Neue Sachlichkeit
Die erste Ausfahrt mit dem Golf zeigt: Qualitätsmäßig setzt die Nummer sechs Maßstäbe in der Kompaktklasse.
Jeder kennt ihn: den Golf von Volkswagen. Denkt man. Doch wer der Nummer sechs bei der Präsentation auf Island gegenübertritt, dem schießen zwei Worte durch den Kopf: neue Sachlichkeit. Chefdesigner Walter de Silva hat sich bis zum Kern des Bestsellers vorgearbeitet und den neuen Körper klar und nüchtern modelliert, mit dominanter Schulter und geradlinigem, stämmigem Heck.
Qualität zum Anfassen – von Spaltmaßen über Flächen bis zu Materialien zieht sich dieses Thema durch. Okay, der neue Golf ist kein extravaganter Zeitgenosse, dafür setzt er Qualitätsmaßstäbe in der Kompaktklasse. Gespannt, wie die Konkurrenten darauf reagieren.
Allein, was die Akustik angeht, gönnt der Drei- oder Fünftürer (Aufpreis: 630 Euro) dem Passagier Wellness für die Ohren. Auf dem aggressiven isländischen Asphalt geht es herrlich gedämpft zu, eine spezielle Folie in der Frontscheibe, windschnittige Außenspiegel und neue Dichtungen für Türen und Scheiben zeigen ihre Wirkung.
Und auch der wertige wie ergonomische Innenraum belegt, dass ein Kritikpunkt am Vorgänger in Wolfsburg angekommen ist. Dank Chrom-Applikationen, Rundinstrumenten à la Passat CC und bequemer Bestuhlung fühlt man sich edel und komfortabel untergebracht.
Dieser Eindruck bleibt, sobald man den Testwagen mit serienmäßig partikelgefiltertem 2,0-Liter-TDI-Triebwerk (140 PS) startet. Kein rustikales Nageln wie beim Pumpe-Düse-Vorgänger mehr, sondern ein leiser Common-Rail-Vierzylinder. Noch dazu verrät das Datenblatt-Studium – wie auch beim kleineren 2.0 TDI (110 PS, DPF Serie) – ein Verbrauchsminus von 0,6 Litern. Der mit Sechsganghandschalter bestückte größere Selbstzünder konsumiert nur 4,9 Liter auf der 100-Kilometer-Distanz (CO2-Ausstoß: 129 g/km), der kleinere TDI mit manuellem Fünfgangschaltgetriebe 4,5 Liter (CO2-Ausstoß: 119 g/km). Beide sind zum Marktstart am 10. Oktober ebenso wie vier Benziner (80 bis 160 PS) erhältlich, ein 90 PS- und ein 170-PS-Diesel folgen später. Zum Ölwechsel muss der Wolfsburger spätestens alle zwei Jahre, die Serviceanzeige weist auf die fällige Inspektion hin.
Große Experimente sind die Motorenentwickler also beim Golf nicht eingegangen. Die sparsame BlueMotion-Version, deren 1,6-Liter-TDI 105 PS leistet, sich mit 3,8 Litern im Schnitt begnügt und lediglich 99 Gramm CO2 emittieren soll, geht leider erst kommendes Jahr an den Start.
Blitzschnelles DSG
Wer sich ganz dem Wohlfühl-Ambiente hingeben möchte, der ordert den 140 PS starken TDI mit schnellem und komfortablem Sechsgang-DSG (Aufpreis: 1.492 Euro). Siebengang-DSG gibts für die größeren Benziner. Hingegen mit der Fahrwerksregelung DCC (777 Euro) brauchen Flottenchefs das Budget nicht überzustrapazieren. Die kostenlose und ausgewogene Einstellung ab Werk reicht völlig aus.
Auch unter anderem in Serie an Bord: ESP mit ABS und ASR, sieben Airbags, Klimaanlage "Climatic" und E-Fensterheber.
Wem das Kofferraumvolumen von 350 bis 1.305 Liter – Stufe bei umgeklappter Rückbank – schon beim Vorgänger nicht gereicht hat, wartet am besten noch bis Mai auf den hoffentlich genauso wertigen Variant. PN