Mit Sicherheit erfolgreich
Marktübersicht | Das Geschäft mit der elektronischen Führerscheinkontrolle boomt. Neue Systeme kommen auf den Markt, etablierte Anbieter gewinnen weitere Anteile hinzu. Die Nachfrage ist noch nicht gesättigt.
— Vor noch nicht einmal zehn Jahren hatten Fuhrparks eine Excel-Liste der Marke „Eigenbau“, um die händisch durchgeführte Sichtprüfung der Fahrerlaubnisdokumente zu protokollieren – und damit den Halterpflichten rechtlich nachzukommen. Nachdem 2006 das LapID-Siegel auf den Markt kam und die Führerscheinkontrolle revolutionierte, hat das viele andere Anbieter auf den Plan gerufen. Die Zahl der Neuentwicklungen reißt bis heute nicht ab.
Qual der Wahl | Fuhrparkentscheider haben heute die Qual der Wahl: zwischen Systemen, die auf einem RFID-Chip oder auf einem Barcode-Label basieren und solchen, die ganz ohne Beklebung der Führerscheine auskommen. Zwischen elektronischen Kontrollen, die der Fahrer im eigenen Auto und Unternehmen oder an Lesegeräten in Tankstellen und Werkstätten durchführt. Und solchen, von denen der Fahrer nichts mitbekommt, weil sie nach einmalig unterzeichneter Vollmacht automatisiert über Behördenanfrage laufen. Oder aber sie gliedern die Führerscheinkontrolle nicht aus, sondern halten noch der guten alten Excel-Datei die Treue.
Das dürfte nach Angaben der Anbieter solcher Prüfsysteme noch die Mehrzahl sein. Das Potenzial ist also riesig, die Nachfrage ungebrochen hoch, da sind sich alle einig.
Enormes Potenzial | „Der Markt ist nicht gesättigt, da von den über sieben Millionen relevanten Fahrern höchstens eine bis 1,5 Millionen Fahrer in einem Kontrollsystem sind“, sagt Niels Krüger, Geschäftsführer Vertrieb bei TCS Technology Content Services.
Dass auf Kundenseite noch Bedarf an professioneller Hilfe besteht, glaubt auch Matthias Gauglitz, Geschäftsführer des DAD: „Aus unserer Sicht ist der Markt – auch wenn mittlerweile verschiedene Anbieter Kontrollsysteme bieten – noch nicht gesättigt. Denn viele Fuhrparkleiter stellen nach wie vor noch von ihren eigenen händischen Inhouse-xls-Listen und Co. um.“
Elektronisch unterstützte Sichtprüfung | Ein neuer Anbieter seit unserer letzten Übersicht im April 2012 ist der Software-Anbieter Hiepler + Partner mit seinem Produkt „FK-dieApp“. Nach einer Welle von neuen Systemen auf Basis von RFID-Chips oder Hologramm-Barcodes, die nach einmaliger Datenerfassung auf die Führerscheine der Fahrer geklebt werden, besann man sich hier auf den Ursprung aller Kontrollen: die Sichtprüfung, jedoch unterstützt durch ein webbasiertes Programm, das auf dem Smartphone, Tablet-Computer oder „stationärem“ PC läuft.
„Die Verwendung von Prüfsiegeln betrachten wir als eine reine Hilfslösung, um die Echtheit des vorgelegten Dokumentes zu verifizieren. Aber streng genommen, wird nur die Identität des Siegels verifiziert, nicht jedoch die Echtheit des entsprechenden Dokumentes“, sagt Geschäftsführer Stephan Hiepler. Er hat auch schon ein weiteres Produkt zur Überprüfung gültiger Fahrerlaubnisbescheinigungen in Planung, das er auf der diesjährigen IT-Messe CeBIT vorstellen wird. „Die Fülle der Anfragen, die wir täglich bekommen, lässt klar darauf schließen, dass der Bedarf nach wie vor sehr hoch ist“, konstatiert Hiepler.
Konkurrenz belebt | Dem einstigen Pionier, der sich als erster Anbieter auf dem lukrativen Markt positioniert hat, macht die zunehmende Konkurrenz keine Sorge. „Die Nachfrage nach dem LapID-System ist weiterhin ungebrochen hoch“, sagt der Leiter Vertrieb Thorsten Braas. Statt Marktanteile abzugeben, legt das Unternehmen sogar weiter zu. Insofern scheint das Sprichwort zu stimmen, dass Konkurrenz das Geschäft belebt: „Das Jahr 2012 war für LapID das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte“, freut sich Braas.
Seine Erklärung dafür: „Seit der Erfindung der elektronischen Führerscheinkontrolle durch LapID wurden diverse andere Systeme auf den Markt gebracht. Durch diese Vielfalt begutachten Interessenten die Systeme aber inzwischen wesentlich differenzierter. Nach gründlicher Analyse entscheiden sich die meisten aufgrund des großen Prüfstellennetzes, der Einfachheit des Systems, der Manipulationssicherheit und der weiten Verbreitung mit renommierten Referenzen und über 100.000 Nutzern für das LapID-System.“
Jedes Produkt, das auf den Markt kommt, wird von Marketingaktionen wie Vorträgen bei Workshops, Infoständen auf Messen, Werbung und Vorstellung in den Fachmedien begleitet. Das führt dazu, dass die Aufmerksamkeit und Sensibilität für die Führerscheinkontrolle in Fuhrparks generell steigt. Und zum Teil auch die Unzufriedenheit: Mittlerweile wechseln Flotten laut Gauglitz auch schon von einem Anbieter zum anderen. „Wir haben in der letzten Zeit vermehrt Anfragen von solchen wechselinteressierten Kunden.“
Welche Lösung auch immer das Rennen macht: Sie muss zum Unternehmen und zu den Arbeitsabläufen passen. Und die Sicherheit hat ihren Preis. Den geringsten für die eigene Flotte zu ermitteln, wird aufgrund der unterschiedlichen Konzepte zu einer aufwändigen Rechenaufgabe. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Lösung rechtlich „wasserdicht“ ist. Denn nicht alle Systeme sind juristisch unbedenklich (siehe S. 38). | Mireille Pruvost
Titelthema: EFSK
System- und Produktanbieter Seite 28
Führerscheinkontrolle beim Tanken Seite 32
Flottendienstleister Seite 36
Rechtsgrundlagen Seite 38
Plädoyer für die Kontrolle Seite 40
Fuhrparkleiter berichten Seite 42
Gastkommentar Stephan Wagner Seite 44
Behördenabfrage 1 | XL-Check, DAD
– Ohne Prüflabel und ohne Hardware funktioniert die Führerscheinkontrolle von DAD Deutscher Auto Dienst. Hier wird nach vorheriger Einverständniserklärung des Fahrers automatisiert in einem zuvor definierten Prüfturnus eine behördliche Abfrage gestellt. Der Fuhrparkverantwortliche erhält im Anschluss eine schriftliche Bestätigung über die Ergebnisse. Die Übersicht der zu prüfenden Fahrer sowie die Ergebnisse findet er in einem für ihn eingerichteten, gesicherten und passwortgeschützten Webportal. Eine Benachrichtigung des Fahrers vor der Prüfung ist nicht nötig, da er nicht selbst aktiv werden muss. Folglich kann es auch keine Verzögerung der Prüfroutine geben, etwa weil der Fahrer nicht reagiert.
Es gelten keine vertraglichen Mindestlaufzeiten oder Mindest-Prüfvolumen.
Kosten: Ersterfassung pro Fahrer: 8,50 Euro, pro Prüfung ab 6,95 Euro (Staffel).
Kontakt: Peter Hartmann, Vertrieb,
Johannes Große, Key Account Management, Telefon: 04102/804-400,
E-Mail: vertrieb@dad.de, Internet: www.dad.de
Behördenabfrage 2 | Services for fleets
– Auch bei der „Fahrerlaubniskontrolle“ von Services for fleets gibt es weder Chip noch Terminal. Sie basiert auf einer Behördenanfrage beim Kraftfahrbundesamt (KBA) durch einen Rechtsanwalt. Dafür muss der Fahrer eine anwaltliche Vollmacht ausfüllen, die als gescannte Datei im System automatisch den Fahrerdaten zugeordnet wird. Der restliche Prozess läuft elektronisch und automatisiert über die passwortgesicherte Online-Plattform ab. Sollte die Abfrage negativ ausfallen, weil der Fahrer keine gültige Fahrerlaubnis besitzt, erhält der Fuhrparkverantwortliche innerhalb von 24 Stunden einen Eskalationsreport, ansonsten gibt es monatlich über alle durchgeführten Abfragen ein Reporting. Der Anbieter übernimmt nach eigenen Angaben die komplette Haftung für das Verfahren.
Kosten: ab 22,80 Euro pro Nutzer jährlich (abhängig von der Fuhrparkgröße). Vertrieb auch über Wollnikom und Total.
Kontakt: Nancy Müller, Kundenbetreuung, Telefon: 089/41870363, E-Mail: info@servicesforfleets.com, Internet: www.servicesforfleets.com, www.führerschein-kontrolle.de