht.
- Lenk- und Ruhezeiten: Auch Fahrer mit Besitzstandsregelungen müssen sich an die EU-Verordnungen zu Tachografen, Lenk- und Ruhezeiten halten, sobald das Fahrzeug in den Anwendungsbereich fällt.
- Führerscheinumtausch: Jeder Führerschein muss bis spätestens 2033 in den EU-Kartenführerschein umgetauscht werden. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Schlüsselzahl 79.06 korrekt eingetragen wird. Fehler passieren – und können teuer werden, wenn der Nachweis fehlt.
Schlüsselzahl 79.06: Praxis-Beispiele
- Fuhrparkmanagement: In Zeiten von Engpässen können Fahrer mit 79.06 kurzfristig einspringen und Transporte übernehmen – ein Wettbewerbsvorteil gegenüber Betrieben, die ausschließlich jüngere Fahrer mit Klasse B beschäftigen.
- Bauunternehmen: Ein Mitarbeiter mit Klasse 3 von 1990 kann dank 79.06 einen 7,49-Tonner mit Kippmulde samt Anhänger fahren. Ein Kollege mit neuer Klasse B dürfte nur bis 3,5 Tonnen bewegen.
- Landwirtschaft: Ein Landwirt setzt seit Jahrzehnten dieselben Fahrzeuge ein. Mit der 79.06 bleibt das möglich, auch wenn die Zugmaschine offiziell in eine höhere Klasse fallen würde.
Fazu Schlüsselzahl 79.06
Die Schlüsselzahl 79.06 ist ein Paradebeispiel für den Wert von Besitzstandsregelungen. Sie sichert Altinhabern der Klasse 3 ein breites Spektrum an Fahrrechten, das bis heute praxisrelevant ist.
Für Privatpersonen bedeutet sie: mehr Flexibilität im Alltag, gerade bei Umzügen oder Transporten. Für Unternehmen bedeutet sie: wertvolle Einsatzmöglichkeiten, insbesondere in Zeiten des Fahrermangels.
Wichtig bleibt jedoch: Die Schlüsselzahl ist kein Freibrief für alles. Grenzen, Pflichten und gewerbliche Zusatzqualifikationen gelten weiterhin. Wer die 79.06 im Führerschein trägt, sollte diese Rechte kennen – und bewusst nutzen.