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Quo vadis, Leasing?

29.05.2009 12:02 Uhr

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Quo vadis, Leasing?

2009 und 2010 stehen im Zeichen der Finanzmarktkrise. Auf dem 9. LeaSoft-Leasing-Symposium vom 21. bis 22. April haben sich Experten daher mit den Schicksalsjahren und der Zukunft des Leasings hierzulande auseinandergesetzt. Ein zentrales Thema waren die Fahrzeugrestwerte und deren Entwicklung. Darüber hinaus diskutierten die Teilnehmer unter anderem über die Auswirkungen der KWG-Vorschriften für das Leasinggeschäft und künftige Herausforderungen. Wir waren vor Ort dabei.

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat deutsche Unternehmen mitten in eine Zerreißprobe befördert und damit auch die Leasingbranche unter massiven Druck gebracht. Leasinggeber und -nehmer stehen vor einem Berg an Herausforderungen, die sie bewältigen müssen. Angefangen von der Refinanzierung über die Erfüllung der neuen KWG-Vorschriften für Leasinggesellschaften bis hin zu fallenden Restwerten bei den Fahrzeugen und den infolgedessen steigenden Raten für Leasingnehmer.

Doch sind die Probleme wirklich neu? Anscheinend nicht. Denn Dr. Michael Kroll, Veranstalter des zweitägigen 9. LeaSoft-Leasing-Symposiums im oberfränkischen Kloster Banz, erinnert in seiner Begrüßung der rund 120 Teilnehmer an die Refinanzierungsprobleme der Branche Mitte der 90er-Jahre. Dieses Mal kommen allerdings noch andere schwerwiegende Einflüsse wie die Krise an den Finanzmärkten sowie der gesamtwirtschaftliche Einbruch hinzu. Das Symposium hat deshalb als Diskussionsplattform für diese Themen gedient, sich aber auch mit gesetzlichen Neuerungen, zukunftsweisenden Strategien und Wegen für die Leasingbranche beschäftigt.

Zwischen Krise und neuem Innovationsschub

Den ersten Tag der Konferenz eröffnete Arno Städtler, Investitionsforscher am ifo Institut in München, mit dem Vortrag „Welche Zukunft hat Leasing? Ein Ausblick auf die Leasingbranche in Deutschland bis 2014“. Seiner Ansicht nach werden 2009 und 2010 Schicksalsjahre für die Branche. So sei etwa der monatliche ifo-Konjunkturtest zum Mobilienleasing nochmals deutlich abgesackt.

Gleichzeitig gibt der Investitionsforscher aber zu bedenken, dass das Mobilienleasing mit einer Quote von 23 Prozent, wobei die Straßenfahrzeuge auf 57 Prozent kommen, sich auf einem hohen Niveau befindet. Eine Prognose, wohin die Reise geht, will der Experte nicht wagen. Denn es handelt sich diesmal um eine „Multikrise“, wie Städtler es nennt, die nicht aus einem rein zyklischen Abschwung besteht, sondern sich aus vielen Einflussfaktoren wie dem Immobiliencrash, einer Banken- und Finanz- sowie der Autokrise nährt.

Einen Fokus in seinen Ausführungen hat der Investitionsforscher daher auf die Automobilbranche und deren künftige Entwicklung gelegt. Seiner Ansicht nach führt der Umbruch am Markt dazu, dass die Hersteller nicht nur mehr kleine Autos anbieten müssen, sondern auch den Spritverbrauch der Fahrzeuge weiter senken und schnellstmöglich unterschiedliche Antriebskonzepte anbieten müssen. Schließlich könne nicht auf Dauer mit niedrigen Ölpreisen gerechnet werden.

Zudem werden es die Konzerne verstärkt mit Kunden zu tun haben, die neue Wege gehen und das Auto weniger als Statussymbol empfinden, weshalb entsprechend neue Dienstleistungen rund um das Auto gefordert sind. Für eine solche Entwicklung sprächen beispielsweise neue Mobilitätskonzepte wie bei Siemens, deren Führungskräfte zur Nutzung der U- und S-Bahn mit finanziellen Anreizen motiviert werden sollen.

Alles in allem kommt es dadurch zu einer Schrumpfung der Automobilbranche, in deren Windschatten ein weiterer Konzentrationsprozess in der Leasingbranche stattfindet. Städtler resümiert: Weniger Anbieter bedeute aber auch mehr Übersichtlichkeit und weniger Optionen für Leasingnehmer bei Verhandlungen. Ungeachtet dessen werde sich die Leasingquote erhöhen, da Leasing als Finanzierungsform eines der gefragtesten Instrumente sei, um insbesondere Innovationen in einem darstellbaren Kostenrahmen auf den Markt zu bringen. Neue Wachstums- und Ertragschancen ergeben sich künftig also aus neuen Fahrzeuggenerationen und -modellen.

Tauziehen um KWG

Im Anschluss an den Vortrag von Arno Städtler erläuterte Friedhelm Westebbe, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. (BDL), die gegenwärtige Situation der Leasingbranche aus Anbietersicht. Dabei konzentrierte sich der BDL-Geschäftsführer auf die Einführung des sogenannten „KWG light“, das seit Anfang des Jahres für Leasinggesellschaften gilt, um in den Genuss der Gewerbesteuererleichterung zu kommen. Damit fallen sie nun auch unter die Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und müssen bestimmte Anzeige- und Meldepflichten erfüllen.

Eine neue Pflicht, deren endgültiger Beschluss allerdings noch durch den Bundesrat erfolgen muss, ist die sogenannte Millionenkreditmeldung, in der die Leasinggesellschaften quartalsweise ihre Restbuchwerte auf die Leasingnehmer-Einheiten melden müssen. Der Verband will hierzu jedoch nach eigenem Bekunden das Gespräch suchen und eruieren, ob es nicht andere Optionen gibt.

Darüber hinaus erarbeitet der BDL derzeit eine Orientierungshilfe zur Umsetzung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk), vor allem für kleine und mittlere Leasinganbieter. Dieser Leitfaden inklusive Glossar, Anforderungscheck und Basiswissen soll bis Ende Juni fertig sein. Zusätzlich werden ergänzende Workshops im August und September angeboten.

Ein Problem, das auf dem Symposium noch nicht gelöst war, hängt mit folgender grundsätzlicher Regelung zusammen: Das Bankenprivileg und damit die Gewerbesteuererleichterung erhält nur diejenige Leasinggesellschaft, die nachweislich ausschließlich Finanzierungsleasing betreibt. Laut BDL bedeutet das: Ein Finanzierungsleasingvertrag führt zur Aufsicht durch die BaFin und ein Geschäft, das bei einer Betriebsprüfung als „falsch“ eingestuft wird, vergifte das gesamte Bankenprivileg. „Mit dieser Lösung kann die Branche unmöglich leben“, resümiert Friedhelm Westebbe.

Der Lösungsvorschlag des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages: Eine Definition von unschädlichen Hilfs- und Nebengeschäften des Finanzierungsleasings, die dem Ausschließlichkeitsgebot nicht entgegenstehen. Der BDL hat dem Bundesministerium für Finanzen (BMF) infolgedessen eine Aufstellung von Hilfs- und Nebengeschäften zugeleitet und seine Position in einer Sitzung der Finanzbehörden erläutert. Damit solle der Fallbeileffekt vermieden werden und möglichst viele Aktivitäten als unschädlich qualifiziert werden, so Westebbe. Eine Entscheidung hierzu fällt seiner Meinung nach noch im ersten Halbjahr. Davon ist abhängig, ob und wie der Verband dann weiter vorgeht.

Daneben beschäftigen den BDL die Refinanzierungsengpässe der Leasinggesellschaften. Nach den Ergebnissen einer empirischen Erhebung unter den Mitgliedern haben vor allem markenunabhängige Anbieter ohne Nähe zu einer Bank – wenn auch in unterschiedlichem Maß – Schwierigkeiten mit der Refinanzierung der Neugeschäfte, weshalb diese eingeschränkt werden. Westebbe fordert daher eine Öffnung der KfW zur Unterstützung der Leasinggesellschaften. Bankennahe Leasinggesellschaften seien dagegen weniger belastet. Zur Situation bei den herstellernahen Playern konnte der BDL-Geschäftsführer nichts sagen.

Klarheit in den Dschungel an neuen Regelungen sollte Lars Reder, Oberregierungsrat in der BaFin, mit seinem Vortrag „Neuer FDI-Status: Einblicke in die aufsichtsrechtliche Perspektive“ bringen. Vorweg betonte Reder jedoch, dass die Ausführungen seine private Meinung darstellen und nicht die offizielle Darstellung von Auffassungen der BaFin sei. Was er allen Teilnehmern zu Beginn vermittelte: „Die Aufsichtskultur des Neoliberalismus ist Vergangenheit.“ Gleichwohl stehe eine risikoorientierte Aufsicht im Mittelpunkt, die von pragmatischen Ansätzen geprägt sein wird. Bisher hätten sich über 500 Leasing- und Factoring-Gesellschaften bei der BaFin angezeigt, die bereits in den laufenden Aufsichtsprozess integriert sind. Und täglich kämen neue Anzeigen hinzu. Zuständig für die Prüfungen ist eine eigene Gruppe innerhalb der Gruppe Geldwäscheprävention.

Da aber noch viele Punkte, etwa die Vorgaben zu MaRisk, mit der Bundesbank besprochen werden müssen, werde es Details zu den Regelungen und Verfahren erst im zweiten Halbjahr geben. Auf Fragen aus dem Publikum, was Leasinggesellschaften nun tun sollen, rät Reder, sich an den bestehenden MaRisk-Anforderungen zu orientieren und keine aufwendigen Investitionen zu tätigen, sondern noch zwei bis drei Monate zu warten, um dann auch dem Inhalt zu entsprechen.

Die Mindestanforderungen und den Handlungsrahmen der MaRisk erläuterte anschließend Marijan Nemet, Partner im Bereich Financial Services bei Deloitte & Touche. Den aktuellen Stand zur KWG-Diskussion zeigte außerdem Rechtsanwalt Dr. Gerhard Siegfried auf.

Aktuelle Restwertprobleme und Zukunftsperspektiven

Am zweiten Tag des Symposiums stand unter anderem das Thema „Management von Fahrzeugrestwerten“ auf dem Programm. Holger Rost, Geschäftsführer der Comco Autoleasing GmbH & Co. KG sowie Vorsitzender des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. (BDL), zeichnete als Referent für das laufende und die kommenden zwei Jahre ein düsteres Bild. Seiner Ansicht nach summieren sich die Verluste der Kfz-Leasinggesellschaften jedes Jahr auf etwa 1,3 Milliarden Euro (siehe Kasten „Jährlich 1,3 Milliarden Euro an Restwertverlusten“). Laut Rost sei die Schätzung dabei noch konservativ. Denn die Spirale drehe sich momentan immer schneller nach unten. „Ich kenne Leasinggesellschaften, die ihre Restwerte nochmals um zehn bis 15 Prozent im Vergleich zum Ende des vergangenen Jahres angepasst haben“, sagt Rost. Deshalb sei frühestens 2012 wieder mit einer Normalisierung der Geschäfte zu rechnen.

Nichtsdestotrotz schlummert im Markt weiterhin einiges Potenzial speziell für Kfz-Leasinggesellschaften. Das zeigte der Vortrag von Dr. Patrick Neuhaus, Geschäftsführer der Econmobil GmbH, zum Thema „Akquise von Kommunal-Leasinggeschäften“. Aus seiner vormaligen Tätigkeit als Referent der Beteiligungsführung im Bundesministerium für Verteidigung weiß er nicht nur, auf was Kommunen bei Leasingausschreibungen achten. Seiner Erfahrung nach öffnen sich die Länder, Kreise und Kommunen auch stärker dem Kfz-Leasing. Denn immer mehr Bundesländer ließen die Möglichkeit von Investitionskostenzuschüssen (Zuwendungen) für leasingfinanzierte Fahrzeuge zu, sofern Leasing wirtschaftlicher ist als der Kauf über Kommunalkredit oder aus Eigenmitteln. Beispiele hierfür seien Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen.

Neues Ungemach für die Leasingbranche kündigt sich jedoch schon wieder an. Diesmal vonseiten der beiden internationalen Rechnungslegungsgremien International Accounting Standards Board (IASB) und Financial Accounting Standards Board (FASB) an. Sie haben in einem Diskussionspapier ihren Vorschlag zur Reform der Leasingbilanzierung vorgestellt, zu dem Leasinggeber und Leasingnehmer bis Mitte Juli Stellung beziehen können. Dabei sieht der Vorschlag einschneidende Veränderungen vor, die Klaus-Dieter Findeisen, Wirtschaftsprüfer und Partner der KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, in seinem Vortrag erläutert hat.

Demnach sollen die Leasingnehmer ab 2011 die Verbindlichkeiten respektive Nutzungsrechte aus Leasingverträgen in ihrer IFRS-Bilanz ausweisen. Dadurch würden sich künftig gravierende Veränderungen für Leasingnehmer ergeben. Wie diese aussehen werden, erläutert der Experte der KPMG in der nächsten Ausgabe ausführlich. Annemarie Schneider

Jährlich 1,3 Milliarden Euro an Restwertverlusten

Auf Basis der BDL-Gesamtzahlen an Fahrzeugen, die sich Ende 2008 im Leasing befanden, hat Holger Rost, Geschäftsführer der Comco Autoleasing sowie Vorsitzender des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. (BDL), die Verluste aus Restwerten geschätzt, die markenunabhängige und herstellerabhängige Leasinggesellschaften allein dieses Jahr verkraften müssen.

Herstellerunabhängige Auto-Leasing-Gesellschaften

Bestand an Fahrzeug-Leasingverträgen 12/2008 750.000

Rückläufer in 2009 (bei angenommener Laufzeit von durchschnittlich drei Jahren) 250.000

Verlängerungen – 30.000 *

Restwert-Verträge – 70.000 *

Übernahme Leasingnehmer – 10.000 *

Zu vermarkten 150.000

Verluste aus Restwerten 150.000 x Ø 2.000 Euro pro Kfz = 300.000.000 Euro

Herstellerabhängige Auto-Leasinggesellschaften

Bestand an Fahrzeug-Leasingverträgen 12/2008 1.550.000

Rückläufer in 2009 520.000

Verlängerungen/Restwertverträge/Übernahme Leasingnehmer –50.000 *

Zu vermarkten 470.000

Verluste aus Restwerten 470.000 x Ø 2.200 Euro**= 1.000.000.000 Euro

Richtige Verhaltensweisen in der Krise:

Fuhrpark optimieren – Kosten sparen

%

Ja, wir melden folgende Teilnehmer für das Seminar „Richtige Verhaltensweisen in der Krise: Fuhrpark optimieren – Kosten sparen“ an:

1. Teilnehmer

Position

2. Teilnehmer

Position

Firma

Straße, Hausnummer

PLZ, Ort

Telefon

E-Mail

Datum, Unterschrift

Anmeldung

Fax: 089/4372-1254

Post: Autoflotte, Neumarkter Str. 18, 81673 München

Internet: www.autoflotte.de/insider

E-Mail: bianca.klingemann@springer.com

anmeldung

u

. Tagesveranstaltung: Mittwoch, 24. Juni 2009

. 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr

. Ort: ADAC Zentrum Gründau

. Seminarkosten: 199,00 Euro (zzgl. MwSt.) Inklusive: Seminarunterlagen, Getränke, Kaffeepause, Mittagessen und Zentrums-besichtigung.

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