Wenn man Glasexperten fragt, was sich in den vergangenen Jahren geändert hat, dann heißt die Antwort oft: die Komplexität. Diese steigt bei jedem Wechsel der Frontscheibe. Die Ursache wiederum ist auch mit einem Begriff zu benennen: Kalibrierung. So überraschen Zahlen, wie sie beispielsweise Carglass nennt, wenig. "2016 haben wir bei sieben Prozent aller neu eingebauten Windschutzscheiben eine Kalibrierung vorgenommen, 2018 lag der Wert bei 14 Prozent. Im Bereich der Flotten-, Rental- und Leasing-Kunden, wo der Anteil neuer und gut ausgestatteter Fahrzeuge besonders hoch ist, lag der Wert vor zwei Jahren bei 22 Prozent, 2018 bei 37 Prozent", rechnet der Leiter des Flottengeschäfts bei Carglass, Marco Heistermann, vor. Und: Bis 2020 sollen bis zu drei Viertel aller Fahrzeuge in Europa Fahrerassistenzsysteme verbaut haben.
Die Kameraaugen und Sensoren müssen, nachdem die ursprüngliche Scheibe ersetzt worden ist, neu ausgerichtet werden, um die Daten passgenau erfassen zu können. Bei einem Spurhalteassistenten kann beispielsweise bereits eine Abweichung des Kamerawinkels von einem Grad bei einer Distanz von 100 Metern zu Abweichungen von bis zu 1,75 Metern führen und Unfälle verursachen, wenn der Assistent nicht ordnungsgemäß kalibriert wurde, heißt es dazu aus Köln. Die Kalibrierung von Assistenzsystemen sei auf dem europäischen Markt bereits bei 98 Prozent aller Kameras in Fahrzeugen notwendig.
Rahmenvertrag für Flotten
Nur wer hier akkurat arbeitet, verhindert mögliche Probleme. Die hieraus abgeleitete Herausforderung formuliert Heistermann wie folgt:"Fuhrparkmanager sollten Gewissheit haben, dass ihr Autoglasdienstleister die Kalibrierung der Kameras in der Windschutzscheibe ordnungsgemäß nach fahrzeugspezifischen Vorgaben durchgeführt hat. Das stellen wir durch einen definierten Dokumentationsprozess sicher, der in den Arbeitsablauf unserer Service-Center und in unsere IT-Systeme implementiert ist." Der Vertriebsleiter für Gewerbe- und Großkunden ergänzt: "So legen wir für jede erfolgreich durchgeführte Kalibrierung ein Kalibrierungsprotokoll an und stellen es unseren Kunden bei Bedarf zur Verfügung." Beim Thema Kosten gibt es ebenfalls eine klare Struktur, wie Heistermann erläutert: "Die Kalibrierung der Fahrerassistenzsysteme wird nach Aufwand berechnet. Bei unseren Großkunden wird die Dienstleistung in individuellen Rahmenvereinbarungen berücksichtigt."
Neues Zentrum in München
So verweist der Kölner Flottendienstleister auf 345 Service-Center mit der aktuellen Kalibrierungstechnologie für alle Autohersteller. Alle Service-Monteure seien entsprechend geschult, zudem arbeitete man eng sowohl mit internen als auch externen Experten zusammen, um stets auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen zu sein. In Kürze wird eigens ein Kompetenz-Center für Kalibrierung in München eröffnet, was die Wichtigkeit dieses Bereichs unterstreicht.
Im Bereich der Flotten hat sich die Kalibrierung von 22 auf 37 Prozent gesteigert.Marco Heistermann, Flottenleiter bei Carglass