Michael Marx ist langjähriger zertifizierter Trainer zur Fahrzeugaufbereitung. In seinem Betrieb "Detailing Crew" in Bad Rappenau haben wir ihm bei der Aufbereitung eines Golf-7-Leasingrückläufers über die Schultern geschaut. Das Fahrzeug in der Farbe"Pure White" sieht auf den ersten Blick tadellos aus, erst bei genauerem Hinschauen lassen sich einige Kampfspuren entdecken. Die Motorhaube weist Steinschläge auf, einer davon hat sogar eine Delle hinterlassen. Auf dem Dach, dem hinteren Seitenteil und im Dachholm finden sich Hageldellen. Der Fahrertürgriff hat einen feinen, aber tiefen Kratzer. Soweit die Schadenaufnahme, bevor Michael Marx richtig loslegt.
Zunächst führt er eine Grundreinigung durch. Dazu gehört neben Felgen- und Motorraumreinigung auch die Behandlung mit einem Flugrostentferner. Und obwohl der Lack sich glänzend präsentiert, zeigt der Farbindikator des Reinigers nach wenigen Sekunden viele rote Punkte, also Flugrostpartikel, auf dem Lack, unter anderem vom Bremsenabrieb.
Bei der nachfolgenden Innenreinigung geht Marx systematisch von vorne links über die Rückbank nach vorne rechts vor. "So vergisst man keine Stelle und kommt am zügigsten voran", sagt er. Die Ritzen im Armaturenbrett "kehrt" er mit einem speziellen Kunststoffpinsel aus und führt den Staubsauger parallel dazu. Danach reinigt Marx alle Oberflächen im Innenraum mit Microfasertuch und dem Universalreiniger. Für die Innenreinigung hat er noch einen Tipp: "Gerne vergessen wird die Abdeckung der Lenksäule bei verstellbaren Lenkrädern, ein wahres Staub- und Schmutzgrab." Textilfußmatten und dem Kofferraumboden rückt der Aufbereiter mit dem Tornador auf die Fasern: "Erst feucht, dann trocken. Das bläst jeden Dreck raus und stellt die Fasern wieder auf", erklärt Marx.
Wahl der Mittel
Dann geht es an die Dellenbeseitigung. Als erstes reinigt Marx den Lack mit Glasreiniger und einer "Clay Disc", einer speziellen Gummischeibe für die Poliermaschine, die wie Reinigungsknete arbeitet. Anschließend entfettet er die Oberfläche. Nur dann haften die Klebeapplikatoren für Rückschlaghammer oder Dellenlifter optimal. Neben diesen beiden Werkzeugen setzt Marx auch ein umfangreiches Sortiment an Ausbeulhebeln ein, je nach Lage und Zugänglichkeit der Dellen. Im Falle des weißen Golfs entscheidet sich Marx für Gleithammer und Dellenlifter. "Das spart die Zeit für den Ausbau der Innenverkleidungen", so der Profi.
Den Dellenlifter setzt er an Stellen ein, wo das Blech extrem nachgiebig ist. "Mit dem Gleithammer besteht die Gefahr, das Blech zu überziehen. Der Dellenlifter drückt das Blech um die Delle nach unten und ermöglicht so lokales Ziehen bei nachgiebigem Blech. Allerdings muss man den gesamten Dellenlifter auf Zug halten, weil es sonst die Applikatoren ins Blech drückt", so Marx. Die Dellen leicht überzogen, die entstandene Beule mit Teflonstift, Hammerstiel und viel Gefühl von außen nach innen zurückgeklopft, bis die Stelle wieder eben ist. Dann gibt es noch einen Tipp vom Profi: "Dellen, die spitz zulaufen oder eine Kante haben, muss man deutlich überziehen, praktisch das Innere nach außen holen und wieder zurückklopfen. Oder gleich mit einem Hebel arbeiten, wenn man an die Stelle kommt".
Glänzende Erscheinung
Nachdem alle Hageldellen geglättet sind, schaut sind die Steinschläge auf der Haube dran. Da diese jeweils mit Lackschaden einhergehen, ist Schleifen, Füllen und Lackieren angesagt."Weißer Lack ist nicht für Spotrepair geeignet, das gibt Farbabweichungen und ein fleckiges Bild". Da die Zeit für eine Lackierung nicht ausreicht, tupft er die schadhaften Stellen zum Schutz mit Lack aus. Für den Kratzer im Türgriff schnitzt sich Marx einen Holzspatel und bringt den Lack mit der punktgenau in den Kratzer. Abschließend wird das komplette Fahrzeug polierz und der Lack mit einem Polymer-Produkt versiegelt. Der Leasingrückläufer steht nun wieder frisch da. Die Schadenbeurteilung wird damit deutlich geringer ausfallen relativieren Invest Zeit für die Aufbereitung.