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ASB Wünschewagen: Jeder Wunsch zählt

14.07.2025 09:33 Uhr | Lesezeit: 3 min
Wünschewagen, ASB Hamburg
Wünschewagen ASB Hamburg
© Foto: Wünschewagen, ASB Hamburg

Der Wünschewagen vom ASB Hamburg erfüllt genau das: Wünsche. Oft sind es die kleinen und meist auch die letzten. Autoflotte hat den ASB in der Hansestadt besucht.

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Wünsche haben wir alle. Und zwar bereits von klein auf. Zum Start ins Leben sind es essentielle Dinge wie Essen, Schlafen . Doch schon bald kristallisiert sich der Wunsch nach mehr heraus: Spielzeug, Plüschtier, Tablet. Bei den Heranwachsenden sind es Markenklamotten, iPhone, Perlenkette. Aber auch sinnvolle Dinge wie solide Ausbildung, Studium, irgendwann einen vernünftigen Job und: Familie.

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So oder ähnlich haben wir das alle vielleicht mal durchgemacht. Und auch heute haben wir Wünsche, oft materieller Art. Diese rutschen schnell ins Abseits, wenn es ums Thema Gesundheit geht. Oder genauer: Lebenszeit - diese ist elementar mit dem Gesundsein verknüpft. Denn niemand von uns weiß, wann das Ende kommt - gut so. Ebenso ein Wunsch vieler, im hohen Alter im eigenen Bett einzuschlafen und einfach nicht mehr aufzuwachen. Angenehm für einen selbst (so zumindest die Spekulation), erträglicher für die Angehörigen und für alle, die fortan mit dem Menschen die letzten Meter bewältigen. Das Leben wurde bis dahin (hoffentlich) gelebt. Die Realität für Millionen in Deutschland sieht anders aus, wie Holger Spille ab Seite 56 beschreibt.

Der Wünschewagen

Stefanie Meyer hat im April beim Wünschewagen vom Arbeiter-Samariter-Bund in Hamburg (ASB) begonnen und den Part Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit und "auch ein bisschen Koordination" übernommen, wie sie erzählt. Ihr Kollege Luca Möhring ist bereits seit 2019 als Projektkoordinator an Bord. Er kümmert sich zudem "um den Fuhrpark, um unsere Technik, um unsere Ehrenamtlichen und eigentlich um alle anderen Bereiche, außer Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit", wie er es lachend auf den Punkt bringt.

Neben den beiden sind zwei 556-Euro-Kräfte und demnächst eine Teilzeitkraft mit 20 Stunden pro Woche im Wünschewagen-Team. Arbeit gibt es mehr als genug. Planung und Koordination der vielen Veranstaltungen, die Neugewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeitern und deren Anlernen, sich um die Aus- und Weiterbildung kümmern sowie den Wünschewagen bewegen. "Das teilen wir uns im Team so auf, dass jeder seinen Bereich hat", fasst es Stefanie Meyer prägnant zusammen.

Der Wünschewagen ist im Fall des ASB Hamburg ein Sprinter. "Der ist zwei Jahre alt und der zweite Wünschewagen bei uns", sagt Luca Möhring. 2017 bis 2023 hat der Erste viele Wünsche erfüllen können. Die Gäste sind Menschen jeden Alters aus Palliativstationen und Hospizen.

Stefanie Meyer und Luca Möhring stehen vor dem ASB-Wünschewagen
Luca Möhring und Stefanie Meyer sind zwei der Protagonisten des Wünschewagens in Hamburg und erfüllen sterbenskranken Menschen die vielleicht letzten Wünsche.
© Foto: Michael Blumenstein

200.000 Euro für den Wünschewagen

Rund 200.000 Euro kostete der aktuelle Wünschewagen, der speziell nach den Wünschen von Luca Möhring aufgebaut wurde. Seine Erfahrungen mit dem ersten Fahrzeug flossen in die Ausstattung ein und haben ihn nicht nur besser, sondern vor allem auch schöner gemacht. Denn ganz wichtig ist dem Team, dass sich die Menschen an Bord wohlfühlen und nicht wie in einem Rettungsfahrzeug, was der Wünschewagen technisch ist.

Als Grundgerüst dient ein 3,5-Tonnen-Sprinter, der mit dem Führerschein der Klasse B bewegt werden darf. Als Besonderheit besitzt er ein Luftfahrwerk, um den Fahrkomfort zu erhöhen. Zudem hat er eine Vollverglasung: "Unsere Wünschenden können quasi 360 Grad aus dem Auto gucken und sehen, wo wir entlangfahren."

Umgebaut wurde er von Ambulanzmobile in Schönebeck bei Magdeburg. "Die haben uns den Sprinter nach unseren Wünschen gebaut, mit allen technischen Finessen, die wir brauchen." Besonders schön finden alle den im Dach integrierten Sternenhimmel. "Klar, den braucht man nicht, aber nachts entsteht dadurch eine Wohlfühl-Atmosphäre", beschreibt Luca Möhring dieses Detail.

Besonders ist auch die elektrische Fahrtrage, die mittels Akku und elektrohydraulisch funktioniert. Das heißt, die Ehrenamtlichen müssen kaum Kraft aufwenden, um die Patienten hinein- oder herauszutragen, falls Laufen nicht mehr möglich ist.

Dadurch sinkt die potenzielle Unfallgefahr und die Ergonomie steigt für alle gleichermaßen. "Das ist für viele Ehrenamtliche Gold wert und eine ganz wichtige Neuerung", weiß auch der Neuling im Team, Stefanie Meyer.

Wie skizziert, stand die Ergonomie bei der Planung und Durchführung des Ausbaus mit auf der Prioliste. Es gibt stabile, ausklappbare Tische und Arbeitsflächen zum Herrichten von Medikamenten. Viele Systeme werden via Touchpads gesteuert, die sind von jedem Sitzplatz aus erreichbar. Helle, aber dennoch warme Beleuchtung und ein Kühlschrank runden das Paket ab.

Wichtiger Aspekt ist die medizinische Ausrüstung. Solange der Patient transportierbar ist, ist eine Wunschfahrt durchführbar. "Wir haben im neuen Wünschewagen mehr Sauerstoffkapazitäten an Bord. Zudem können wir sämtliche medizinischen Geräte, die unsere Wünschenden benötigen, mitnehmen, lagern und mit Strom und Sauerstoff versorgen", beschreibt Luca Möhring die Ausstattung. "Für unseren Zweck ist unser Wünschewagen perfekt."

An Bord sind auch stets eine examinierte Pflegekraft, die pflegerisch betreut, und ein Ehrenamtlicher, oft aus dem Rettungsdienst. Das ist von großem Vorteil, denn alle kennen sich aus und packen gezielt mit an. Ein Platz im Fond ist für eine eventuelle Begleitperson reserviert, die laut Luca Möhring zu 95 Prozent auch dabei ist.

Wünschewagen: Rund zehn Jahre Nutzung

Geplant ist es, den Wünschewagen etwa zehn Jahre zu fahren. "Erfahrungsgemäß halten die das auch durch. Im Schnitt fahren wir 25.000 Kilometer im Jahr", sagt Möhring. 2024 wurden 66 Wunschfahrten durchgeführt. Das klingt erst einmal nicht so viel. Doch auf die 66 Fahrten addieren sich weiter 40 Fahrten, die allerdings aus erahnbarem Grund abgesagt werden mussten. Zudem gab es rund 300 weitere Anfragen.

Voraussetzung, um im Wünschewagen Platz zu nehmen: Die Person ist schwerst- oder sterbenskrank, hat keine ansteckende Krankheit und ist transportfähig. Und: Der Wunsch ist erfüllbar. Aber die weichen meist wenig ab von denen gesunder Menschen. "Das Meer und Krabbenessen stehen hoch im Kurs. Oder das Zuschauen bei einer Veranstaltung der Enkel und generell, dass man mit der Familie nochmal zusammenkommt und nicht diese ins Hospiz. Es sind häufig kurze Fahrten, wirklich nur ins nächstgelegene Restaurant, und ein anderes Mal geht es bis Tirol, um nochmal die Berge zu sehen", erzählt Luca Möhring sichtlich bewegt. "Wenn wir es organisatorisch hinbekommen, ist am Zielort eine Übernachtung machbar."

Häufig ist der medizinische Zustand der limitierende Faktor. "Bereits die Vorfreude macht ganz viel mit den Wünschenden. Aber am Ende, und das ist auch auf jeder Wunschfahrt immer ein Thema, bringen wir sie wieder in ihre klinische Situation zurück. Immerhin können sie dann noch eine Weile vom Erlebnis zehren", sagt Stefanie Meyer und plädiert dafür, sich früh Gedanken über eine Fahrt im Wünschewagen zu machen, damit diese realisiert werden kann. "Aber das machen viele halt nicht. Manchmal schaffen wir es, von heute auf morgen eine Fahrt auf die Beine zu stellen", was oft einer Sisyphos-Arbeit gleichkommt. So werden Unterlagen und Unbedenklichkeitsbescheinigungen von Ärzten benötigt sowie oft das Okay von anderen Stellen. "Ein anderes Mal sind zwei Wochen Planung am Ende zu viel gewesen."

Seit 2017 Hamburg

Der Wünschewagen ist in Hamburg beständiger Gast bei Veranstaltungen. "Dabei geht es primär darum, das Projekt einem größeren Publikum näherzubringen", konstatiert Stefanie Meyer, die genau dort die klassische Öffentlichkeitsarbeit betreibt.

Der Wünschewagen wurde 2014 vom Arbeiter-Samariter-Bund ins Leben gerufen und wird mittlerweile in jedem Bundesland umgesetzt. Der ASB Hamburg ist seit 2017 dabei. Vorbilder gab es in den Niederlanden, Israel und anderen Ländern, wie Stefanie Meyer sagt. Zuvor gab es hierzulande keine Institution, die diese oder eine ähnliche Art der Sterbebegleitung auf die Räder gestellt hat.

Die Fahrt mit dem Wünschewagen ist gratis. "Wir finanzieren uns ausschließlich mittels Spenden. Oft ist es auch so, dass Konzerte, Theater, Musical oder Ähnliches besucht werden wollen. Da gibt es die Eintrittskarte meist ebenfalls kostenfrei", erzählt sie. Fundraising ist immer ein Weg, um all das bewerkstelligen zu können. "Zum Glück ist Hamburg eine finanziell solide aufgestellte Stadt." Es gibt Stiftungen und Spender, die Stefanie Meyer oft direkt anspricht. "Den Löwenanteil machen dennoch Privatpersonen aus. Mein Gefühl ist gerade, ohne es wirklich verifizieren zu können, dass Unternehmensspenden zurückgehen. Tatsächlich wird auch für die alles teurer."

Ein normaler Teil des Lebens

"Unser großer Wunsch ist es, dass jeder Hamburger, der eine palliative Situation im Familien- oder Freundeskreis erlebt, an den Wünschewagen denkt und sagt: Mensch, hier der Wünschewagen, lass uns das doch machen."

In zwei Jahren hat der Wünschewagen Zehnjähriges und Stefanie Meyer plant bereits jetzt daraufhin, das Projekt in Hamburg noch bekannter und zum ganz normalen Teil des Lebens zu machen.

wuenschewagen.de/hamburg

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