Wie so oft heißt es auch hier genau hinzusehen und wie so oft ist es eine Frage des Blickwinkels: Volkswagen spricht beim erneuerten T6 von einer ... "tief greifenden" technischen Überarbeitung" ... und nennt seinen abermals gelifteten Dauerbrenner selbstbewusst "Version T6.1".
Dem neutralen Betrachter kommt eher "T5.3" in den Sinn, schließlich baut der Bus weiterhin auf der seit 2003 genutzten Basis auf und grenzt sich vom Vormodell optisch durch seinen neu gestalteten Kühlergrill samt geänderten Scheinwerfern sowie Rückleuchten am Heck ab. Bauteile, die sich mit überschaubarem Kostenaufwand ändern lassen.
Mehr tat sich unter dem Blechkleid. Wichtigste Neuerung: Der T6.1 bekommt eine elektromechanische Lenkung, die Assistenzsysteme ermöglicht, bei denen VW in dieser Klasse bislang passen musste. So ist ab sofort ein Seitenwindassistent an Bord und gegen Aufpreis ein aktiver Spurhalteassistent. Zusätzlich kann die VW-Elektronik auch das Einparken des bis zu 5,4 Meter langen T6 übernehmen.
Neue Assistenzsysteme
Diese Optionen werden wohl mehr bei den teuren Multivan-Modellen angekreuzt als bei den nackteren Nutzfahrzeug-Versionen. Da wird eher der optional erhältliche elektronische Flankenschutz, der vor Rangierschäden beim Rückwärtsfahren schützen soll, in Frage kommen. Oder der aus dem größeren Bruder Crafter bekannte, über einen Knopf in der Türverkleidung steuerbare Trailer-Assist, der das nicht jedem Fahrer gegebene Reversieren eines Anhängers übernimmt. Den Anfang der T6.1-Reihe macht der Multivan ab Herbst 2019. Wer diesen entert, sollte sich von der nochmals gesteigerten Noblesse der nun recht hochpreisigen Pkw-Variante nicht täuschen lassen, diese werden die Kastenwagen- und Kombi-Versionen nicht erreichen. Stattdessen bleibt es beim klassenüblichen Hartplastik. Auch die im Multivan nun volldigital dargestellten Instrumente bleiben diesem Modell vorbehalten.
Nochmals aufgewertet hat Volkswagen das Angebot an Detailverbesserungen wie Ablagen und Innenraumfunktionalität. Beim Multivan öffnet sich zudem ein neues Spektrum online-basierter Funktionen und Services wie Internet-Radio oder dem Musik-Streaming. Und VW verspricht sogar eine funktionelle Sprachsteuerung.
Zu Anfang ausschließlich Diesel
Keine weitere Entwicklungsrevolution beinhaltet der Antriebsstrang. Es bleibt beim Zweiliter-Euro-6d-temp-sauberen TDI-Vierzylinder, der in Leistungsstufen zwischen 90 bis 199 PS zu haben sein wird, wobei der Top-Diesel stets mit dem Doppelkupplungsgetriebe kombiniert werden muss, was durchaus auch sinnvoll ist. Bereits auf der IAA Nutzfahrzeuge im vergangenen Jahr zu sehen waren die mit ABT entwickelten Elektroversionen. Der 112 PS starke E-Antrieb soll es mit dem kleineren 38,8-kWh-Akkupaket auf bis zu 216 Kilometer Reichweite bringen und mit 77,6 kWh-Kapazität die 400 Kilometer-Marke überspringen. Weiterhin nicht im T6-Programm zu finden sind eine Benzin- oder Erdgas-Variante. Man sehe in dieser Klasse für beide Kraftstoffe eben keine Nachfrage, begründet Volkswagen, ähnlich wie der Konkurrent Mercedes-Benz, diese Entscheidung - wenngleich Mercedes wie auch VW Benziner in anderen Ländern durchaus anbieten.
Ausgeliefert wird der T6.1 Multivan ab Herbst dieses Jahres. Einige Monate später folgen die Nutzfahrzeug-Versionen. Letztere müssen dafür wohl einige Zeit länger durchhalten, denn der avisierte Nachfolger T7 wird voraussichtlich mehr in Richtung von Großraumlimousine denn Transporter gehen. Bei Kastenwagen, Kombi, Fahrgestell und Co. könnte dagegen schon die kürzlich vereinbarte Zusammenarbeit mit Ford reelle Früchte tragen.