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Alte und neue Welt

01.02.2022 06:00 Uhr

Wollnikom zählt zu den Hardware-Pionieren in der Branche. Mit den ersten Software-Produkten erneuerte man sich selbst. Wie man seitdem beide Elemente vereint, zeigt ein Besuch am Niederrhein.

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Wir reden mit Claus Wollnik im Früh-Herbst 2021 - ein Corona-Jahr liegt hinter allen und die Wolken verdunkeln sich schon wieder. Die Stimmung ist hier in Korschenbroich dennoch nicht düster - ganz im Gegenteil. Weniger Kontakte heißt mehr Digitalisierung. Genau das hat der Flottendienstleister erlebt. So ist zum Beispiel "DriversCare", das jüngste Produkt des Hauses, in der Pandemie-Zeit entstanden. Es ist -wenig überraschend - ein digitaler Fuhrparkmanager.

Begonnen hat Claus Wollnik seinen Werdegang innerhalb der Fuhrparkbranche aber mit ganz anderen Produkten: mit nachrüstbarer Telematik, als diese eben noch nicht zur Grundausstattung fast jedes Dienstwagens zählte. Darauf baute seine erste Firma auf: Wollnikom. Aber wie heute beim Fuhrparkverantwortlichen wird Hardware zum Nebenprodukt, denn die Software regelt mittlerweile fast jeden Bereich - auch in der Flotte.

Die Mitarbeiter, die sich nun um die Drivers-Care-Produkte kümmern, tun dies aus dem Homeoffice heraus. Einmal pro Woche setzt man sich mit allen zusammen, ansonsten wird eigenverantwortlich und projektorientiert gearbeitet, ganz so wie die Welt der meisten Fuhrparkverantwortlichen heute schon aussieht, nur der Grad an der Digitalisierung der eigenen Welt unterscheidet hier die Manager voneinander. Und da gibt es laut Wollnik künftig nur eine Richtung: so weit wie möglich jede Aufgabe in digitale Prozesse bringen und diese dann sinnvoll vernetzen.

Vernetzt sind bei DriversCare neben Wollnik auch die beiden Gesellschafter Gunter Glück und Jörg Heinrich. Die Expertise und die Netzwerke der drei sorgen dafür, dass immer mehr Dienste und Partner auf die Plattform kommen. Umgesetzt wird dabei stets das, was der Übersichtlichkeit dient, also die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht und schließlich Zeit sowie Geld spart. Mit der App kann man zum Beispiel die Parkgebühren bezahlen, die Ladesäule freischalten, hat seine Servicekarten digital stets dabei oder man kann einen Termin beim Reifenhändler ausmachen."Das geht bisweilen sogar bis auf die Hebebühne genau", berichtet Wollnik stolz.

Nun ist die Bandbreite an digitalen Services im Werkstattbereich recht unterschiedlich definiert. Deshalb kann der Nutzer jenen Service-Stationen, die kein Online-Termin-Buchungs-Tool besitzen, aus der App heraus bis zu drei Terminvorschläge schicken, die per E-Mail zugestellt werden. Kurzum: Man findet zueinander.

White-Label-Lösung

So offen zeigt man sich, auch was die Einbindung in Partnersysteme betrifft. Als White-Label übernehmen Leasingnehmer oder Versicherer die Software-Produkte wie etwa den DriversCheck, den ersten Ausflug in die Software-Welt von Wollnik. Vor fast acht Jahren nahm er gemeinsam mit Richard Gandlau als"Wollnik & Gandlau Systems" Fahrt in den anderen Teil des Flottenmanagements auf. Zum Hardwarekam der Softwarebereich.

Das Kernprodukt ist die Führerscheinkontrolle, die als wiederkehrende Pflicht auf eine sichere und digitale Lösung heruntergebrochen wurde. Daraus wurde schließlich die Drivers Check GmbH - ein Team von zehn Mitarbeitern kümmert sich um alle Themen der Halterhaftung wie die UVV-Prüfung oder die Fahrerunterweisung. Einige Inhalte, zum Beispiel für die Unterweisung der Fahrer, steuern externe Partner wie die Dekra oder Trias, ein Unternehmen der Fachmedien München, zu denen auch die Autoflotte gehört, bei.

"Hier legt der Kunde fest, welche Inhalte und Module verwendet werden", sagt der Rheinländer Wollnik. Beim dritten Baustein, der UVV-Prüfung, ist der Part von DriversCheck das Erinnern und das Reporting. Die Unterlagen werden entweder vom Prüfpartner oder dem Fahrer selbst hochgeladen.

Die größte Herausforderung in diesem Bereich ist laut Wollnik die Integration der Lösung in die gewohnte Welt des Flottenleiters und der Dienstwagenfahrer. Stammdaten werden zwischen dem bestehenden Fuhrparkmanagementsystem und den Lösungen von DriversCheck automatisiert ausgetauscht, so dass der Fuhrparkverantwortliche alle Daten auf einen Blick erfassen kann. Das wird vom Kunden erwartet, ist aber mitunter nicht ganz einfach in der Umsetzung. "Aktuell haben wir viele Projekte, bei denen unser System in die App eines Anbieters überführt werden soll", berichtet der Firmenchef. So auch im Fall von VWFS. Mit VW Financial Services (VWFS) zählt ein echtes Schwergewicht zum Kundenstamm der Frechener (der Sitz von DriversCheck). Mit dem Wachstum an international agierenden Kunden blickt man auch verstärkt über die Landesgrenzen.

Wobei die Führerscheinkontrollpflicht laut Wollnik hier noch nicht so präsent ist, wie es hierzulande der Fall ist. "Für eine Ausweitung sind wir aber gerüstet, denn unser KI-Verfahren wird permanent weiterentwickelt und ist für künftige europäische Standards bei den Sicherheitsmerkmalen gut vorbereitet."

Alles per Smartphone

Das Smartphone dient als Schaltzentrale für viele Belange im Leben - auch für das Nachkommen von Fuhrparkpflichten. Es ist die erste Anlaufstelle, denn auf die dort verbaute Künstliche Intelligenz (KI) können die Flotten-Apps zugreifen. Neu ist die Nutzung des Video-Ident-Verfahrens zur Ersterfassung der Führerscheindaten. Vor der ersten Nutzung der App entscheidet der Fuhrparkleiter, wer die Erfassung der Prüfmerkmale - Führerschein- oder Siegelnummer - vornehmen soll, er selbst oder der Video-Agent. Sobald dieser die Echtheit des Führerscheins verifiziert hat, ist der Vorgang abgeschlossen und die erste Führerscheinkontrolle hinterlegt. Fortan reicht die App auf dem Smartphone für das Erledigen der Pflicht, die in der Regel zweimal im Jahr ansteht.

Ein größerer Datenaustausch ist dabei nicht nötig, wie Wollnik erklärt:"Es werden weder Video- noch Bilddaten an unsere Server übermittelt. Die Kontrolle findet komplett im Smartphone statt. An die Server wird lediglich das Prüfergebnis samt einer Kontrollziffer übermittelt." Das digitale Rüstzeug dafür bringen mittlerweile viele Fuhrparks bereits mit. "So haben wir immer mehr Neukunden, die wir onboarden können, ohne dass unser Außendienst auch nur einmal vor Ort gewesen sein muss", berichtet Wollnik. Besser kann der Vertrieb während einer Pandemie sicher nicht laufen. So erzielten die Nordrhein-Westfalen selbst unter Pandemieeinfluss ein 25-prozentiges Wachstum an Nutzern. Dass Wollnik trotz des starken IT-Geschäfts immer noch in der eigenen Vergangenheit verhaftet ist, verrät eine kurze Anekdote. So berichtet der gelernte Kfz-Meister, das er vor Kurzem mal wieder selbst zum Kunden gefahren sei und Nachrüstlösungen installiert habe. Eine Spedition brauchte in ihren Lkw neue Telematikboxen. "Anpacken, schrauben, installieren, mit unseren Technikern draußen beim Kunden zu sein und am Ende des Tages zu sehen, was man geschafft hat, macht einfach Spaß", lacht der Firmeninhaber, als er davon berichtet.

So bleibt das ursprüngliche Stammgeschäft (Wollnikom) mit seinen Hardware-Lösungen, die von der 220-Volt-Anlage für einen mobilen Arbeitsplatz über die Signalanlage für Sondereinsatzfahrzeuge bis zum Totwinkel-Assistenten oder die klassische Rückfahrkamera reichen, fester Bestandteil des Firmennetzwerks. Schließlich entwickeln die Experten vom Niederrhein weiterhin eigene Nachrüstlösungen etwa für die Hymer Gruppe. So dass man direkt am Boom der Reisemobile partizipiert - sofern nicht auch hier der Mangel an Halbleitern als Bremse wirkt. Aber das ist eine andere Geschichte.

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