Der bei Auto- und Lkw-Fahrern gefürchtete Sekundenschlaf am Steuer könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Denn ein neues System des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie, das Bewegungen von Pupillen- und Augenlidern in Echtzeit erkennen kann, soll schon Anfang 2011 in ersten Versuchsfahrzeugen getestet werden. "Das System würde den Fahrer weder belasten noch beeinträchtigen, aber sofort merken, wenn er müde wird oder für kurze Zeit die Augen schließt", sagte Entwickler Frank Klefenz am Dienstag (9. November) der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Hier wird das als "Eye Tracker" bezeichnete System auf der Messe "Vision" erstmals öffentlich präsentiert. Sobald "Eye Tracker" feststellt, dass der Autofahrer seine Lider langsamer bewegt oder sogar schließt, könnte das System eine Warnung auslösen. "Denkbar wäre eine Warnleuchte, ein lauter Ton oder auch ein spürbares Vibrieren im Lenkrad", erläutert Klefenz. Dadurch könnte der Fahrer wachgerüttelt und daran erinnert werden, dass er besser ein Pause einlegt oder einige Stunden schläft. Zwar gibt es auch andere Anbieter von Systemen, die prüfen, ob der Mensch am Steuer noch wach ist. "Aber wir sind die einzigen, die in Echtzeit eine dreidimensionale Aufnahme realisieren", erklärt Klefenz. Derzeit verhandle sein Institut im thüringischen Ilmenau mit mehreren Autofirmen über die Erprobung und den Einbau von "Eye Tracker". Die Fraunhofer-Forscher stellen sich vor, dass der "Eye Tracker" die Daten des jeweiligen Fahrers wie die Kopfgröße oder die Art der Augen- und Lidbewegungen künftig speichert und dessen Verhalten in die Berechnungen mit einbezieht. Entsprechend können dann auch mögliche Warnsignale individuell auf den jeweiligen Menschen hinterm Steuer eingestellt werden. Zwar wird "Eye Tracker" wohl zunächst in Autos der Oberklasse zu finden sein, aber das dürfte nicht so sehr an den Kosten liegen. Denn Klefenz ist überzeugt, dass Herstellung und Einbau bei einer Serienproduktion bei unter 100 Euro liegen werden. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat schätzt, dass jeder vierte tödliche Autobahnunfall darauf zurückzuführen ist, dass der Fahrzeuglenker für einen kurzen Moment einnickt. Der Sekundenschlaf ist vor allem bei hohen Geschwindigkeiten gefährlich. Denn beispielsweise bei Tempo 130 legt ein Auto in fünf Sekunden eine Strecke von 180 Metern zurück. (dpa)