Automobile werden immer teurer. So nicht nur das Gefühl, sondern auch die Daten. Wenngleich 2024 laut DAT-Barometer das erste Jahr war, in dem der bezahlte Preis von Neufahrzeugen stagnierte, bzw. sanft zurückging. Gut 43.000 Euro wurden dennoch über den virtuellen Ladentisch geschoben – von Privatkäufern. Firmenwagen kosten ein paar Scheine mehr.
Opel Grandland Hybrid

Ist der Opel Grandland ein Schnäppchen
Der neue Opel Grandland ist aus dieser Perspektive unterdurchschnittlich – und das ist ein Lob. 36.400 Euro (brutto) kostet dieser in seiner Einstiegsversion mit „145-PS-Hybrid“. Warum die Gänsefüßchen? Die Leistung steht so nicht im Fahrzeugschein, wie bei Hybriden, Plug-in-Hybriden und Elektroautos üblich, doch dazu später mehr. An Bord des Opel Grandland Hybrid ist fast alles, was man auf kurzer wie langer Strecke benötigt – bereits in der Basisausstattung Edition.
Vielfahrer greifen aus Gewohnheit oft noch zum Dieselmotor. Doch der Diesel ist out, Hybrid das neue „In“. Auch bei Opel. Die Rüsselsheimer werben gar mit dem Fehlen des Selbstzünders – oder besser: bewerben den Plug-in-Hybrid (nein, das ist nicht unser Motor im Testwagen) als Langstreckenauto mit bis zu 1.150 Kilometer Reichweite. Klar, wenn man keinen Diesel hat, muss man versuchen, aus der Not eine Tugend zu machen. Uns ist der Plug-in-Hybrid egal, auch wenn die 0,5-Prozent-Versteuerung beim Nutzen als Firmenwagen wirklich penetrant winkt.
48-Volt-Hybrid im Opel Grandland
So prahlt das 48-Volt-Hybridsystem in Kombination mit dem kleinen Dreizylinder im Prospekt mit 145 PS. Diese Zahl ergibt sich aus den stets vorhandenen 136-Verbrenner-PS und den zusätzlichen 21 PS vom 48-Volt-Generator. 21 PS kommen am Rad jedoch nicht an, und Opel errechnet daher eine Systemleistung von 145 PS, die sich gegen die mindestens 1.675 Kilogramm Metall, Kunststoff, Glas, Gummi und anderes Zeug aus Eisenach anstemmen. Ja, so macht man das heute, nennt sich Marketing und ist sogar legal. Man bekommt bei Hybriden und auch rein elektrischen Fahrzeugen die im Prospekt beschriebene (Maximal-)Leistung immer nur, bis der Akku leer ist und nie auf Dauer.
Das Grandland-Leistungsgewicht liest sich somit erst einmal nach Verzicht. Jedes PS muss 11,6 Kilogramm bewegen. Im Alltag fühlt sich der 1,2-Liter-Turbo jedoch kräftig und erstaunlich souverän an. Der kleine E-Motor gönnt dem Grandland sogar einige hundert Meter Elektrofahrt in der Stadt – sofern der Akku sich geladen hatte –, schaltet oft auf der Landstraße ab und man schafft damit spielend einen Realverbrauch von unter sechs Litern. Wer es auf der Autobahn übertreibt, wird kaum über zehn Liter landen und im Mix bewegt man sich eher bei 6,5 Litern. Das machen viele Dieselmotoren in ähnlich großen SUV kaum besser.
Begleitet wird das Fahren mit einem steten Trommeln im Bug, immer hörbar, zum Glück nie störend. Gekoppelt ist das Aggregat an ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DKG). Und das passt hervorragend. Für ein DKG agiert das Opel-System mit sanft einschleifenden Gängen, daher auch etwas träge. Gewöhnungsbedürftig ist das Gefühl beim Rekuperieren. Ist der Akku voll, kann verständlicherweise nichts rekuperiert werden und der Grandland rollt in „Segelmanier“ aus. Ist der Akku hingegen leer, verzögert der Grandland beim Gaswegnehmen deutlich, jedoch ohne das Bremslicht einzuschalten. Da wäre ein identisches Verhalten, egal ob der Akku voll oder leer ist, wünschenswert.

Straffes Fahrwerk im Opel Grandland Hybrid
Ebenfalls wünschenswert wäre ein sanftes Handanlegen am Fahrwerk, denn das ist deutlich auf der straffen Seite zuhause. In Kombination mit den 225/55-R19er-Pneus (serienmäßig) hoppelt der Grandland bei langsamer Fahrt und ohne Beladung spürbar, um auf flott gefahrenen, kurvigen Autobahnabschnitten souverän zu gleiten und dem Fahrer ein Lächeln ins Gesicht zu schnitzen.
Das Schöne am Grandland: Das Lächeln vergeht den meisten auch beim Betrachten des Kompakt-SUV nicht. Der in Eisenach produzierte Grandland ist zwar nicht spektakulär gestaltet, aber auch nicht langweilig. Und viele erkennen noch immer den Opel im SUV-Einerlei. Warum Opel auf den Blitz am Heck verzichtet und diesen mit einem rot hinterleuchteten OPEL-Schriftzug „ersetzt“, bleibt wohl das Geheimnis der Hessen. Wieso eliminiert man eins der bekanntesten Logos im Automobilbau? An der Front ist der Blitz zwar noch vorhanden, jedoch illuminiert. Zeitgeist? Wenn irgendwann mal die LED hinten wie vorn den Geist aufgeben, wird‘s interessant.
Innen gibt es opeltypisch astreine Sitze. Kein Wunder, sitzen wir nicht in der Edition-Ausstattung, sondern in der GS-Ausstattung, der einzigen Alternative. Mit an Bord sind hier die AGR-Sitze. Frei übersetzt: Schön festes Gestühl, das sich gut an den Körper schmiegt, eine ausziehbare Schenkelauflage besitzt und eine Vierfachverstellung der Kopfstütze bietet.

Versenkbare Kopfstützen im Opel Grandland
Die Übersicht von drinnen nach draußen ist erstaunlich luftig und man erahnt und erkennt beim Blick nach rechts hinten, ob ein Radfahrer angedüst kommt. Die hinteren Kopfstützen lassen sich bei Nichtbenutzung komplett versenken – warum hat das kaum noch ein Fahrzeug? Assistenzsysteme sind zwar allerorten, doch selber gucken ist die bessere Option.
Damit das auch nach vorn sauber gelingt, reinigen die Scheibenwischer mit in die Arme integrierten Waschdüsen. Das ist superbe. Offensichtlich hilft das der Schildererkennung dennoch nicht, richtig zu lesen. Bei unseren Fahrten von München bis Hamburg und zurück erkannte das System häufig erst nach dem dritten (identischen) Schild dieses korrekt. Zusatzinformation wie eine zeitliche Einschränkung erscheint so gut wie nie. So ist es durchaus sinnvoll, beim Autofahren noch immer bei der Sache zu sein.
Wer das ist, kann auch mal den Griff zum Deaktivieren diverser Assistenzsysteme tätigen. Nach dem Öffnen des Favoritenmenüs und den dort selbst hinterlegten Funktionen sind sie schnell abschaltbar. Wer auch im Opel Grandland beim Bedienen des Zentralbildschirms den Daumen zum Abstützen am unteren Rand des Displays ablegt, wird anfangs häufig auf die drei Schnellwahltasten (Fahrzeugmenü, Home, Klimaanlage) unter dem Bildschirm drücken – unbeabsichtigt. Das dauert ein paar Tage und dann greift man zum Abstützen oben an den Rand des Bildschirms und merkt, dass dieser nach längerer Fahrt echt heiß wird.
Auch nicht ideal: Wer Apple Carplay nutzt, verzichtet auf eine Uhr im Fahrzeug. Dabei sind Apple Carplay oder Android Auto die idealen Reisebegleiter, wenn man das Head-up-Display im Grandland (GS) an Bord hat. In diesen Fällen wird die Navikarte in idealer Größe in die Windschutzscheibe projiziert. Bei der Nutzung des Opel-Navigationssystems kann man diese Funktion im teilverschachtelten Menü zwar aktivieren, doch die Karte fährt dann jederzeit im Head-up-Display mit, auch wenn keine Navigation aktiv ist – und lenkt ab.