„Immer wieder Krrrrrrrk!“
— Selbst auf Supermarktparkplätzen wird man (und Frau) regelmäßig von attraktiven, oft südländisch aussehenden Damen angesprochen, die aus zig Metern Entfernung erkannt haben, dass die Scheibe ja reparaturwürdige Steinschlagschäden habe und dass sie diese für mich ganz kostenlos reparieren könne.
Andere haben mehr als 250.000 Scheiben am Lager, man kann online einen Termin machen (so einfach, dass selbst Oma und Opa das mitten in der Nacht noch hinbekommen!), und wenn die Scheibe dann drin ist, bekomme ich noch Jahrzehnte Garantie drauf. Was mir natürlich nicht hilft, wenn nächste Woche wieder ein Schaden durch „äußere Gewalteinwirkung“ entstanden ist. Man hat den Eindruck, dass bei Firmenfahrzeugen andauernd Scheiben getauscht und repariert werden.
Teure Scheiben-Vielfalt | Inzwischen gibt’s ja nicht nur popelige einfache Scheiben zum Durchgucken, sondern welche, die zu so und so viel Prozent getönt sind, oben einen bunten Streifen haben, beheizt sind – egal, ob mit Draht oder sonst wie –, die UV-reflektierend oder ganz toll gedämmt sind. Sensoren fürs Licht und Scheibenwischer sind (zumindest bei Firmenwagen) schon fast Serie. Die Teile kosten zum Teil Hunderte oder gar Tausende Euro. Die beim Fahrzeugeinbruch demolierte Seitenscheibe gibt’s natürlich auch noch.
Gibt’s eigentlich die Monster-Panorama-Scheiben, die von der Motorhaube bis zum Kofferraumdeckel durchgehen, auch beim „Austauschspezialisten“? Warum gehen eigentlich ständig Scheiben kaputt? Wär´s nicht toll, wenn die Frontscheibe nicht bei jedem Rollsplitt-Steinchen wieder eine Markierung mehr hätte? Oder haben da weder Hersteller noch Händler noch Austauschspezialist ein Interesse dran? Gehen gepanzerte Scheiben eigentlich auch so schnell kaputt?
Ärger mit der Vignette | Und immer der Akt, die geklebten Vignetten schadfrei abzubekommen (vielen Dank, liebe Schweizer, dass das mit eurer ganz gut klappt! Hallo Österreich und Balkan: Toll, dieser bürokratische und zeitraubende Akt, eine neue Vignette zu bekommen!). Wieso hat eine Scheibe ein Sichtfeld? Wieso ist da, wo kein Sichtfeld ist, eigentlich auch noch Scheibe? Und überhaupt, in den Urlaubsländern fahren die mit kaputten Scheiben einfach weiter ...
Die vielen Tipps zur Vermeidung von Glasschäden wie „Das kommt vom dichten Auffahren“ oder „Wer rast, hat öfter eine kaputte Scheibe“ sind wohl eher Stammtischparolen. In der Fuhrparkrealität ist wohl jeder mal dran, der Vielfahrer, der Vertriebler, der Servicetechniker, der Buchhalter – trotz ihrer unterschiedlichsten Fahrgewohnheiten. In einer Policy die teureren Scheiben auszuschließen, geht kaum, da ja schon Standardscheiben nicht mehr funktionslos nur aus Klarglas sind.
Einfaches Handling | Und wer einmal eine beheizte, reflektierende, gedämmte Scheibe hatte, möchte diese nicht mehr missen. Wir verbieten ja auch nicht Nebel- und Xenonscheinwerfer, die von Steinschlägen (und zusätzlich von Bordsteinkanten und Parkremplern) genauso betroffen sind, oder?
Die operative Abwicklung ist inzwischen wirklich simpel: den Fahrzeugtyp angeben und zwei Stunden Zeit haben. Manche Dienstleister kommen in die Firma, reparieren oder tauschen vor Ort, nach zwei Stunden „Ruhe“ ist alles wieder gut und man kann wieder fahren. Leasinggeber haben meist im Handbuch Kontaktdaten der „Servicepartner“ aufgeführt und koordinieren auch (Vereinbarung vorausgesetzt) die Formalitäten mit der Versicherung: Und in der Schadenstatistik kommt ein weiterer Strich hinzu. Wären alle Schäden/Reparaturen so einfach zu handeln, wir hätten sicher mehr Zeit für die wichtigen Dinge im (Berufs-)Leben.
Ach ja, und bei der Fahrzeugrückgabe taucht die Scheibe dann in der Abrechnung meist ja nochmal auf: wegen Steinschlagschaden im Sichtfeld ...
Ein wichtiges Thema
– „Glasschäden sind ein wichtiges Thema für uns – gerade, weil die Straßen immer schlechter werden und die Steinschlagschäden zunehmen. Bei größeren Schäden reagieren wir sofort, in anderen Fällen markieren wir die Stelle aber auch nur und warten ab, wie sich der Schaden entwickelt.“
Markus Mettler, Techn. Betriebsleiter, Umweltbeauftragter Ebm-Papst Mulfingen
Vollkasko mit Eigenbeteiligung
– „Glasschäden sind in unserem Fuhrpark mit 23 Fahrzeugen über eine Vollkasko-Versicherung mit Eigenbeteiligung abgedeckt, in der Regel werden die Reparaturen in der benachbarten Werkstatt ausgeführt.“
Denise Niethammer, Einkauf DODUCO
Ewiger Begleiter
– „Das Thema Glässchäden ist für uns leider ein ewiger Begleiter. Besonders unschön ist es, dass es Mitarbeiter gibt, die mit einem kleinen Steinschlag am Fahrzeug nicht in der Werkstatt vorbeikommen, um es in Smart Repair beseitigen zu lassen. Kleine Steinschläge werden bei uns in Hamburg in der eigenen Werkstatt repariert. In den Regionen wird es bei den üblichen Glasreparaturstellen instandgesetzt mit Smart Repair, wenn möglich, sonst in Vertragswerkstätten.“
Fuhrparkleiter eines großen Medienunternehmens
Top Five der Schadensarten
– „Unsere Personalberater sind viel unterwegs; natürlich auch im Winter. Besonders in der kalten Jahreszeit haben wir ein erhöhtes Aufkommen an Schäden in der Frontscheibe feststellen müssen. Neben Bagatellschäden zählt der Bereich Glasschäden zu unseren Top Five an Schadensarten. Daher haben wir uns genau überlegt, wie wir uns absichern: mit einem Rahmenvertrag bei A.T.U für Glasschäden. Aufgrund unserer Selbstbeteiligung von 1.000 Euro bei der Teilkaskoversicherung wickeln wir alle Glasschäden ohne Versicherung ab. Bei einem vollständigen Scheibentausch erhalten wir attraktive Vergünstigungen und sparen im Verhältnis zur Vertragswerkstatt zirka 30 bis 40 Prozent pro Vorgang.“
Daniela Eckart, Assistenz der Geschäftsführung, Orizon
Glosse | Stephan Wagner, derzeit selbstständiger Mobilitätsmanager, über Glasschäden in Flotten, Dienstleister und sonstige Beteiligte.
- Ausgabe 3/2012 Seite 34 (224.1 KB, PDF)