-- Anzeige --

Gemischte Gefühle

04.10.2021 06:00 Uhr

Mit seinen Deliver-Transportern will der chinesische Hersteller Maxus den deutschen Markt erobern. Aber haben die Fahrzeuge überhaupt das Potenzial dazu?

-- Anzeige --

Nicht ohne Aufregung haben wir die Einladung des Herstellers Maxus zu einer kleinen Testfahrt in Neu-Isenburg bei Frankfurt angenommen. Maxus? Dahinter verbirgt sich eine Marke, die zu SAIC, der größten Gruppe an Fahrzeugherstellern in China, gehört. Hauptabsatzmarkt ist derzeit Australien. Nun will man den Angriff auf den umkämpften deutschen Markt wagen. Der Importeur hierzulande ist Maxomotive, die wiederum eine Tochter der Alcopa-Gruppe aus Belgien ist.

Die Marke Maxus befindet sich aktuell noch im Aufbau. Dem Maxomotive-Geschäftsführer Ulrich Mehling zufolge gibt es momentan 20 Vertriebspartner in Deutschland, die zugleich die Servicestandorte darstellen. Die Zahl soll bis Ende des Jahres noch auf 60 steigen, mittelfristig möchte man 150 Anlaufstellen in der Bundesrepublik bereitstellen. Von drei verfügbaren Modellen durften wir uns zwei genauer ansehen: den eDeliver 9 im Sprinter-Format und seinen kleinen Bruder den eDeliver 3 - beide mit E-Antrieb.

Fangen wir beim Großen an: Der eDeliver 9 kostet als kleinste Version mindestens 51.490 Euro - ohne Subventionen, die es in Höhe von 7.500 Euro gibt. Der Transporter erscheint als N1 in zwei Längen und zwei Höhen sowie als N2 und kann mit drei verschiedenen Batterien ausgestattet werden. Der Eindruck von außen ist gut. Das Blech wird auf der Motorhaube durch Zierelemente aufgelockert. Auch der fast zehn Kubikmeter große Laderaum ist unspektakulär normal und bietet ausreichend Verzurrpunkte. Im Cockpit finden wir auf den ersten Blick auch die Standards. Viel Plastik, ein bisschen optischen Schnickschnack, Ablagemöglichkeiten. Die Bedienung des Multifunktionslenkrades ist wie immer von Hersteller zu Hersteller verschieden, gelingt jedoch intuitiv.

Fahrt mit dem eDeliver 9

Auch die Fahrt mit dem Transporter ist ordentlich. Mit ein bisschen Feingefühl auf dem Gaspedal lässt sich der 204-PS-Motor ganz gut im Griff behalten. Die dreistufig einstellbare Rekuperation greift etwas verzögert, aber dann spürbar. Es gibt drei Fahrmodi zur Auswahl, die jeweils über eigene Knöpfe unter dem großen Bildschirm aktiviert oder deaktiviert werden: Power, Normal oder Eco für die Sparer. Nach einer Mini-Runde von 20 Kilometern im mittleren Modus bilanziert der Bordcomputer einen Verbrauch von 26 Kilowattstunden pro 100 Kilometer - unbeladen und mit maximal 70 km/h. Im Alltag könnten, je nach Einsatzort, 200 Kilometer realistisch sein.

Merkwürdige Software

Leider gibt es am eDeliver 9 einige Punkte, die nicht zu überzeugen wissen. Die Rückfahrkamera überstrahlt je nach Lichteinfall so sehr, dass Hindernisse hinter dem Transporter kaum erkennbar sind. Das größere Manko steckt aber in der Software. Die spärlichen Menüebenen wurden mutmaßlich mit Google Translator übersetzt. Anders können wir uns nicht erklären, wie beispielsweise die Reichweite mit dem Wort "Umfang" angegeben wird. Bei "Komfort und Bequemlichkeit" erwarten uns Kästchen mit willkürlichen Zeilenumbrüchen und Abständen zwischen den Buchstaben. Der Bordcomputer hinter dem Lenkrad bietet grundlegend die gängigen Informationen, wartet aber ebenso mit merkwürdigen Begrifflichkeiten wie "Antriebsmotor Tacho" auf, was wohl für die Drehzahl stehen soll. Leider waren die Knöpfe für PDC und den Spurhalteassistenten ohne Funktion, was laut Maxus daran liegen soll, dass es sich bei dem Fahrzeug um ein Vorserienmodell handelt. Vor dem Verkaufsstart soll es jedenfalls noch ein Softwareupdate geben.

Der kleine Bruder

Auch beim mannshohen eDeliver 3 bleibt der ordentliche äußere Eindruck bestehen. Einziger Kritikpunkt: Von Fall zu Fall könnte es etwas unpraktisch sein, dass im Laderaum keine Verzurrösen am Boden angebracht sind. Der kleine Vertreter ist in zwei Längen, einer Höhe und mit zwei Batterien verfügbar. Hinter dem Lenkrad wartet wieder eine Überraschung: Das Bordmenü existiert nur auf Englisch oder Spanisch. Der Multi-Bildschirm über der Mittelkonsole ähnelt dem des eDeliver 9. Zu unserer Verwunderung ist im Bordcomputer ad hoc keine Funktion zu finden, die den durchschnittlichen Stromverbrauch anzeigt. Im Nachgang erfahren wir, dass man diesen über den Tachopin hätte finden können. Alternativ wollten wir bei der Fahrt den Verbrauch über die gefahrenen und verbleibenden Kilometer errechnen, allerdings springt die Anzeige der Restreichweite je nach Stärke des Trittes auf das Gaspedal um 20 Kilometer hoch oder runter. Das darf eigentlich nicht passieren. Die reine Fahrt mit dem eDeliver 3 geht in Ordnung, wenn auch die Abstimmung etwas hektisch wirkt.

Mini-Fazit

Maxus hat in Neu-Isenburg zwei Transporter präsentiert, die beide grundlegend auf dem deutschen Markt bestehen können. Sie fahren ordentlich und erledigen ihren Job. Für genaue Reichweitenwerte bedarf es aber noch eines ausgedehnten Tests.

Leider wird man insgesamt den Eindruck nicht los, dass die Autos etwas übereilig auf den Markt gebracht werden, obwohl sie noch gar nicht bereit dafür sind. An manchen Punkten fragt man sich, ob sich jemals ein Maxus-Mitarbeiter aus Deutschland in das Auto gesetzt, die Menüs angesehen und dann gesagt hat:"So ist das gut. Jetzt können wir das Auto verkaufen." Immerhin, das ist der Vorteil, lassen sich Softwareprobleme recht unkompliziert durch Updates beheben.

-- Anzeige --
-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


-- Anzeige --
KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --
WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.