Er ist ein echter Fuchs: redegewandt, clever und um Harmonie in der Belegschaft bemüht. Das ist nicht so einfach, denn als Controlling-Abteilungsleiter muss Jochen Ege stets mit spitzem Stift rechnen - auch im Bereich Fuhrparkmanagement, den er praktisch allein betreibt. "Ich hatte immer schon einen Autospleen, da kam mir die Fahrzeugorganisation gerade recht." Seit zwanzig Jahren wacht Ege über die zweiund vierrädrigen Transportmittel in der Firma: "Mittlerweile haben wir auch ein Elektrofahrrad in unserem Fuhrpark."
Rund 100 Fahrzeuge
Die Palette umfasst 100 Modelle. Zu Beginn von Jochen Eges Tätigkeit um die Jahrtausendwende standen 30 bis 40 Fahrzeuge auf dem Hof - beziehungsweise: Sie gingen täglich auf Tour. Die Hälfte Pkw, die andere Hälfte leichte Nutzfahrzeuge. "Sie hatten nur eines gemeinsam, die blaue Pflaume im Kühlergrill", führt er aus. Jenes Ford-Markenzeichen hatte einen einfachen Grund: Die Zusammenarbeit mit dem nahen Händler lief problemlos, obendrein konnte das Autohaus alle Wünsche nach erforderlichen Modellen von klein bis groß, von wendig bis geräumig erfüllen.
Mittlerweile sind weitere Volkswagen-Konzern-Fahrzeuge hinzugekommen. Diese Auffächerung ist sinnvoll, um sich nicht von einem Anbieter abhängig zu machen. Zudem "waren die Volkswagen-Full-Service-Leasing-Angebote sensationell günstig", lächelt Ege. Beim Leasing setzt er auf kilometerbasierte Verträge, die klarer kalkulierbar seien. Es hat nicht nur mit der typisch schwäbischen Sichtweise zu tun, wenn er das wirtschaftliche Denken in den Vordergrund rückt:"Das Restwertrisiko wäre zu groß. Da ist die Dieselproblematik nur ein Kriterium von vielen."
Nicht alles lässt sich vorausberechnen für den Mann, der als Schaltzentrale fungiert. Ausgesprochen gelassen spricht er von den täglichen Unwägbarkeiten:"Einen Unfall plant man nicht im Voraus. Das kommt dann schon mal vor, dass ich wegen der Schadensmeldung und der Organisation eines Ersatzfahrzeugs aus meiner Planungsroutine gerissen werde." Tatsächlich muss man nicht unbedingt Nerven wie Drahtseile haben, aber es gibt doch immer wieder unvorhersehbare Probleme beim Zusammentreffen von Mensch und Maschine:"Dann ist es ratsam, Lösungsstrategien bereitzuhalten. Das ist natürlich auch eine Sache der Erfahrung."
Im Prinzip läuft im Fuhrpark bei TGS alles sehr geordnet ab, was sicherlich auch an der Struktur der bundesweit tätigen Firma liegt: Die meisten Fahrzeuge sind in festen Händen. Nahezu alle Pkw sind für Objektleiter und in der Verwaltung eingesetzt, die Fahrer überwachen die Serviceintervalle selbstständig; in der Regel werden diese vom Fahrzeug signalisiert. Ebenso verhält es sich bei den leichten Nutzfahrzeugen - auch hier ist übersichtlich aufgeführt, wer mit welchem mobilen Untersatz unterwegs ist.
Die ziemlich kontinuierliche Zuordnung von Auto und verantwortlichem Lenker ermöglicht eine vergleichsweise entspannte Organisation, weshalb der Fuhrparkchef auch entschieden feststellt: "Das meiste, wie etwa die Unfallverhütungsvorschriften-Prüfung, TÜV-Termine sowie Laufleistungen und Tankkosten, kann ich aus meiner Excel-Tabelle ersehen. Dafür benötige ich keine besondere Software."
Auto statt Gehalt
Im Zuge der Dienstwagenverordnung gilt auch bei TGS die Entscheidungsmöglichkeit "Auto statt Gehalt" für einen Teil der monatlichen Einkünfte. "Für einige Mitarbeiter ist es interessant, sich ein Fahrzeug zu leasen." Ein Mitspracherecht bei der Auswahl räumt die Geschäftsleitung ihren Angestellten in gewissem Umfang ein. "Dies fängt bei der Marke unserer Vertragshändler an, geht über den Antrieb bis hin zur Ausstattung", sagt Ege.
Nur bei der Farbe ist das bei TGS historisch gewachsene Weiß im Prinzip Ehrensache. Es symbolisiert nur zum Teil die Reinlichkeit, mit der die Firma tagtäglich zugange ist. Wichtig ist vor allem, dass die eigenen Werbe-Aufdrucke gut zu lesen sind. Außerdem gestaltet sich der Wiederverkauf bei weißen Fahrzeugen einfacher als mit einer Farbe, die nicht jedermanns Geschmack ist. Ein gewisses Kontingent an gekauften Autos hält man nämlich in Fellbach für sinnvoll, vor allem, wenn es darum geht, schnell zu handeln - sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf.
Grundsätzlich ist das Unternehmen darauf aus, ein Auto zeitgemäß auszustatten. Nach Eges Worten zählen dazu in der Regel Klimaanlage, Parkpiepser, Notbremsassistent und bei Bedarf ein Navi. "Unsere Mitarbeiter sind so viel in den Wagen unterwegs, da sollen sie sich nicht widerwillig reinsetzen, sondern Freude daran haben."
Beim aktuellen Dauerthema Diesel runzelt Ege die Stirn und räumt ein, dass in erster Linie bei den Firmenwagen mit entsprechender Laufleistung selbstverständlich ein hoher Anteil an Selbstzündern unterwegs ist: "Wir sind ganz gut aufgestellt, denn neunzig Prozent sind nach Euro 6 eingestuft." In seinen weiteren Worten wird deutlich, wie er den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Umweltbewusstsein hinkriegen will: Bereits in der jüngeren Vergangenheit hatten demnach Benziner-Modelle dort die Nase vorn, wo jährlich weniger als 20.000 Kilometer gefahren werden. Zudem sei der Preisunterschied an der Tankstelle zwischen den beiden Kraftstoffsorten nicht mehr so groß, weshalb TGS den Benziner-Anteil mittelfristig wieder etwas erhöhen wird.
Bei Erdgas fehlt die Auswahl
Mit Blick auf alternative Antriebe wird der Beschaffungs-Profi nachdenklich:"Wir können ja letztlich auch nur das einsetzen, was uns angeboten wird." Mit anderen Worten: Der Verbrennungsmotor wird bei TGS noch länger seinen Platz halten. Gleichwohl sind die Fellbacher offen für neue Lösungen. Erdgasfahrzeuge wären aus ökologischen Gründen bedenkenswert, sofern die Tankstelleninfrastruktur verbessert würde und die Autofirmen ein größeres Angebot bereithielten.
Hemmschuh: Reichweite
Momentan läuft eine Testphase mit Plugin-Hybriden. Auch für die Mitarbeiter werde es wegen der halbierten Dienstwagensteuer zunehmend interessanter, auf ein solches Fahrzeug zuzugreifen. Mit einigen Audi-Plug-in-Modellen werden aktuell Erfahrungen gesammelt, wobei "sie natürlich aufgrund ihrer doch noch bescheidenen elektrischen Reichweite zum Beispiel nicht für unsere Objektleiter geeignet scheinen". Der geringe Radius sowie die nicht ausreichende Ladeinfrastruktur sehen Ege und die Geschäftsleitung derzeit als Hemmschuh für die Anschaffung eines reinen Elektrofahrzeugs: "Auch für unsere leichten Transporter ist eine tägliche Strecke von gut 100 Kilometern nicht ausreichend." Keine Regel ohne Ausnahme: Wie flexibel und individuell das Unternehmen agiert, zeigt sich beim Erwerb eines Elektrofahrrads für eine Mitarbeiterin, die keinen Führerschein besitzt und deren Arbeitsenergie mittels Pedelec unterstützt werden kann.
Womit muss sich Fuhrparkleiter Ege heutzutage besonders befassen? Er denkt kurz nach, bevor er eine klare Antwort gibt: "Grob gesagt sind es die steigenden Anforderungen in der allgemeinen Dokumentationspflicht. Dazu kommt, dass unsereiner ein ausgeprägtes Rechtsverständnis benötigt, wo früher der gesunde Menschenverstand genügt hat." Jegliche Schadensabwicklung sei komplizierter geworden. Als größte Herausforderungen der Zukunft pickt er unter anderem die umwelttechnischen Gebote sowie den Bereich des autonomen Fahrens heraus.
Trotz aller etablierter Abläufe ist die Abteilung kein Selbstläufer. Sie erfordert eine ordentliche Portion Weitblick. Geplant wird derzeit eine jährliche Aufstockung von knapp einer Handvoll neuer Autos.