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Durchsichtige Schwachstelle

28.09.2012 12:02 Uhr

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Durchsichtige Schwachstelle

Glasschäden | Obwohl diese Schadensart ein belastender Kostenfaktor ist, ändern viele Flottenbetreiber nichts. Wer allerdings an diesem Bereich konsequent arbeitet, kann deutliche Einsparungen erzielen.

— Wenn Fuhrparkleiter an die Glasschäden ihrer Firmenfahrzeuge denken, haben sie häufig hohe Schadenzahlen vor Augen. Entsprechend groß ist die Bedeutung der Schadensart. Darauf lässt ein zentrales Ergebnis einer aktuellen Autoflotte-Trendumfrage zu den Kosten und Entwicklungen rund um den fragilen Bereich schließen (siehe „Glasschäden | Frequenz in Fuhrparks“, rechts), an der 67 Fuhrparkverantwortliche mit vorwiegend mittleren und großen Flotten teilgenommen haben (siehe „Umfrageteilnehmer | Fuhrparks nach Größe“, S. 91 oben).

Gleichwohl messen noch 30 Prozent den Glasschäden keinen größeren Stellenwert bei. Das widerspricht jedoch nicht dem allgemeinen Trend, der auch die Flotten beeinflusst: Glasschäden sind hierzulande die mit Abstand häufigste Schadensart. Rund 2,65 Millionen Stück meldet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in seiner Schadenstatistik. Sie rangieren damit weit vor den Wildschäden mit 243.000 registrierten Fällen. An dieser Tatsache dürfte sich auch mit den Zahlen für 2011 nichts ändern, die der GDV zu Beginn des vierten Quartals veröffentlichen will.

Von Steinschlag bis Einbruch | Als Gründe für die Glasschäden nennen die Fuhrparkleiter neben Steinschlägen und Unfällen auch Diebstahl, Einbrüche sowie Hagel und Spannungsrisse.

Einige forschen tiefer. Einer von ihnen verantwortet rund 260 Firmen-Pkw in einem Pharmaunternehmen. Auf die Frage nach den Ursachen antwortet er: „Richtig wissen wir das nicht. Sicher ist, dass die Anzahl der Kleinschäden ganz allgemein zugenommen hat und dass auch einfach dichteres Auffahren wohl Steinschlagschäden begünstigt, vor allem auf der Autobahn.“

Letzteres Argument sehen viele andere Umfrageteilnehmer ebenfalls als Ursache an. Der Flottenmanager eines Maschinenbauunternehmens mit rund 1.200 Einheiten stellt zudem fest, dass unter anderem bei manchen neuen Fahrzeugtypen die Scheiben bei einem Steinschlag sehr schnell Risse bekämen, was früher nicht so schlimm gewesen sei.

Weitere Quellen sehen die Befragten im schlechter werdenden Straßenzustand, stärkeren Einsatz von Streumitteln in der Wintersaison und in hohen Laufleistungen der Autos.

Ein Einkaufsleiter koppelt die Bedeutung auch an die steigenden Kosten, welche beispielsweise durch Frontscheiben mit Heizung und Antenne entstünden. Der Manager eines rund 1.100 Einheiten starken Fuhrparks hat die Leasinggesellschaften im Visier: „Die Abrechnungsmethodik der Leasinggeber zum Vertragsende kann eine Herausforderung darstellen. Smart Repair wird nicht von allen Leasinggebern als Reparaturmethode für Frontscheiben akzeptiert. Sie berechnen zunehmend für jeden Steinschlag den Austausch der Frontscheibe bei Kfz-Rückgabe, unabhängig von der Position des Steinschlags und ohne Prüfung, ob eine Reparatur oder Einstufung als normale Gebrauchsspur möglich ist.“

Steigende Anzahl und Kosten | Insgesamt können die Fuhrparkleiter daher mit der Entwicklung bei Glasschäden nicht zufrieden sein. Dafür sprechen auch die Angaben der Interviewten, die in den vergangenen Jahren großteils eine Zunahme der Schadenhäufigkeit registriert haben (siehe „Anzahl der Glasschäden | Entwicklungstrend“ unten). Gleichzeitig sind bei fast 60 Prozent die Aufwendungen für Reparaturen und Instandsetzung nach oben gegangen (siehe „Kosten für Glasschäden | Tendenz steigend“, auf S. 92 unten links).

Die Umfrage weist außerdem darauf hin, dass der Anstieg der Schadenzahlen und die Kosten in Verbindung miteinander stehen. Denn von den 40 Fuhrparkleitern, die in den vergangenen Jahren höhere Glasschäden in ihren Analysen nachvollziehen können, haben bis auf fünf alle auch wachsende Ausgaben registriert.

Vielfältige Optimierungswege | Der negative Trend ist darin gemündet, dass viele den Bereich Glasschaden auf den Prüfstand gestellt haben. Das geben immerhin 45 Prozent der Fuhrparkleiter an (siehe „Optimierung | Noch Potenzial zu heben?“, S. 92 oben rechts). Mehr als die Hälfte hat dies allerdings noch nicht getan.

Hier scheint demnach Optimierungspotenzial brachzuliegen. Darauf weisen insbesondere die 39 Fuhrparkleiter hin, die zwar steigende Kosten verzeichnen, zwei Drittel von ihnen sich aber trotzdem noch nicht dem Thema Glasschaden intensiver gewidmet oder etwas verändert haben (siehe „Wechselbeziehung | Kosten in Relation zu Controlling- und Besserungsbestreben“, auf dieser Seite unten rechts).

Fuhrparkleiter, die den Bereich neu aufgestellt haben, drehen an ganz verschiedenen Stellschrauben.

Eine beliebte Maßnahme ist es, die Glasschäden aus dem Versicherungsvertrag zu nehmen oder die Selbstbeteiligung (SB) in der Kasko entsprechend zu erhöhen und die Verantwortlichkeit hausintern zu straffen. Ein Flottenmanager erläutert: „Wir haben vor sieben Jahren die Glasschäden aus der Flottenversicherung genommen, um nicht mehr so viele Kleinschäden mit aufwendigen und teuren Abrechnungsprozessen einzureichen. Zeitgleich wurde mit Kfz-Riskmanagement gestartet und begonnen, die Scheibenreparaturen in der firmeneigenen Kfz-Werkstatt selbst durchzuführen.“

Und der Leiter eines Fuhrparkteams mit zirka 2.500 Fahrzeugen sagt: „Wir haben keine Teilkasko mehr für rein dienstlich genutzte Fahrzeuge, da der Prämienaufwand nicht im Verhältnis zum Schadenverlauf stand.“

Daneben verschärfen sie die Kontrolle. Ein Fuhrparkleiter mit rund 970 Pkw betont: „Wir steuern die Reparaturen und den Tausch der Frontscheiben über unsere Hauptverwaltung. Das spart einiges, da wir über ein spezielles Angebot vor Ort verfügen.“ Ein Weiterer ergänzt: „Im Fokus stehen das Monitoring der Glasschäden und die Konzentration auf einen Glasschaden-Dienstleister, der verpflichtend genutzt werden muss.“

Andere krempeln den gesamten Bereich der Flottenversicherung inklusive Glasschäden um und warten auf die Bewertung durch TÜV oder Leasinggeber. So fasst einer kurz zusammen: „Kündigung der Versicherung, Nachverhandlung mit Lieferanten, Reparatur erst bei TÜV oder Fahrzeugrückführung an Leasinggeber.“

Aber auch Fahrertrainings sind als Mittel zur Minderung von Schäden im Allgemeinen und Glasschäden im Besonderen im Einsatz, bei denen Fahren mit ausreichendem Abstand geübt wird.

Fokus auf spezialisierte Partner | Der größte gemeinsame Nenner bei der Positionierung ist jedoch, dass die meisten nach oder aufgrund der Prüfung spezialisierte Glasschaden-Dienstleister als Kooperationspartner eingebunden haben. So haben in der Umfrage fast 80 Prozent der Fuhrparkleiter offenbart, mit solchen Spezialisten zusammenzuarbeiten (siehe „Reparaturbetriebe für Glasschäden | Partner der Fuhrparkleiter“, S. 93 unten).

Ein Verantwortlicher für rund 900 Firmenwagen führt diese Entscheidung aus: „Früher haben wir alle Glasschäden in Herstellerwerkstätten reparieren lassen. Hier hatten wir eine Steinschlag-Reparaturquote von fünf Prozent. Auch der Austausch der Windschutzscheiben war bei selber Qualität erheblich teurer. Außerdem mussten die Nutzer die Kfz selbst in die Werkstätten bringen. Heute kommt X zu uns ins Haus beziehungsweise dorthin, wo unsere Mitarbeiter gerade sind. X repariert Steinschläge mit einer Reparaturquote größer 25 Prozent und tauscht auch alle Scheiben vor Ort aus. Durch diese zentrale Abwicklung/Beauftragung sparen wir viel Zeit und Geld und haben eine transparente Übersicht über alle Glasschäden.“

Nichtsdestotrotz bauen mit einem Anteil von 40 Prozent viele weiterhin auch auf die Dienste der Vertragshändler und -werkstätten (siehe Grafik S. 93 unten).

Geplante Vorhaben | Sehen die Fuhrparkleiter noch Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung respektive Einsparpotenziale bei Glasschäden? Für die Mehrzahl gilt das wohl nicht (siehe „Geplante Optimierung | Mehrzahl sieht keinen Bedarf“ oben).

Der Flottenmanager eines Hard- und Software-Unternehmens mit rund 90 Fahrzeugen verneint dies etwa mit dem Argument, dass Steinschlagschäden unvermeidlich seien und der Nutzer daher auch von der SB-Übernahme befreit sei.

Andere begründen es damit, dass sie bereits gut aufgestellt sind oder die durchgeführten Optimierungen keinen Spielraum mehr hergeben.

Viele wollen jedoch weiterhin am Ball bleiben und dazu beispielsweise Benchmarking zum Wettbewerb betreiben sowie die Preise und Konditionen regelmäßig überprüfen. Ziel ist, sowohl Transparenz über die Glasschäden als Kostentreiber als auch über die Dienstleister und Angebote zu behalten.

Entwicklung überwachen | Aus dem Hause eines Herstellers von Inneneinrichtungen mit rund 100 Fahrzeugen heißt es folglich: „Wir überwachen die Schäden und werden gegebenenfalls wieder eine Änderung des SB-Beitrags vornehmen.“ Und ein weiterer fügt hinzu: „Trotz aller positiven Ergebnisse und Entwicklungen bleibt es ein Prozess, der weiterhin immer im Auge behalten wird, um auch bei möglichen negativen Veränderungen sofort zeitnah reagieren zu können.“

Daneben hat beispielsweise der Einkäufer und Flottenverantwortliche eines Lebensmittelproduzenten den Prozess für seine etwa 100 Fahrzeuge so aufgestellt, dass die permanente Überprüfung und Abwicklung im Leistungsumfang des Maklers und des Scheibendienstleisters inbegriffen ist. „Wir rechnen erstmal nicht mit der Versicherung ab, sondern bezahlen die Rechnungen und entscheiden dann zum Jahresende je nach Schadenverlauf, ob wir gegenüber der Versicherung abrechnen oder nicht.“

Neben den glasschadengeprüften Fuhrparkleitern gibt es manche, die sich mit dem Thema erst seit Neuestem beschäftigen oder noch auseinandersetzen wollen. Einer erkennt darin vor allem neue Chancen: „Perspektivisch bieten sich auf dem Dienstleistungsmarkt interessante Alternativen und es ergeben sich Kostenersparnisse.“ Dazu bedürfe es aber einer stetigen Analyse über Preisgestaltung und Anzahl der Schäden im Fuhrpark.

Eine Flottenmanagerin mit rund 80 Autos sieht in Glasschäden einen wesentlichen Punkt, der die Schadenquote und damit die Versicherungsprämie für das Folgejahr nach oben treibt, weshalb sie das erste Mal die Glasschäden auf den Prüfstand bringen will.

Fahrer sensibilisieren | Ähnlich beurteilt es der strategische Einkäufer eines Herstellers medizinischer Geräte, der etwa 310 Einheiten betreut. Dabei beginnt er nun analog dem Verantwortlichen für rund 130 Pkw in einem IT-Unternehmen mit Ursachenforschung. Ein weiterer Flottenbetreiber bereitet derzeit Sicherheitstrainings vor, welche die Fahrer auch für Glasschäden sensibilisieren sollen. Je nach Schadenprofilen und Entstehungsgründen sollen so über die verschiedenen Wege die Häufigkeit und Kosten für Glasschäden sinken. | Annemarie Schneider

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