Eine feste Größe
Gern genommen | Das Modul „Reifenersatz“ hat sich bei den Leasingnehmern im Full-Service etabliert. Eine deutliche Mehrheit nutzt es. Im Wintergeschäft ergänzen neue Services das Leistungsspektrum.
— Eine Verbreitung von 80, 90 oder gar 100 Prozent unter den Leasingnehmern ist beim Modul Reifenersatz keine Seltenheit. Das zeigt auch unsere diesjährige Umfrage unter Leasinggesellschaften, an der sich 18 Anbieter beteiligt haben (siehe Tabelle „Full-Service-Modul“ auf Seite 34, oben).
„Unsere Kunden sind weiterhin auf den Reifenservice aus Leasinghand fixiert, da sie damit bundesweit eine größtmögliche Abdeckung im Bezug wie auch beim Service rund um den Reifen erhalten. Die Lieferfähigkeit ist über unser ,Prefered-Händlernetz‘ jederzeit gewährleistet und das Pooling großer Mengen reduziert den Reifenpreis“, berichtet Dieter Brandl, Director Operations, GE Auto Service Leasing.
Damit erwähnt er gleich zwei wesentliche Vorteile, die der Reifenersatz als Full-Service-Modul mit sich bringt: Durch die vielen Kooperationen der Leasinggeber mit sämtlichen bundesweiten Reifendienstleistern hat der Kunde eine enorme Wahlmöglichkeit, wo er seine Reifen beziehen und die damit verbundenen Dienstleistungen in Anspruch nehmen möchte. Zudem kann er von einem günstigeren Beschaffungspreis seines Leasinggebers profitieren.
Großes Händlernetz | In der Praxis ist es recht unterschiedlich, mit wie vielen Reifendienstleistern die einzelnen Leasinggesellschaft kooperieren. Am unteren Ende der Skala sind es drei namhafte Partner bei DB FuhrparkService/DB Rent, am oberen Ende jeweils sieben bei Daimler Fleet Management und Volkswagen Leasing und je acht bei Akf servicelease, Mobility Concept sowie Sixt Leasing (siehe Übersicht „Reifenersatz“ auf Seite 33). Das einzige Unternehmen, mit dem ausnahmslos alle befragten Leasinggeber zusammenarbeiten, ist Euromaster.
Hoch in der Gunst stehen ferner die 4Fleet-Group sowie Servicequadrat, der Zusammenschluss von PointS und Top Service Team, mit denen jeweils 17 von 18 Leasinggebern kooperieren.
Angesichts der Fülle an Reifenpartnern ist es zu verkraften, dass die meisten Leasinggeber, nämlich zehn von 18, es nicht gestatten, dass ihre Kunden andere als die im Netzwerk vorhandenen auswählen. Etwas verbreiteter ist hingegen die Option, dass sie ein bestehendes Abkommen mit einem Händler bei einem Neuabschluss mit dem Leasinggeber mit einbringen. Dies ist immerhin bei elf Gesellschaften generell möglich.
Erweiterte Leistungen | Auf dem Erfolg des Moduls Reifenersatz ruhen sich die Leasinggesellschaften aber nicht aus. Stattdessen arbeiten sie daran, ihre Dienstleistungen immer weiter auszubauen, um die Prozesse für den Kunden zu optimieren.
So bieten mittlerweile alle Befragten an, dass Neuwagen im Winterhalbjahr, also in der Regel ab Oktober bis März oder April, gleich auf Winterreifen ausgeliefert werden (siehe Tabelle „Kleingedrucktes“ S. 34, unten). Das spart dem Leasingnehmer neben dem logistischen Aufwand schlichtweg Zeit, die jeder Nutzer eines Neuwagens auf der Straße statt in der Werkstatt verbringen kann.
Auch etablieren sich Alufelgen bei Winterreifen anstelle von Stahl. Bei zehn von 18 Leasinggebern gehören sie – teilweise unter bestimmten Bedingungen – zum Standard, bei allen anderen sind sie optional erhältlich (siehe Tabelle unten).
Kraftstoff sparen mit Reifen? | Da den Fuhrparks sehr daran gelegen ist, den Kraftstoffverbrauch durch sämtliche Maßnahmen zu senken, wollten wir von den Leasinggesellschaften wissen, ob sich dieser Trend bis zum Reifenkauf fortsetzt.
Doch die meisten verneinen. Noch keinen großen Einfluss auf das Bestellverhalten der Kunden haben Spritsparreifen zum Beispiel bei Conlink Leasing. „Die Fahrer sind dafür noch nicht genug sensibilisiert, zumal die Fahrzeuge zum größten Teil auch nicht dafür ausgelegt sind“, sagt Sven Tessaro, Leiter Fleet Service. „Derzeit spielen die angebotenen Spritsparreifen nur eine geringfügige Rolle“, bestätigt auch Brandl von GE.
Etwas differenzierter die Beobachtung von ALD – beachtet würden sie, angeschafft eher nicht: „Es gibt ein hohes Interesse im Rahmen des Trends zur Nachhaltigkeit. Allerdings ist die Anzahl der verkauften Räder noch eher gering“, so Geschäftsführer Karsten Rösel.
EU-Reifenlabel – erstes Fazit | Kraftstoffeffizienz ist auch eine der drei Eigenschaften, die das EU-Reifenlabel neben dem externen Rollgeräusch und der Nasshaftung seit fast einem Jahr klassifiziert. Farben (von Grün bis Rot) und Buchstaben (von A bis G) verdeutlichen, wie gut oder schlecht ein Reifen in diesen drei Kategorien abschneidet.
Welche Bedeutung hat das Label rund elf Monate nach seiner Einführung? „Wir gehen davon aus, dass das neue EU-Reifenlabel einen Einfluss auf die Kaufentscheidung hat, da hierdurch auch für einen Laien die Qualitätsunterschiede auf den ersten Blick sichtbar gemacht werden“, sagt Marco Kohlmaier, Teamleiter Full Service bei Mobility Concept.
Doch worauf achten die Flottenkunden dabei? „Bislang wurde bevorzugt auf die aktuellen Testsieger aus den Fachmagazinen zurückgegriffen. Durch die Einführung des EU-Labels tritt die Kraftstoffeffizienz des Reifens mehr in den Vordergrund“, stellt Peter Stadtherr, Ressortleiter Operations bei Arval, fest. Ähnlich äußert sich Brandl: „Die Kunden achten vermehrt darauf.“ Entscheidend sei jedoch ein anderes Kriterium: „Das Bremsverhalten, das den höchsten Sicherheitsaspekt widerspiegelt, ist hier aber immer ausschlaggebend.“
Vorsichtiger formuliert Uwe Hildinger, Leiter Vertrieb und Marketing bei Alphabet, die Reaktion auf das Label: „Eine Sensibilisierung wird langsam spürbar. Da ein Reifen aber noch mehr Leistungskategorien abdecken muss, beispielsweise Wintertauglichkeit, empfehlen wir die Beratung bei unseren Reifenhandelsketten, damit der Kunde seinen optimalen Reifen erhält.“
Gut, aber nicht ausreichend für die Wahl des richtigen Reifens findet auch der Vorstand der Sixt Leasing die neuen Kennzeichnungen: „Die EU-Reifenlabel wurden mit den Zielen von mehr Sicherheit, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit im Straßenverkehr eingeführt“, erklärt Dr. Rudolf Rizzolli. „Diese Kriterien sind zwar wichtig, aber nicht die einzigen Leistungsmerkmale, die für eine Kaufentscheidung der Kunden ausschlaggebend sind“, führt er aus. Weitere Präferenzen könnten ihm zufolge unter anderem das Handling auf trockener und nasser Fahrbahn, der Reifenverschleiß und auch speziell für Winterreifen der Schneegriff oder Bremsen auf glatten Fahrbahnoberflächen sein.
Sicherheit im Fokus | Generell ist Sicherheit ein wichtiges Kaufkriterium bei Reifen, wenn nicht sogar das wichtigste: „Das Thema Sicherheit war auch im vergangenen Winter für unsere Kunden von zentraler Bedeutung und wird von vielen Kunden höher bewertet als die pure Kostenreduzierung“, sagt Rösel.
Sparen ja, aber keine Risiken bei der Qualität eingehen, so beobachtet es auch Stadtherr: „Fuhrparkentscheider achten nach wie vor sehr auf die Reifenkosten, ohne dabei Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen.“
Günstige Zweitmarken werden daher wenig gekauft. Mit rund 20 Prozent der Kunden hat beispielsweise Mobility Concept individuelle Vereinbarungen zur Kostenoptimierung, also auch zum Kauf von Second Brands getroffen. Volkswagen Leasing beobachtet, dass deren Akzeptanz vom Einsatzzweck abhängt. „Bei User-Choosern stehen nach wie vor Premiumreifen hoch im Kurs“, sagt Geschäftsführer Gerhard Künne. Bei Autos mit geringeren Laufleistungen oder Funktionsfahrzeugen seien Second-Brand-Reifen relevanter. „Damit steht und fällt die Preissensibilität in Abhängigkeit der tatsächlichen Nutzung des Fahrzeugs“, so Künne weiter.
Tests wie der vom ACE zeigen, dass der teuerste Reifen nicht immer der beste ist. Wer noch darüber hinaus sparen will, sollte es in der neuen Saison mal über die Kraftstoffeffizienz der Pneus versuchen. | Mireille Pruvost