"2018 ist im gewerblichen Bereich ein Renault-Jahr - und zwar bei den Pkw und bei den Transportern", betont Carsten Schopf. Der Flottenchef der Rhombus-Marke begründet dies anhand von zwei Dingen: "Wir sind Vollsortimenter und haben jede Menge Angebote für die Elektromobilität." In der Tat steht der Zoe fast stellvertretend für das Stromer-Segment. Jeweils zur Hälfte geht er an private und gewerbliche Kunden. Im Nutzfahrzeugbereich kommen mit dem Kangoo Z.E. und Master Z.E. zwei heiße Eisen dazu, zumal es branchenspezifische Derivate vom E-Master geben soll, wie Schopf erzählt.
Anfang bis Mitte der 2020er-Jahre sieht er den E-Anteil bei zehn bis 15 Prozent an den gesamten Renault-Verkäufen. Bis dahin wird vielleicht auch aus der Konzeptstudie EZ-Pro eine Lösung für die berühmte letzte Meile in der Stadt."Bei der letzten Meile sehen wir, dass Kommunen hier künftig viel stärker bündeln könnten, welcher Partner diese innerstädtische Logistik übernehmen könnte. Dann werden bei entsprechenden Ausschreibungen natürlich auch Umweltaspekte eine tragende Rolle spielen. Dies nimmt unsere Studie mit auf." Heute schon schafft der Master Z.E. einen emissionsfreien Auftritt. Neben den Logistikern greifen laut Schopf auch Handwerker, deren Radius um die eigene Werkstatt überschaubar ist, zum Groß-Stromer. Ein nicht unwesentlicher Nebeneffekt ist für Schopf die Außenwirkung: "So ein E-Transporter strahlt auch auf den gesamten Betrieb ab." Rückenwind nimmt Schopf natürlich auch durch die angekündigte Steuererleichterung für E-Dienstwagen wahr.
E-Transporter als Imageträger
"Allerdings", schränkt Schopf ein, "ist es sehr schwierig, diesen Effekt jetzt bereits genau zu bemessen, da viele Dienstwagen eher aus dem C- und D-Segment stammen." Ohne eigene Ladestruktur ist der Stromer aber kaum in den Fuhrpark integrierbar - sowohl als User-Chooser-Modell als auch im Pool." Wobei es gerade im städtischen Bereich schon viele Lademöglichkeiten gibt", betont Schopf. Damit sich der Kunde zurechtfindet, bietet Renault bereits einen Z.E.-Pass an, der mehr als 7.000 Ladepunkte beinhaltet.
Treue Stromerkunden
Die Franzosen greifen zusätzlich auf die Partnerschaft mit RWE und The Mobility House zurück. "In einem Pilotprojekt haben wir die Ladeinfrastruktur in die Leasingrate inkludiert, so dass der Fuhrpark alles in einer Rate wiederfindet. Je nach Resonanz werden wir das weiterentwickeln", kündigt Schopf an. Die Technik spricht auf jeden Fall für einen dauerhaften Wechsel der Antriebsart. "Über 70 Prozent unserer E-Fahrzeugkunden würden im Anschluss wieder zu einem Stromer greifen", rechnet der Flottenchef vor. Ab 2020 wird der Hersteller seinen Bestseller Clio auch als Hybrid-Version sowie die Modelle Captur und Mégane als Plug-in-Hybrid-Versionen anbieten.
Daimlers roter Faden
"Auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge haben wir den roten Faden weiterentwickelt, der darauf abzielt, uns zum ganzheitlichen Systemanbieter für Mobilitätslösungen im Personen- und Güterverkehr zu entwickeln. In der KEP-Branche sehen wir hier erste Pilotprojekte, die diesen Anspruch unterstreichen", freut sich Jochen Dimter. Unter den Kurier- und Expressdiensten erwartet der Mercedes-Benz Leiter Vertrieb Transporter und Vans in Deutschland die ersten Eigenlösungen, mit denen die Stuttgarter neue Wege der Mobilität gehen wollen. Dass hierbei auch eine umfassende E-Strategie aufschlägt, ist nur konsequent. So betont Dimter auch, dass Mercedes-Benz Vans jede gewerbliche Baureihe elektrifizieren wird. Der eVito rollt bereits zu Pilotkunden - anschließend soll der Markthochlauf erfolgen. Produktionstechnisch geht der Vito mit Batteriepack keinen anderen Weg als der konventionelle Bruder oder die V-Klasse, alle fahren im spanischen Vitoria vom Band: E-Mobilität als Stangenware. Mit einem Jahr Versatz soll dann der große Bruder eSprinter lossurren. Beide stemmen eine Tonne, was für die Volumentransporte ausreichend sein wird. Selbst unter extremen Wetterbedingungen, wie bei den Testfahrten im kalten Skandinavien, sollen einhundert Kilometer Reichweite drin sein.
Nach "E" kommt dann "autonom": wie das Konzept "Vision Urbanetic" beweist. Im Ride-Sharing-Fahrzeug ist Platz für bis zu zwölf Passagiere, mit dem alternativen Cargo-Modul stemmt das 5,14 Meter lange Konzeptfahrzeug maximal zehn Europaletten. Im Werkverkehr soll autonomes Fahren bei BASF in Ludwigshafen erprobt werden; später wären beispielsweise auch Passagiertransporte an Flughäfen ein Einsatzgebiet für selbstfahrende Vans. Die Spezialisierung soll indes auch im Inneren des klassischen Transporters voranschreiten. Per Lichtsignal soll der KEP-Fahrer gleich das richtige Paket für den aktuellen Stopp erkennen - ohne feste Packliste anhand der geplanten Route.
Im klassischen Mietgeschäft entwickelt sich die eigene Marke "Van Rental" zum mittlerweile größten Kunden der Transporter-Sparte. An rund 190 Standorten können Sprinter & Co. gemietet werden. Ab Frühjahr 2019 soll Europa in den Blickpunkt kommen. Expansiv zeigt sich auch das Deutschlandgeschäft, das im vergangenen Geschäftsjahr erstmalig über die 100.000-Einheiten-Marke sprang, was Dimter sichtlich stolz macht. Er verweist aber gleich auf das Team: "Der Erfolg ist auch Ausdruck unseres starken Händlernetzes, das auch im digitalen Wandel eine zentrale Rolle spielen wird."
Neuer Peugeot-Flottenchef
Eine Ehrung direkt zum Start kann Lust oder Last zugleich sein. Mathias Kalkbrenner sieht es vor allem als Motivation. Der 32-Jährige agiert erst seit Juli dieses Jahres als Flottenchef für die Löwen-Marke in Deutschland. Das PSA-Eigengewächs repräsentiert als Deutsch-Franzose beide Welten perfekt. Und für das Trio Peugeot Partner, Citroën Berlingo und Opel/Vauxhall Combo gab es gleich die "Van of the year"-Trophäe. Für Kalkbrenner ist das i-Cockpit eines der Highlights des neuen Partners. "Wir haben nun das perfekte Pkw-Gefühl in einem Transporter." Dieses wird zudem durch die zahlreichen Helferlein an Bord wie dem 360-Grad-rundum-Blick erweitert und mit den Euro-6d-Temp-Motoren abgerundet. Für den Partner wird es als Ausbauten im Einrechnungsgeschäft unter anderem ein Ladungssicherungssystem, eine Avantage-Plus-Version (für die L2-Variante) und eine Service-Edition (für die L1-Variante) geben - alle vom Partner Bott. "Die Bott- Lösungen machen beim Partner zwischen 50 und 60 Prozent unseres Volumens aus", verdeutlicht Kalkbrenner die Wichtigkeit der Einbauten. Weitere Branchenmodelle (Kühltransporter) sollen ebenso folgen wie eine neuerliche E-Version des Kleinsten aus dem Löwen-Trio. Bis 2025 sollen alle drei Transporter-Modelle einen E-Antrieb erhalten. Boxer und Expert bekommen zunächst 2019 ihre Euro-6d-Temp-Motoren. Was den neuen Flottenchef selbst im kommenden Jahr reizt, ist "das gesunde Wachstum zu steuern". Produkt, Händlernetz, Aufbauten, Vertriebsaktionen - alles soll auf das wachsende Flottengeschäft einzahlen. "Ein Glücksfall ist dabei für uns, dass wir mit Opel einen Partner mit einem riesigen Netz in Deutschland in der Gruppe dazubekommen haben." Das Händlernetz wird seit Kurzem seitens PSA zentral gesteuert, wobei jeder Betrieb selbst die Eintrittshürden für das jeweilige Marken-Netzwerk nehmen muss. Es wird also noch etwas Zeit brauchen, aber die Optionen, als Peugeot-Netz zu wachsen, sind vorhanden.
Citroën erhöht die Varianz
Zurück bei PSA ist Steffen Dittmar. Für den Flottenleiter bei Citroën steht natürlich der ebenso wie seine Brüder Peugeot Partner und Opel Combo ausgezeichnete Berlingo im Fokus der leichten Nutzfahrzeugpalette. Auch hier heißt der gebündelte Mix: komplett neu aufgelegter Klassiker des Segmentes samt Ausbauten-Kompetenz aus einer Hand. "Als wichtige Neuerung sehe ich den Überlastanzeiger. Dieser gibt jedem Fahrer ein sicheres Gefühl. Auch das System Surround Rear Vision, das die nahe Umgebung des Fahrzeugs auf einem farbigen 5-Zoll-Bildschirm anzeigt und damit auch im geschlossenen Kastenwagen für Sicherheit nach hinten und den Seiten sorgt, zählt zu den wichtigen Argumenten, die für den Berlingo sprechen." Tradition hat auch die Verbindung der Franzosen zur Schornsteinfeger-Innung. "Seit mehr als zehn Jahren sind wir Partner und bieten den Berlingo als Sonder-Edition für diese Berufsgruppe an, deren Aufgabenfeld sich stetig wandelt, so dass künftig auch der Jumpy eine Edition für die Schornsteinfeger erhalten wird", wie Dittmar erklärt.
Standard-Ausbauten wie die Transline-Solution wird es im neuen Berlingo ebenso geben wie die Pharma-Solution für den temperatursensiblen Medikamententransport. "In der Pkw-Variante kommt erstmalig für die L2-Version eine Variante für den Rollstuhltransport. Davon versprechen wir uns einiges für die Flotten im Bereich der Personentransporte." Der Allrad-Anbieter Dangel macht zudem aus dem kleinen Doppelwinkel einen Vierfüßler. "Diese robuste Variante zielt auf Forstbetriebe ab und soll als Konzeptfahrzeug die Chancen für diese Variante am Markt abklopfen, erklärt der Großkundenchef. Die 103 eigenen Business Center sowie regelmäßige Schulungen und Zertifizierungen der Gewerbekundenbetreuer sind für Dittmar die Basis des Erfolgs. "Aktuell beschäftigt ja WLTP die ganze Branche. Unsere Gewerbekundenverkäufer können ihren Kunden versichern, dass sie mit dem Berlingo die aktuellste Motorengeneration zur Verfügung haben."
Aufgrund der aktuell günstigen Zinslage wurde neben den Leasingoptionen (Free2Move Lease) auch die Finanzierung attraktiv gemacht. "Im nächsten Jahr wird sich zeigen, wohin es mit den Zinsen geht, an der hohen Leasingpenetration wollen wir aber festhalten", erklärt Dittmar und spannt den Bogen zur Telematik. Speziell im eigenen Produkt "Connect Fleet", einer Flottensteuerung über Free2Move, sieht er großes Potenzial:"Man kann über das Telematiksystem Fahrzeuge orten, die Füllstände und Serviceintervalle im Blick haben und die Auftragsabwicklung online vor Ort durchführen. Die ersten Fuhrparks haben wir damit bereits ausgestattet."
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In der Autoflotte 12/2018 lesen Sie den zweiten Teil der IAA-Messe-Gespräche.
- Ausgabe 11/2018 Seite 34 (404.3 KB, PDF)