-- Anzeige --

Auf Tour mit den Kollegen

31.01.2013 12:02 Uhr

-- Anzeige --

Auf Tour mit den Kollegen

Betriebliche Mitfahrgelegenheit | Große Unternehmen wie E.ON, Bosch oder Siemens animieren immer öfter ihre Angestellten, zusammen zur Arbeit zu fahren und die Flotte besser auszulasten. Und es funktioniert.

— Das gemeinsame Teilen von Fahrwegen ist auch bei beruflichen Pendlern längst mehr als eine private Initiative. Ein Beispiel dafür bietet E.ON.

Der Energie-Riese aus Düsseldorf setzt an einigen Standorten auf betriebliche Mitfahrgelegenheiten und verwendet dazu die Online-Plattform des Anbieters Carpooling, der die Website „mitfahrgelegenheit.de“ betreibt.

Pendeln zwischen den Standorten | Die Mitfahrzentrale ist im Intranet des Stromanbieters zu finden. Angestellte können hier berufliche Fahrten inserieren respektive Angebote finden, um beispielsweise zwischen verschiedenen Standorten zu pendeln. Für eine Fahrgemeinschaft müssen sich jeweils genau die Mitarbeiter finden, die zur gleichen Zeit den gleichen Weg zurücklegen wollen. „Mit einem Schwarzen Brett oder einer Excel-Tabelle ist das in der Regel nicht zu organisieren“, stellt Markus Barnikel, Geschäftsführer des deutschen Carpooling-Ablegers, carpooling.com, klar. Für die sowohl für den Arbeitgeber als auch für die Arbeitnehmer wichtigen Themen Versicherungsschutz und Pendlerpauschale gibt es allgemeine Regeln (siehe Kasten S. 41), die auch auch hier greifen.

„Seit Beginn der E.ON-Initiative nehme ich gerne Mitfahrer auf. So kann ich zeigen, dass bei E.ON Menschen arbeiten, denen die Umwelt am Herzen liegt“, betont Matthias Eiden, Vice President Safety bei E.ON Generation Hannover, und ergänzt: „Ich möchte einen Beitrag zur Stärkung der Akzeptanz des Unternehmens in der Öffentlichkeit leisten.“ Das Beispiel machte Schule, sodass binnen vier Monaten der Dienst 15.000 Mal genutzt und 4.800 Fahrten optimiert wurden. „Die E.ON Mitfahrzentrale stößt bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf bemerkenswerten Zuspruch. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit ,mitfahrgelegenheit.de‘ erlaubt uns, auch im Mobilitätsbereich CO2 und wertvolle Ressourcen einzusparen und so unternehmerische Verantwortung zu zeigen“, freut sich auch Matthias Hansch, Umwelt-Verantwortlicher beim Düsseldorfer DAX-Konzern.

Höhere Fahrzeugauslastung | Dass dies auch anderswo funktionieren kann, davon ist Barnikel überzeugt: „Die traditionelle Lösung auf ökonomische und ökologische Anforderungen liegt in einer Modernisierung der Flotte, der Umrüstung auf verbrauchsärmere Fahrzeuge und der Aushandlung günstiger Rabatt- und Leasingkonditionen. Doch immer mehr rückt auch eine bessere Auslastung der vorhandenen Fahrzeuge in das Blickfeld von Unternehmen. Die Förderung von Fahrgemeinschaften spielt dabei eine Schlüsselrolle“, beschreibt der Manager, der jahrelang selbst auf der 80 Kilometer langen Strecke zwischen San Francisco und dem Silicon Valley via Fahrgemeinschaft pendelte.

Redundante Fahrten ausmerzen | „Das Mitfahren boomt!“, proklamiert auch Simon Baumann. Der Presseverantwortliche bei Carpooling verweist auf Wachstumsraten von aktuell 30 Prozent in Deutschland. Dass auch Arbeitskollegen den gleichen Weg teilen, ist indes neu. „Den Trend können sich auch Unternehmen zu Nutze machen“, bekräftigt Barnikel. „Bei einer Analyse der Verkehrsströme stellt sich oft heraus, dass ein großer Anteil der Fahrten redundant ist“, weiß der Profi. Gesellen sich die Fahrer zusammen, spart dies schnell erhebliche Kosten ein. Entscheidend hierbei ist, dass gleich zu Beginn des Systems möglichst jede Suche nach einer Mitfahrgelegenheit erfolgreich ist, die Motivation also hoch bleibt.

„Es geht darum, eine kritische Masse an Fahrten anbieten zu können, sprich möglichst zu jeder Suche ein passendes Angebot. Wenn Nutzer hingegen für ihre Fahrstrecke keine passende Fahrt finden, sind sie enttäuscht und kommen nicht wieder“, unterstreicht der PR-Profi Baumann. Deshalb rät Carpooling interessierten Firmen, die interne Lösung an die deutschlandweite Plattform zu koppeln und damit die Auswahl deutlich zu erhöhen. Um dann in dem Gewirr der privaten Tramper-Touren nicht unterzugehen, sind die betrieblichen Strecken als „Kollegenfahrten“ gekennzeichnet und mit dem Firmenlogo hervorgehoben.

Viele Motive für den Start | Wer in den Unternehmen dann den Anstoß zum Start der Fahrtenteilung gibt, ist sehr unterschiedlich, wie Baumann berichtet: „Mal sind es die Flottenverantwortlichen, mal die Personalabteilung oder die Nachhaltigkeitsbeauftragten. Bei den Mittelständlern ist es oft direkt der Geschäftsführer, der damit soziale Verantwortung tragen will.“

Auch die Gründe der Anwender sind nicht immer die gleichen. „Personaler sehen einen sozialen Aspekt, dass die Mitarbeiter günstig in die Arbeit kommen und sich dabei im Auto unterhalten können, Fuhrparkleiter sehen eine bessere Auslastung der Firmenautos. Und der Nachhaltigkeitsbeauftragte blickt natürlich auf die Kohlendioxid-Bilanz“,seziert der Presseprofi das Motivationspotenzial.

Apropos Fuhrparkleiter. Dass jemand auf seinen Firmenwagen zugunsten einer ständigen Mitfahrgelegenheit verzichtet, hält Baumann für einen Extremfall. Es gehe vielmehr um die bessere Auslastung vorhandener Fahr-Ressourcen, wie Barnikel an einem Beispiel vorrechnet: „Nimmt man gängige Mittelwerte für den Betrieb und Verbrauch von Fahrzeugen an, kann ein Unternehmen mit einem Fuhrpark von 250 Fahrzeugen pro Jahr rund 120.000 Euro an Kraftstoffkosten, Steuern, Versicherung und Leasinggebühr sowie mehr als 60 Tonnen Kohlendioxid einsparen, wenn es die Auslastung seiner Fahrzeuge um nur fünf Prozent steigert.“

Alternativ-Angebote | „Sparen durchs zusammen Fahren“, heißt es ebenfalls beim Mobilitäts-Netzwerk Flinc. „Wir bieten innerhalb unserer Unternehmenslösung die Möglichkeit, geschlossene Mitarbeitergruppen zu bilden“, erklärt Firmengründer Benjamin Kirschner. „Mitarbeiter können sich entscheiden, ob sie nur mit Kollegen oder auch mit anderen ‚Flincern‘ aus dem Netzwerk unterwegs sein wollen.“ Die Lösung werde bislang von den Unternehmen sehr positiv aufgenommen, resümiert Kirschner.

Die jeweilige Unternehmenslösung erfordere keinen Eingriff in die IT und erfolge auf Wunsch in wenigen Tagen, versichert Flinc. Neben dem PC und dem Smart-Phone helfen auch einige Navigationsgeräte der Hersteller Navigon oder Bosch (Blaupunkt) beim Suchen und Finden von Mitfahrern.

Wichtig für Firmen sind die regelmäßigen Reports, welche unter anderem die aktuelle CO2-Bilanz dokumentieren. Der Bedarf auf Unternehmensseite nach einer Lösung für das betriebliche Mobilitätsmanagement sei definitiv vorhanden, betont Kirschner und nennt als Triebfeder die Corporate Social Responsibility, also die soziale Verantwortung. Dieser stellen sich im Flinc-Netzwerk bereits Firmen wie der Outdoorausrüster Vaude sowie die beiden Bosch-Standorte „Bosch Car Multimedia“ und „Bosch SoftTec“ in Hildesheim, die den Dienst seit einigen Monaten einsetzen.

Eine Besonderheit der Marke ist die Kooperation mit dem Car-Sharing-System DriveNow, das BMW zusammen mit Sixt bundesweit betreibt. In München, Düsseldorf, Köln und Berlin erhalten die Fahrer neben den eigenen Fahrten aus dem Flinc-Netzwerk auch die genauen Standorte der nächsten DriveNow-Fahrzeuge angezeigt. DriveNow-Nutzer können dann mit einem Klick die eigene Tour auf der Plattform einstellen und auf Mitfahrer-Suche gehen.

Wie Siemens oder Evonik agieren | Auch das Karlsruher Start-up-Unternehmen Pocket-Taxi beschäftigt sich mit der Vermittlung von betrieblichen Mitfahrgelegenheiten. Im System der südwestdeutschen Tüftler erfolgt die Vermittlung von Fahrpartnern automatisiert und adressgenau, sodass automatisch auch Umwege und Alternativrouten berücksichtigt werden. Damit es am Zielort möglichst rasch weitergeht, sind Anschlussverbindungen innerhalb des Öffentlichen Personennahverkehrs hinterlegt und abrufbar.

800 Pendler legen los | Am ersten Testlauf von Pocket-Taxi nahmen sechs Unternehmen, unter anderem Siemens und EnBW, mit gut 800 Berufspendlern teil. Für jeden einzelnen Akteur wurden die eingesparten Fahrten und damit die Kohlendioxidminderung im Fuhrpark gemessen.

„Dieses Ergebnis verbessert nicht nur das Unternehmens-Image, sondern spart auch bares Geld“, betont der Pocket-Taxi- Geschäftsführer Stefan Ostwald. In Hessen folgte kürzlich der nächste Schritt. Mit dem Chemieanbieter Evonik, dem Materialspezialisten Umicore und dem Betreiber des Industrieparks Wolfgang sind drei Kunden aus dem Großraum Frankfurt zu Mitfahrfreunden geworden.

Zurzeit finden sich täglich gut 100 Fahrten zusammen. „Mit Pocket-Taxi beschreiten wir in der Mobilität neue Wege und können gleichzeitig unseren Mitarbeitern einen attraktiven Service anbieten“, findet Reiner Beste, President Health and Nutrition bei Evonik. „Fahrgemeinschaften sind eine tolle Möglichkeit, dem Nachhaltigkeitsanspruch unseres Industrieparks gerecht zu werden“, pflichtet Manfred Sauer, Leiter Umwelt und Behörden im Industriepark Wolfgang, ihm bei.

So positiv sieht das berufliche Trampen auch E.ON. Aufgrund des gelungenen Starts plant der Energieanbieter, die Idee auch in seinen ausländischen Dependancen weiterleben zu lassen. | Rocco Swantusch

Rechtliche Fragen | Unfallschutz und Kilometerpauschale

So sind Sie sicher gemeinsam unterwegs

– Sind die Mitfahrer, die aus dem gleichen Betrieb stammen, bei einer Fahrgemeinschaft versichert (Stichwort: Werkstorprinzip)?

Gesetzlicher Unfallversicherungsschutz besteht sowohl für den Fahrer wie auch die mitgenommenen Arbeitskollegen, wenn der direkte Weg zur Arbeit gewählt wird beziehungsweise ein Umweg ausschließlich im Zusammenhang mit betrieblichen Interessen (Aufnahme/Absetzen von Arbeitskollegen) steht. Wird beispielsweise ein Umweg gefahren, um billig zu tanken, also kein Zusammenhang mit betrieblichen Interessen besteht, herrscht kein Versicherungsschutz (siehe Urteil des LSG Saarbrücken, Az.: L 2 U 130/04). Ansonsten besteht kein gesetzlicher Unfallversicherungsschutz. Schäden sind dann durch die Kfz-Haftpflichtversicherung zu regulieren.

– Ist eine Insassenschutzversicherung, sofern sie nicht in der eigenen Kfz-Versicherung dabei ist, für betriebliche Mitfahrgelegenheiten anzuraten?

Eine Insassenversicherung ist empfehlenswert, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass ein Umweg nicht im Zusammenhang mit betrieblichen Interessen steht, sondern aus anderen, nämlich privaten Gründen genommen wird. Dann besteht nämlich kein Schutz in der gesetzlichen Unfallversicherung.

– Gilt weiterhin die Begrenzung von 4.500 Euro, die ein reiner Mitfahrer jährlich als Entfernungspauschale angeben darf, sofern ein Privat-Pkw benutzt wird? Für Dienstwagenfahrer gilt diese Begrenzung auf 4.500 Euro ja nicht.

Der Höchstbetrag für die Pendlerpauschale von 4.500 Euro greift auch bei einer wechselseitigen Fahrgemeinschaft, und zwar für die Mitfahrer der Fahrgemeinschaft an den Arbeitstagen, an denen sie ihren Kraftwagen nicht einsetzen. Bei wechselseitigen Fahrgemeinschaften kann zunächst der Höchstbetrag der Pendlerpauschale von 4.500 Euro durch die Wege an den Arbeitstagen ausgeschöpft werden, an denen der Arbeitnehmer mitgenommen wurde. Deshalb ist zunächst die auf 4.500 Euro begrenzt anzusetzende Pendlerpauschale für die Tage zu berechnen, an denen der Arbeitnehmer mitgenommen wurde. Anschließend ist die anzusetzende unbegrenzte Pendlerpauschale für die Tage zu ermitteln, an denen der Arbeitnehmer seinen eigenen Kraftwagen benutzt hat. Beide Beträge zusammen ergeben dann die insgesamt anzusetzende Pendlerpauschale.

| Interview: Rocco Swantusch

-- Anzeige --
-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.