Ein DAT-Report hat unlängst gezeigt: 70 Prozent der Autofahrer möchten gerne Aluräder am Auto haben, um das Fahrzeug zu verschönern. Die montierten Reifen auf den Leichtmetallfelgen sind hingegen zweitrangig. So wissen 55 Prozent der Autobesitzer nicht, wann die Reifen erneuert werden müssen. Dabei ist ihnen weder bekannt nach wie vielen Jahren Einsatz neue montiert werden sollten noch bei welcher Mindestprofiltiefe gewechselt werden muss. Viele wissen nicht einmal, welches Fabrikat sie fahren. Erschreckend, denn die Reifen sind das wichtigste Bauteil am Fahrzeug.
Ganzjahresreifen sind bequem
Erschwerend kommt aktuell der Hype um die Ganzjahresreifen hinzu. Gründe für die Lust am Allwetterreifen sind schnell aufgezählt: Den Reifenwechsel terminieren und durchführen kostet Zeit und Geld - selbst wenn der Fuhrparkmanager alles plant und die Fimra zahlt. Denn der Rädertausch ist seit Ende 2014 aufgrund der obligatorischen Reifendruckkontrolle komplizierter. Das wollen sich viele Unternehmen sparen.
Allen voran die Mietwagen-Anbieter. Die meisten Leihautos fahren auf Ganzjahresreifen. Und im selben Zug sahen viele Reifenhersteller ihre Chance auf Ab- und Umsatz. Gab es vor wenigen Jahren nur ein paar gute All-Season-Pneus wie beispielsweise den Goodyear Vector 4Seasons, hat mittlerweile fast jeder Hersteller einen Alleskönner in vielen Größen im Portfolio. Und: Moderne Ganzjahresreifen sind tatsächlich eine Alternative. Jedoch gibt es nicht ohne Grund die Spezialisten für Sommer und, jetzt, kurz vor Saisonstart, die für den Winter.
Wenigfahrer im urbanen Umfeld
Grundsätzlich gilt zu klären: Welches Fahrzeug nutze ich wie? Autos, die primär im innerstädtischen Bereich eingesetzt werden, eine überschaubare Motorkraft besitzen und rund 10.000 Kilometer im Jahr gefahren werden, sind prädestiniert für Ganzjahresreifen. Somit sind oft Liefer- und Pflegedienste die Idealpartner.
Werden die Fahrzeuge hingegen als klassische Dienst- und Poolfahrzeuge genutzt, sollte der Fuhrparkleiter stets weiterhin zu den Spezialisten im Sommer und im Winter greifen, denn diese Autos werden oft schnell, weit und in verschiedensten Regionen bewegt. Denn so gut Allwetterreifen mittlerweile sind, bei hohen Temperaturen und hohen Geschwindigkeiten im Sommer verlängern sich die Bremswege ebenso spürbar wie bei harten Winterbedingungen - im Vergleich zu guten Spezialisten.
Damit der Reifenwechsel von der Beschaffung bis zur Montage problemlos klappt, richten auch immer mehr Unternehmen ihr Geschäft auf den Flottenbereich aus. Global Automotive Service (G.A.S.) baut beispielsweise das Reifengeschäft für die gerade im Flottenbereich immer beliebteren Run-Flat-Reifen und ultraflache Niederquerschnittsmodelle (UHP-Reifen) aus, denn diese erfordern speziell geschultes Personal und besondere Maschinen. "... nach unseren Erfahrungen im Fuhrparkgeschäft ist fast jedes zweite Flottenfahrzeug in Deutschland mit dieser Hightech-Reifenkategorie ausgestattet... Da die Laufleistung der betrieblich eingesetzten Fahrzeuge zu einem entsprechenden Verschleiß der Reifen führt, besteht hier extremes Potenzial", sagt der geschäftsführende Gesellschafter der G.A.S., Andreas Brodhage. Aber nicht nur die Essener sehen Potenzial bei den Flottenkunden, auch und gerade die Hersteller der Reifen.
Neue Allwetter- und Winterreifen
So gibt es viele neue Allwetterreifen, wie beispielsweise den Firestone Multiseason, dessen Bandbreite bis 2020 48 Größen umfassen soll. Der Yokohama BluEarth-4S AW21 ist der erste Ganzjahresreifen der Japaner und bereits in 52 Dimensionen zwischen 14 und 19 Zoll erhältlich. Er darf mit dem Geschwindigkeitsindex Y sogar für Fahrzeuge bis 300 km/h genutzt werden. Weather Control A005 nennt sich die Allwetterlösung von Bridgestone, die zudem die Run-Flat-Technologie integriert hat, um auch mit Plattfuß einige Kilometer sicher weiterzukommen. Der Hankook Kinergy 4S 2 ist die Weiterentwicklung des bekannten Ganzjahresreifens der Koreaner, den es auch als spezielle SUV-Version in Größen bis zu 20 Zoll gibt.
Spezialisten im Vorteil
Wer - wie skizziert - weite Strecken in verschiedenen Regionen und viele Tausend Kilometer im Jahr abspult, sollte weiter auf Winterreifen wie den Continental Winter Contact TS 860 setzen. Das Premiumprodukt gibt es in Größen zwischen 13 bis 17 Zoll für Kompaktfahrzeuge. Für größere Modelle und SUV böte sich der Winter Contact 850 P an. Goodyear hat den Ultragrip 9+ neu im Programm, der - gerade für Vielfahrer interessant - durch seine "Mileage-Plus-Technology" besonders hart im Nehmen auf rauem Straßenbelag sein soll und die Laufleistung damit erhöhen kann. Nokian - nach eigenen Aussagen Erfinder des Winterreifens - ist zweifellos Spezialist, wenn es um nordische Winter geht. Speziell für die Anforderungen der mitteleuropäischen Kaltzeit soll nun der WR Snowproof spezifiziert worden sein, den es in 55 Größen zwischen 14 und 20 Zoll gibt. Die Finnen waren vor Jahren übrigens die ersten, mit deren Winterreifen 270 km/h gefahren werden durfte, was sie bei Sportwagenfahrern beliebt gemacht hat. Als Erstausrüster bei den Sommerreifen haben sich mittlerweile nicht mehr nur Hankook und Kumho etabliert. Die Ost-Asiaten sind ebenso eine Alternative, wenn es um Winterreifen geht. Hankook erneuerte seine Winterspezialisten i*cept evo 2 und i*cept evo 2 SUV. Ein asymmetrisches Profil soll sportlich-komfortables Fahrverhalten sowie gute Traktions- und Bremsleistungen auf Schnee garantieren.
Für jeden die passenden Schuhe
Der Hankook i*cept evo 2 ist in 116 Größen bis 20 Zoll erhältlich. Nexen, der dritte Koreaner im Bunde, nennt seine neueste Winterreifen-Entwicklung Winguard Snow G3. "... qualitativ hochwertige Produkte zu einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis", verspricht Marketing- und Vertriebschef John Bosco Kim. Am anderen Ende der Skala bezeichnet Pirelli den neuen P Zero Winter als "den ersten Winterreifen, der sich sommerlich anfühlt". Die Italiener haben in Absprache mit den Fahrzeugherstellern jeweils maßgeschneiderte Pneus für das Sport- und Luxus-Modell im Programm.
Der Winter startet früh
So könnte die Wintersaison 2020 bereits jetzt starten. Zumindest in der Planung der Fuhrparks, damit im Idealfall vor dem ersten Schnee das gewünschte Reifenmodell beim Händler reserviert ist und nicht irgendwelche da sind, die einfach nur passen.
Bei der Reifengröße ist weniger oftmals mehr. Denn der Trend - egal ob Sommer- oder Winterrreifen - zu immer größer und immer breiter ist im Flottenbereich nicht der Weisheit letzter Schluss. So hat die Reifengröße nicht nur entscheidenden Einfluss auf das Erscheinungsbild des Autos, sie verändert auch das Fahrverhalten, den Kraftstoffverbrauch und letztendlich auch die Kosten bei Ersatz.
Sind schöne Felgen beim Wiederverkauf zwar begehrt, dreht sich das Bild, wenn diese nach drei Jahren und 100.000 Kilometern aufgrund diverser Bordsteinkontakte nicht mehr schön sind. Dann fallen entweder hohe Kosten für neue Felgen oder geringere Extrakosten für die Reparaturen an - oder aber eine "Strafzahlung" an die Leasinggesellschaft wird fällig. Kleinere Räder tragen zudem zu erhöhtem Fahrkomfort bei und entspannen das Autofahren nicht nur auf der Schnellstraße, sondern auch beim Parken in der City.
Arbeit
ist es für Winterreifen und Ganzjahresreifen gleichermaßen, mit widrigen Wetterbedingungen zurechtzukommen.Diese kleine Fläche mal vier verbindet das Auto mit dem Boden - sonst nichts.