Einsparpotenziale im Fuhrpark – Teil 7
Versicherungskosten
Die Höhe der Versicherungsprämien steht in direktem Zusammenhang mit den Unfallzahlen. Wer langfristig plant und seinen Fuhrpark aktiv steuert, sollte allerdings seine Schäden und auch die daraus resultierenden Versicherungskosten im Griff haben.
Während Schäden das ganze Jahr hindurch entstehen, finden Verhandlungen mit der Versicherung meist erst am Jahresende statt. Durch die richtigen strategischen Entscheidungen, regelmäßige Auswertungen und Maßnahmen zur Senkung der Unfallzahlen sollten unangenehme Gespräche mit dem Versicherer gegen Jahresende aber vermeidbar sein.
Strategische Entscheidungen
Haftpflichtversicherung: An einer Haftpflichtversicherung wird, abgesehen von sehr großen Flotten, kaum jemand vorbeikommen. Mittlerweile hat sich bei Fuhrparks durchgesetzt, eine Pauschale je Fahrzeug zu zahlen. Diese Variante ist meist einfacher zu handhaben als eine individuelle Betrachtung je Fahrer und die Verwaltung von persönlichen Schadenfreiheitsrabatten.
Kaskoversicherung: Gerade für kleinere Flotten mit hochwertigen Fahrzeugen empfiehlt es sich, eine Vollkaskoversicherung abzuschließen. Bei größeren Fuhrparks rechnen sich Kaskopolicen dagegen seltener. Da bei Kaskoversicherungen grundsätzlich Vertragsfreiheit gilt, können individuelle Vereinbarungen getroffen werden. Bei Fuhrparks, die häufiger mit Totalschäden oder dem Diebstahl von Fahrzeugen zu rechnen haben, kann zum Beispiel auch nur das Großschadenrisiko abgesichert werden. Diese Vorgehensweise entspricht dann einer Kaskoversicherung mit einer sehr hohen Selbstbeteiligung.
Vertragsbestandteile Guaranteed Asset Protection (GAP): Bei allen Versicherungsverträgen sollte man die tatsächlich benötigten Leistungen genau analysieren. Für Nutzer von Leasingfahrzeugen empfiehlt sich der Abschluss eines Vertrages, der auch das GAP-Risiko beinhaltet. Wird ein Wagen gestohlen oder erleidet er einen Totalschaden, erhält der Versicherungsnehmer in aller Regel nur dessen Zeitwert ersetzt. Bei einem Leasingfahrzeug verlangt der Leasinggeber aber neben dessen Wert auch den entgangenen Finanzierungsbetrag und den Gewinnanteil aus dem Vertrag. Diese gerade bei neueren Autos oft große Lücke lässt sich problemlos in die Police integrieren.
Vertragsbestandteil Eigenschäden: Unternehmen mit großen Firmengrundstücken, eigenen Stellplätzen oder Tiefgaragen sollten den Versicherungsvertrag genau durchlesen. Unfälle zwischen zwei Fahrzeugen des gleichen Versicherungsnehmers sind bei einigen Policen ausgenommen. Stoßen dann häufiger zwei unternehmenseigene Firmenwagen aneinander, sollte man dafür sorgen, dass auch Eigenschäden versichert sind.
Wahl der Selbstbeteiligung: Die Höhe der Versicherungsprämie ist stark von der Selbstbeteiligung des Unternehmens abhängig. Vor allem Fuhrparks mit vielen Kleinschäden können die Beitragszahlungen an den Versicherer durch ein Anheben der Selbstbeteiligung minimiert werden. Eine wirkliche Ersparnis tritt aber nur ein, wenn die Selbstbeteiligung dem Fahrer weiterbelastet wird. Außer durch die Zahlung des Mitarbeiters profitiert das Unternehmen in Zukunft dann auch durch die höhere Sorgfalt im Umgang mit dem Fahrzeug.
Weitere Versicherungen: Wer einen reinen Pkw-Fuhrpark betreibt, benötigt neben der Haftpflicht- und der Kaskoversicherung eigentlich keine zusätzliche Absicherung. Für den Fuhrparkverwalter könnte aber noch eine Rechtsschutzversicherung interessant sein. Diese fängt zumindest die Rechtsanwaltskosten bei Fragen rund um die Halterhaftung ab. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Die normale private Rechtsschutzversicherung greift in der Regel bei beruflich bedingten Vorgängen nicht. Wer allerdings auch Waren in seinen Fahrzeugen befördert oder teure Spezialfahrzeuge einsetzt, sollte diese Risiken zusätzlich absichern.
Ausschreibung der Kfz-Versicherung: Steigen die Beiträge drastisch an, wird oft die bestehende Versicherung gekündigt und über eine Ausschreibung ein neuer Anbieter gesucht. Meist findet sich dann auch ein Unternehmen, das günstigere Prämien anbietet. Bei mehrmaliger Ausschreibung wird allerdings die Anzahl der teilnehmenden Versicherer mit der Zeit merklich geringer. Ist man in der Branche erst einmal als Verlustkunde bekannt, können drastische Steigerungen bei der Prämie die Folge sein. Oft sind hier eine langfristige Zusammenarbeit und ein professionelles Schadenmanagement die günstigere Strategie.
Unfallabwicklung und Schadenmanagement
Unfallabwicklung: Bei der Bearbeitung eines Unfalls gilt es, diesen der Versicherung zu melden, ein Unfallprotokoll weiterzuleiten und sich um die Reparatur des Fahrzeuges zu kümmern. Unter Umständen muss auch ein Ersatzfahrzeug bestellt oder ein Rechtsanwalt eingeschaltet werden. Im weiteren Verlauf sollte natürlich auch die Abwicklung des Schadens und die Bezahlung durch die Versicherung im Auge behalten werden. Alle Prozesse sollten dabei schnell, effizient und EDV-gestützt durchgeführt werden.
Externes Schadenmanagement: Um einen Unfall möglichst gut und schnell zu bearbeiten, kann auch ein externer Anbieter eingesetzt werden. Wichtiger als der Preis für die Dienstleistung sollte aber immer die Qualität der Arbeit sein.
Schadenmanagement über die Leasinggesellschaft: Gerade für Flotten mit Full-Service-Verträgen bietet sich ein Schadenmanagement durch den Leasinggeber an. Vor Vertragsabschluss sollte man sich die einzelnen Prozesse genau erläutern lassen. Wichtig sind dabei die Qualität der Leistung und eine möglichst hohe Transparenz.
Bearbeitung durch eine Rechtsanwaltskanzlei: Einige Rechtsanwälte haben sich auf die Bearbeitung von Unfallschäden spezialisiert. Da der Versicherungsnehmer bei Haftpflichtschäden im Zuge der Chancengleichheit diese an einen Rechtsanwalt übergeben kann, ist eine Kooperation oft sinnvoll. Bei Fuhrparks, die hauptsächlich mit Bagatellschäden zu kämpfen haben, bringt diese Zusammenarbeit allerdings weniger.
Abwicklung durch den Makler: Wer seine Versicherungen über einen Makler betreuen lässt, kann von diesem auch bei der Schadensabwicklung unterstützt werden. Gerade Fuhrparks, die häufiger den Versicherer wechseln, profitieren dann von Hilfestellungen bei der Durchsetzung von Ansprüchen, transparenten Auswertungen zur Schadenquote und einem, unabhängig vom jeweiligen Versicherer, gleichbleibenden Ablauf bei der Schadenmeldung.
Einsparpotenziale in der Praxis
Versicherungsform: Je nach Fuhrpark, Schadenverlauf und Fahrzeugeinsatz muss jedes Unternehmen seine passende Versicherungsform finden. Große Flotten werden eventuell nur eine Haftpflichtversicherung abschließen und dort vorrangig Großschäden versichern. Für kleinere Flotten kann aber auch eine Kaskoversicherung mit einer möglichst geringen Selbstbeteiligung sinnvoll sein. Wichtig sind dabei immer die Details eines Vertrags, die Umsetzung in der Praxis und die Unterstützung, die der Fuhrparkleiter durch den Versicherer und/oder seinen externen Schadenmanager erhält.
Analyse der Schadenquote: Die Entwicklung der Versicherungskosten hängt stark von der Schadenquote im Fuhrpark ab. Man sollte diese also regelmäßig prüfen und mit seiner Versicherung über die Entwicklungen sprechen. Dabei sollte aber immer darauf geachtet werden, dass die Schadenquote auch den tatsächlichen Schadenverlauf widerspiegelt. Großschäden und eventuelle Rückstellungen für Personenschäden sollten in der Schadenquote separat dargestellt werden.
Reduzierung negativer Auswirkungen: Neben der Schadenquote gibt es aus Sicht des Versicherers einige weitere Parameter, die ausschlaggebend für die Beurteilung des Kunden und die Prämienfindung sind. Hierzu gehört unter anderem die Zeitdauer zwischen Unfall, Unfallmeldung und Einreichung eines aussagefähigen Unfallprotokolls. Weitere Faktoren sind die Anzahl der benötigten Mietwagentage, die Dauer der Unfallreparatur, die Häufigkeit, mit der Rechtsanwälte eingesetzt werden, und die Anzahl der bearbeiteten Kleinschäden. Durch eine Anpassung der unternehmensinternen Abläufe lässt sich oft eine deutliche Verbesserung dieser Kennzahlen erreichen.
Aktive Steuerung: Wer in seinem Fuhrpark Schäden als gegeben hinnimmt, wird langfristig steigende Unfallzahlen und damit auch ein Ansteigen der Versicherungskosten feststellen. Regelmäßige Schadensanalysen, eine zeitnahe Anpassung der Car Policy und die Steuerung der Mitarbeiter durch Schulungen und Fahrergespräche können diesen Entwicklungen entgegenwirken.
Weiterbildung: Häufen sich die Unfallschäden, können Fahrerschulungen Abhilfe schaffen. Neben reinen Fahrsicherheitstrainings bieten sich auch kombinierte Schulungen mit den Schwerpunkten Fahrsicherheit und ökonomisches Fahren an. Interessant ist diese Kombination vor allem bei Vielfahrern. Allerdings sollten alle Weiterbildungsmaßnahmen möglichst gezielt eingesetzt und überwacht werden. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass die praktischen Lehrinhalte meist nur wenige Jahre beim Fahrer vorhalten. Die Kurse sollten deshalb in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.
Präventive Schulungen: Eine weitere erfolgreiche Methode zur Schadenminimierung sind Gespräche mit den Fahrern. Steigen die Unfallzahlen, zum Beispiel bei Vertriebsmitarbeitern, können präventive Schulungen weiterhelfen. Bei einer Vertriebstagung werden dann mit allen Teilnehmern die Ursachen für vermehrte Unfälle, das Verhalten am Unfallort und die aus einem Vorfall resultierenden Folgen besprochen. Ist dem Mitarbeiter klar, dass Alkoholgenuss, überhöhte Geschwindigkeit oder Müdigkeit am Steuer keine Kavaliersdelikte sind, lassen sich meist schnell sinnvolle Verhaltensregeln ableiten.
Unfallgespräche: Fahrer, die in einen größeren Unfall verwickelt waren, sollten mit ihrem Vorgesetzten oder einem geschulten Spezialisten über das Geschehen und dessen Vermeidbarkeit sprechen. Auch bei Mitarbeitern, die immer wieder kleinere Schäden verursachen, kann ein Gespräch helfen. In der Folge können Fahrerschulungen organisiert, zusätzliche Sonderausstattungen bestellt oder organisatorische Veränderungen durchgeführt werden. Peter Hellwich
- Ausgabe 8/2011 Seite 48 (229.5 KB, PDF)