Große Autos machen großen Eindruck. Doch leisten können sich solche Status-Brummer mittlerweile immer weniger. Während andere nach oben streben, zählt Toyota weiterhin zur Koalition der Willigen, die citytaugliche Mobile anbieten. Ihren Kleinsten päppeln sich jetzt sogar mit einer Antriebs-Technik aus höheren Klassen auf. Mit dem überarbeiteten Toyota Aygo X Hybrid zieht erstmals ein Vollhybrid-Mini ins A-Segment ein. Damit sind nun alle in Europa angebotenen Toyota-Modelle elektrifiziert.
Technisch reifer, moderner und deswegen teurer
Das kleine Crossover-Modell, das seit 2022 europaweit bereits fast 300.000 Käufer gefunden hat, geht in zweiter Generation zwar rund 3.000 Euro teurer, aber technisch auch deutlich reifer an den Start. Zur Einführung bietet Toyota eine Launch-Version für 19.990 Euro an, danach kostet der Einstieg mindestens selbstbewusste 21.990 Euro. Im Mittelpunkt des Updates steht der bekannte 1,5-Liter-Vollhybrid, der bereits im Yaris unterwegs ist. Er kombiniert einen Dreizylinder-Benziner mit einem Elektromotor, gemeinsam kommt das gemischte Doppel auf eine Systemleistung von 85 kW/116 PS – eine Steigerung von 44 PS zur bisherigen 1,0-Liter-Version, die künftig aus dem Programm fällt.
Aufbauend auf der GA-B Plattform (Toyota Global New Architecture) unterstützt eine kleine Hybrid-Batterie mit einer Kapazität von kaum einer Kilowattstunde das Team. Der Akku lädt sich während der Fahrt mit Hilfe einer Rekuperation-Strategie, die jetzt auch auf Geo-Daten aus dem Navi zurückgreift und dem Verbrenner immer wieder selbst wieder auf. Externes Laden ist also nicht nötig. Im normalen Fahrbetrieb greift der Benziner so selten wie möglich ins Geschehen ein und übergibt regelmäßig komplett an den E-Motor. Der elektrische Anteil soll so im Alltag bei möglichst 50 Prozent liegen. Im Citybetrieb kommt man aber auch schon mal auf 70 Prozent. Rein elektrisch kann der Aygo zwar nicht mehr als zwei, drei Kilometer lautlos schleichen, aber dafür ist er auch nicht gedacht.
Verbrauch von 3,7 Litern angegeben
Elektrifizierte Stadt-Strolche wie dieser sollen in erster Linie gegen die schnelle Entladung des Portemonnaies anfahren. Mit einem versprochenen Verbrauch von 3,7 Litern pro 100 Kilometer zählt der Handtaschen-Japaner dann auch zu den sparsamsten Benzinern überhaupt. Und zu den saubersten. Ein CO2-Ausstoß von lediglich 86 g/km zeigt, dass sich viel gegenüber dem früheren 1,0-Liter-Benziner getan hat, der noch 114 Gramm pro Kilometer auf seiner Visitenkarte stehen hatte. Wie ernst das gemischte Doppel es abseits der Papierform mit dem Knausern nimmt, zeigt sich bereits auf den ersten Testkilometern. Am Ende unserer rund 100 Kilometer langen Schleife über Stadt, Land und Fluss stehen 3,9 Liter auf dem Bordcomputer. Innerorts macht der Knirps dann endgültig keinen Tankwart mehr glücklich. Der Bestwert unserer City-Runde lag hier bei 2,2 Litern.
Das Ganze erledigt der Japan-Mini – kaum überraschend - erwartungsgemäß routiniert. Mit der Erfahrung von weit über 35 Millionen gebauten Hybriden spielen sich die Antriebe die Pässe selbstverständlich und unaufgeregt zu wie die Bayern in der Bundesliga. Und man wundert sich, dass 116 PS so angriffslustig sein können. Obwohl der Aygo X als Vollhybrid 140 Kilo mehr wiegt, ist die Beschleunigung respektabel. Da das Drehmoment des Elektromotors unmittelbar zur Verfügung steht, verlagert der Aygo X das Spielgeschehen nach dem Gasgeben direkt in Bewegung. Diskret im Hintergrund hält sich der Dreizylinder allerdings nur beim gleichmäßigen Gleiten. Gefordert brummt der Dreizylinder trotzig in die Stille.
Optische Überarbeitung und gewachsene Abmessungen
Optisch wirkt der überarbeitete Aygo X, der weiterhin im tschechischen Kolin vom Band läuft, nachgeschärft und erwachsener: Neue Fronthaube, geänderte Scheinwerfer, modifizierte Frontpartie mit markanterem Kühlergrill, modernisiertes Rad-Design, leicht gestrecktere Proportionen. Die ausgeformten Radkästen unterstreichen weiterhin den Crossover-Charakter. Weil der vordere Überhang nun 7,6 Zentimeter länger ist, wächst der Aygo X auf 3,78 Meter. Radaufhängungen, Bremsen (Scheibenbremsen rundum) und die Lenkung hat Toyota ebenfalls angefasst. Zusammen, mit dem nun 4 Zentimeter tieferen Schwerpunkt, hat das zur Folge, dass der Aygo gefühlt ein Tick spontaner als bisher auf Spurwechsel reagiert und insgesamt agiler kurvt. Großen Komfort kann man bei dem kurzen Radstand allerdings nur auf gepflegtem Pflaster erwarten. Wird der Untergrund brüchig, bockt auch klein Aygo.
Toyota Aygo X Hybrid
Es liegt in der Natur eines Stadtkindes, dass dem Innenraum ebenfalls Grenzen gesetzt sind. Auf der Rückbank des Aygo X wird es schon für Abc-Schützen eng, zudem öffnen die Türen in einem Winkel, der es Erwachsenen kaum erlaubt, sich mit Würde in den Fond einzufädeln. Um die Hybridtechnik überhaupt im kleinen Auto unterzubringen, musste Toyota das Packaging neu überdenken. Die beiden Batteriezellen-Stacks liegen erstmals längs nebeneinander unter der Rücksitzbank, wodurch Platz gespart wird. Die 12-Volt-Starterbatterie wandert unter den Kofferraum, ohne dessen Volumen zu verringern. Das bleibt bei 231 Litern.
Der ökologische Fußabdruck über die gesamte Lebenszeit soll sich übrigens laut Toyota um 18 Prozent zum Vorgängermodell verbessert haben. Die größten Einzelfaktoren in dieser Berechnung machen – neben dem Hybridantrieb – auch neue Materialien aus. Dazu zählen recycelte Kunststoffe oder auch der lederartige Bezug Sakura-Touch, der zu mehr als 40 Prozent aus pflanzlichem PVC besteht.
Ansonsten ist der Aygo funktional eingerichtet. Ein typischer Toyota eben, im positiven Sinne. Ein digitales 7-Zoll-Kombiinstrument ersetzt das bisherige 4,3 Zoll-Display, USB-C-Anschlüsse und die Option auf kabelloses Smartphone-Laden sind heute kaum der Rede wert, auch in dieser Klasse nicht. Es gibt 17- oder 18-Zoll-Räder, gegen Aufpreis bietet Toyota eine Zweifarblackierung an oder ein Canvas-Rolldach. Wie ein aufmerksamer Schutzengel wacht das umfangreiche Sicherheitspaket über den kleinen Japaner. Das optimierte Pre-Collision-System ist immer an Bord, ebenso der Spurhalteassistent, eine Verkehrszeichenerkennung und ein neues Nothaltesystem. Over-the-Air-Updates sorgen dafür, dass die Assistenzsysteme auf dem aktuellen Stand bleiben, ohne Werkstattbesuch.
Zusätzlich zu den vier Ausstattungslinien (Pure, Active, Teamplayer, Lounge) bietet Toyota seinen Junior erstmals auch als GR Sport (ab 28.390 Euro) an. Eine rein optische Story ohne zusätzlichen Muskelaufbau. Das Topmodell kombiniert exklusive Felgen, eine Zweifarbenlackierung und ein paar Interieurdetails mit leicht straffer abgestimmten Stoßdämpfern und Federn, einer direkter ansprechenden Lenkung sowie einem Sport-Modus, mit dürftigem Hallo-Wach-Effekt. Ehrlich gesagt: merken tut man das nur an der Rechnung. Wer wirklich sparen will, setzt hier am besten gleich an.
Kurzcharakteristik: