Das Tagebuch … des täglichen Flottenwahnsinns
— Everybody’s Darling is Everybody’s Depp”, sagte einmal der brillante Politiker und begnadete Polemiker Franz-Josef Strauß. Dieser „Spruch“ des verstorbenen ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten trifft meiner Meinung nach in Sachen Fuhrpark den Nagel auf den Kopf. Denn wer als Fuhrparkleiter versucht, Everybody´s Darling zu sein, also allen Wünschen gerecht zu werden, kann den Job gleich lassen.
Dies gilt übrigens auch bei fehlender Rückendeckung seitens der „obersten Heeresleitung“. Wenn einem ständig ins Handwerk gepfuscht wird und bei unpopulären Entscheidungen und Maßnahmen auf Geheiß von oben Ausnahmen die Regel sind, macht der Job nicht nur keinen Spaß, sondern verkommt zur Muppet Show. Deshalb mein Tipp: Stimmen Sie sich mit den Verantwortlichen nicht nur in Grundsatzfragen unbedingt ab, sondern holen Sie sie generell mit ins Boot. Dokumentieren Sie klar und deutlich nach außen, dass die Fuhrparkpolitik nicht auf „Willkür“ ihrerseits beruht, sondern auf einer stringenten Entscheidung der Geschäftsleitung.
Ich hatte und habe da verdammtes Glück. Denn mein Chef, sprich unser Geschäftsführer, und ich haben die Eckpunkte und Ziele unserer neuen Fuhrparkpolitik vor meiner offiziellen „Inthronisierung“ klar definiert, meinen Handlungsspielraum und meine Befugnisse präzise abgesteckt und anschließend in einer offiziellen „Hausmitteilung“ offen und für jedermann verständlich kommuniziert. So etwas gibt einem nicht nur Sicherheit und ein angenehmes Gefühl, sondern setzt auch nach außen eine Duftmarke, ein Zeichen. Ein Zeichen, dass man keine Marionette ist, die man mit der Drohung wie „dann gehe ich halt zum Chef, der sieht das bestimmt anders“ einfach ausmanövrieren und übergehen kann.
Ebenfalls von großem Vorteil für meinen Start ins Leben als Fuhrparkleiter war die Tatsache, dass ich mich von Anfang an mit den gemeinsam mit dem Chef erarbeiteten Zielen und deren Umsetzung voll und ganz identifizieren konnte. Und: Mit dem „Persilschein“ im Rücken brauchte und brauche ich keine Rolle zu spielen, sondern konnte und kann, im wahrsten Sinne des Wortes, ich selbst sein.
Das soll nicht heißen, dass das einzige Maß, das ich gelten lasse, ich selbst bin, doch es hilft – übrigens in allen Lebenslagen – ungemein, wenn man von dem, was man sagt und tut, auch überzeugt, sprich authentisch ist. Authentisch zu sein und sein zu können, also so zu handeln, wie es der eigenen Überzeugung entspricht, hilft übrigens auch, einmal das Enfant terrible zu sein. Und ein „Kotzbrocken“ ist man als Fuhrparkleiter aus Sicht der eigenen „Kundschaft“ relativ schnell.
Authentische Menschen, und zu dieser Spezies zähle ich mich, machen weder faule Kompromisse noch lassen sie sich manipulieren. Zugegeben, authentische Menschen sind manchmal unbequem und unangepasst, doch wer konsequent in Übereinstimmung mit seinen Werten lebt und handelt, wirkt andererseits auf andere auch fühl- und einschätzbar.
Wichtig als Fuhrparkleiter ist es, gut darin zu sein, etwas aus dem Nichts zu erschaffen. Unbedingt nötig ist auch, die Disziplin und Zielstrebigkeit zu besitzen, schnell, effektiv und konsequent an einem Projekt zu arbeiten. Mitbringen sollte man auch die Lust und Bereit-schaft, etwas zu riskieren und zu improvisieren sowie Dinge knallhart durchzuziehen, auch wenn es Probleme gibt. Denn die gibt es nämlich so gut wie immer.
Unter dem Strich brachte die Rolle des Fuhrparkleiters für mich von Anfang an viele neue und reizvolle Herausforderungen mit sich. Dass ich dafür kein Drehbuch griffbereit hatte und seitens meines Vorgängers auf keinerlei hilfreiche Regieanweisungen zurückgreifen konnte, entpuppte sich dabei keineswegs als Nachteil. Denn ein Neubau ist oftmals einfacher und „günstiger“ als eine Totalsanierung.
Wichtig ist zudem aus meiner Sicht, täglich die neue Rolle zu reflektieren und so bewusst in die neue Position hineinzuwachsen. Nicht vergessen sollte man, am ersten Tag als Fuhrparkleiter vor versammelter Mannschaft eine kurze persönliche Rede zu halten und allen „Beteiligten“ mitzuteilen, wie man die Flotte führen möchte und was man in Zukunft erwartet. Und: auf das „Einbinden“ achten. Motto: Leute hört her: Wenn es irgendwo Probleme gibt oder mal zwickt, scheut euch bitte nicht, zu mir zu kommen.
Mit kollegialen Grüßen
Everybody´s Darling: Lassen Sie es!
- Ausgabe 4/2012 Seite 32 (235.0 KB, PDF)