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Nach Urteil zur Pkw-Maut: Kommunen fordern Neustart

19.06.2019 09:20 Uhr
Pkw-Maut-Schild in Rostock
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert einen Neustart nach dem Stopp der Pkw-Maut.
© Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Nach dem Stopp der Pkw-Maut durch den Europäischen Gerichtshof stellt sich die Frage, wie es jetzt weitergeht. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert einen Neustart. Die Grünen schauen vor allem auf die Kosten.

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Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Pkw-Maut fordert der Deutsche Städte- und Gemeindebund eine "intelligentere" Neulösung im Sinne des Umweltschutzes. "Es kann durchaus Sinn machen, die Kfz-Steuer abzuschaffen und ein Mautsystem auch für Pkw einzuführen", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der 'Neuen Osnabrücker Zeitung' (Mittwoch). Das sei allerdings "nur dann sinnvoll, wenn es mit einer klugen Steuerung verbunden wird".

Klimaschutz und der sich abzeichnende Verkehrsinfarkt in manchen Städten müssten in der Diskussion eine wichtige Rolle spielen. Mit einer Pkw-Maut könnten Verkehrsströme gelenkt werden. "Wichtig wäre es allerdings, gerade die ländlichen Räume und die Pendler, die vielfach keine Alternative zur Nutzung eines Pkw haben, nicht zusätzlich zu belasten." 

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte die Pkw-Maut am Dienstag für rechtswidrig erklärt, weil sie Autofahrer aus dem Ausland benachteilige. Die obersten EU-Richter gaben damit einer Klage Österreichs statt.

Der Deutsche Städtetag verlangt nun eine Lkw-Maut auf allen Straßen. "Die jetzt vom Europäischen Gerichtshof gestoppte Pkw-Maut gehörte nie zu den Herzensangelegenheiten der Städte. Nach dem Urteil gilt es nun, die Lkw-Maut auf alle Straßen auszuweiten. Dafür sollte der Bundesverkehrsminister jetzt ein Konzept entwickeln", forderte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy im Gespräch mit 'Heilbronner Stimme' (Mittwoch). Derzeit wird die Lkw-Maut für Autobahnen und Bundesstraßen erhoben. "Eine Lkw-Maut auf allen Straßen würde helfen, das für die Stadtbevölkerung sehr belastende Ausweichen von Lkw von den Mautstrecken auf innerstädtische Straßen zu unterbinden", sagte Dedy. "Außerdem brächte es zusätzliche Einnahmen, die deutlich höher liegen würden als die aus der nun gescheiterten Pkw-Maut." 

Offenlegung der Kosten gefordert

Die Grünen fordern von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) umfassende Informationen zu den Kosten, die durch das Scheitern der geplanten Pkw-Maut entstehen. "Wir erwarten, dass er umgehend offenlegt, wie viel Steuergelder genau verloren sind und wie viele Strafzahlungen der Bundesregierung jetzt drohen", sagte Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter der Deutschen Presse-Agentur. "Durch ihr kopfloses Festhalten an der Quatsch-Maut hat die CSU Steuergelder in Millionenhöhe aus dem Fenster geworfen." Er forderte Scheuer zur "maximalen Transparenz" auf.

Das Bundesverkehrsministerium hatte bei der Maut schon Fakten geschaffen, bevor es endgültig Rechtsklarheit gab. Für Gutachten und Beratung flossen bereits mehr als 40 Millionen Euro. Für private Betreiber, die sich um Erhebung und Kontrolle der Maut kümmern sollten, wurden bereits Zuschläge erteilt. Es könnte Schadenersatz fällig werden - wie viel, ist unklar. "Das ist unverantwortlich gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern", sagte Hofreiter. Auch Ex-Verkehrsminister Alexander Dobrindt und der frühere CSU-Chef Horst Seehofer müssten sich "für diese teure Stammtischparole verantworten".

Bund kündigt Verträge mit Betreibern

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) veranlasste nach dem Stopp der Pkw-Maut, zwei bereits geschlossene Verträge mit den Betreibern für die vorgesehene Erhebung und die Kontrolle der Nutzungsgebühr zu kündigen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Regierungskreisen erfuhr. 

Die Zuschläge für den österreichischen Mautsystem-Anbieter Kapsch und den Ticketverkäufer CTS Eventim hatte das Ministerium im vergangenen Jahr erteilt. Unter anderem aus der Opposition war kritisiert worden, dass so noch vor einer endgültigen Rechtssicherheit Fakten geschaffen wurden. Nach dem Scheitern der Maut könnten auf den Bund nun finanzielle Ansprüche der Unternehmen zukommen. 

Scheuer hatte direkt nach dem Urteil des EuGH am Dienstag eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um finanzielle und organisatorische Folgen zu klären. Wie es aus Regierungskreisen weiter hieß, wurden auch weitere laufende Verfahren und Ausgaben zur Umsetzung der Maut mit sofortiger Wirkung gestoppt. (dpa)

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