Spät, stürmisch, schneeglatt: Der Winter gastierte in diesem Jahr erst im Februar, dennoch werden viele Firmenwagennutzer froh gewesen sein, dass sie ihren Pneus die passenden Profilsocken verpasst haben. Die etwas weichere Mischung abgestimmt auf das griffige Design, wird manche ungeplante Fahrsituation entscheidend für Fahrer und Umfeld abgemildert haben.
Trotz längerer wärmerer Perioden in der eigentlich kalten Jahreszeit sind die Winterreifen gefragt, auch wenn es für einige Nutzer durchaus ganzjährige Alternativen gibt und diese auch nachgefragt werden. Dass diese dennoch immer ein Kompromiss sind, zeigte neulich der ADAC. Von den sieben Ganzjahresreifen für SUV in der Dimension 235/55 R17 gab es fünfmal die Note "ausreichend" und zweimal rutschte man sogar in den Bereich "mangelhaft".
Wie der ADAC bemerkt, muss ein Ganzjahresreifen genau wie ein Winterreifen einen standardisierten Bremskrafttest auf einer Schneefahrbahn bestehen. Gleichzeitig müssen die Ganzjahres-Pneus wie die ausgewiesenen Sommerreifen auch bei 30 Grad Außentemperatur auf dem bis zu 50 Grad Celsius aufgeheizten Asphalt ihr Fahr-, Brems- und Aquaplaningverhalten nachweisen.
Im Ergebnis heißt es: Ganzjahresreifen sind ein Kompromiss. Kein getesteter Ganzjahresreifen kann sich ernsthaft mit einem guten Winterreifen auf Schnee beziehungsweise einem guten Sommerspezialisten auf trockener Fahrbahn messen. Für Wenigfahrende jedoch, die in einer Region mit seltenem Schneefall leben oder ihr Auto im Zweifel auch mal stehen lassen können, sind Ganzjahresreifen eine wirtschaftliche Alternative zu den Sommer- und Winterspezialisten.
Im Detail liegt der Unterschied
Wenn sich im Sommer der Bremsweg auf trockenem Untergrund von 100 km/h bis zum Stillstand bei den Allwetter-Pneus gegenüber einem Sommerreifen im Test um eineinhalb bis zwei Fahrzeuglängen vergrößert, waren die Ausreißer auf Schnee deutlich kürzer, eher eine halbe bis eine Fahrzeuglänge bei den besten Reifen.
Hier kommt aber der Respekt der Autofahrer vor den teils widrigen Verkehrsverhältnissen dazu, wie eine Umfrage des Pneuherstellers Nokian zeigt. Die Finnen befragten Autofahrer aus fünf verschiedenen Ländern, worin sie die Gefahren im Winter sehen? Statt auf das Wetter blicken die Mehrzahl der Befragten auf das zu hohe Tempo, wenn sie an Unfallrisiken denken. Eine Gefahr im Zusammenhang mit überhöhter Geschwindigkeit wird besonders von den Deutschen (56 Prozent) und den Polen (57 Prozent) betont. Die Fahrer in Tschechien (52 Prozent) und Italien (43 Prozent) sind ebenfalls tempoaffin, wenn es um den Hauptrisikofaktor im Winter geht. Franzosen hingegen fürchten überwiegend die schneebedeckten und glatten Winterstraßen (45 Prozent), das Tempo ist nur für gut jeden Dritten der saisonale Angstmacher. Die Polen, Italiener und Tschechen folgen der Logik von rutschigen Straßen als zweitgrößte Gefahr. Anders die Deutschen. Fast die Hälfte beäugt den möglichen fehlenden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug sehr kritisch - speziell in der kalten Jahreszeit. Diesen Risikofaktor sehen die Studienteilnehmer der anderen Länder mit 25 bis 30 Prozent an dritter Stelle. Viele Überlegungen schwinden mit weichender Profiltiefe. Dass dies ein wirkliches Problem ist, wird gern verdrängt. Wie sonst lässt sich erklären, dass abgefahrene Reifen nur für durchschnittlich jeden Dritten Umfrageteilnehmer ein Risiko darstellen. So landen die Pneus ohne genügend Restprofil nur auf Platz acht des Rankings der Risikofaktoren. Auf die Gegenfrage, wie man die Sicherheit beim Fahren im Winter erhöhen könne, antworteten zwei Drittel mit dem gleichen Argument: Winterreifen aufziehen. Platz zwei ging an die regelmäßige Messung der Restprofiltiefe vor der Instandhaltung der Bremsanlage.
Saisonal angepasste Reifen mit genügend Profiltiefe, damit diese auch wirksam arbeiten können, sind im Sommer wie im Winter ein Schlüsselelement für Verkehrssicherheit. Das betont auch Martin Drazik, Produktmanager von Nokian Tyres."Reifen sind der einzige Kontaktpunkt des Fahrzeugs mit der Straße. Aus diesem Grund ist deren Zustand in Situationen wie beim Bremsen auf schneebedeckter Fahrbahn oder plötzlichem Fahrbahnwechsel auf Schneematsch entscheidend für die Verkehrssicherheit. Abgenutzte Reifen verlängern den Bremsweg und erschweren das Handling des Autos besonders auf rutschigen Straßenoberflächen. Außerdem sind abgefahrene Reifen nicht in der Lage, den Schnee und den Schneematsch unterhalb des Reifens von der Straße zu verdrängen. Das führt dazu, dass das notwendige Fahrgefühl für die Straße verschwindet."
Die Königsdisziplin auf verschneiter Piste ist das Schneekettenfahren. Allerdings gaben lediglich 14 Prozent der Autofahrer aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Tschechien an, dass Schneeketten zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen könnten. Die Erfahrung, dass dies wirklich so ist, haben vermutlich nur die wenigsten selbst gemacht. Stürmisch und schneeglatt sind indes alltägliche Argumente für den Winterreifen-Check. Der Winter-Pneuspezialist Continental vertraut seinem "WinterContact"-Trio TS 860 (Kompakt- und Mittelklasse), TS 850 P (ab Mittelklasse aufwärts, mit aktuell 17 neuen Varianten) und TS 860 S (Sportwagen und Oberklasse). Der Einsteiger ist der TS 860 mit 13 bis 17 Zoll und maximal 240-km/h-Freigabe. Bis Tempo 270 können die Ultra-High-Performance-Winterreifen rollen und sind von 15 respektive 16 Zoll bis 22 Zoll lieferbar. Einige Versionen sind mit der Notlauftechnik (SSR) und der Geräuschreduzierung (ContiSilent) versehen. Gerade beim Spezialreifen für schnelle Fahrten (TS 860 S mit aktuell neun neuen Varianten) hilft das sogenannte "Bremsband", den Weg bis zum Stillstand des Fahrzeugs kurz zu halten, indem mittig eine breite Profilrille die Wirkfläche vergrößert. So können auch Fahrer mit Audi S-, BMW M- oder Mercedes AMG-Modellen dem Winter entspannt entgegenblicken. Unter den Submarken gibt es auch Winter-Spezialisten wie den Uniroyal MS plus (13 bis 20"), den Semperit Speed-Grip 3 (15 bis 20") oder den Barum Polaris 5 (13 bis 19", sechs neue Varianten in diesem Jahr).
"Unser aktuelles Top-Produkt im Premiumsegment - Bridgestone Blizzak LM005 - bietet in jeder winterlichen Fahrsituation ausgezeichnete Fahrleistungen. Der neue Firestone Winterhawk 4 für Pkw und SUV bietet bei einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis ein sehr ausgewogenes Fahrverhalten und hervorragende Kontrolle in der kalten Jahreszeit", verspricht Christian Mühlhäuser, Managing Director Bridgestone Central Europe. Der Blizzak LM005 deckt mit seinen 171 Dimensionen von 14 bis 22 Zoll ein weites Spektrum ab. Die Notrad-Technik (DriveGuard) gibt es in 24 Größen von 16 bis 18". Für SUV- und Allradmodelle soll der neue Blizzak DM-V3 einen um neun Prozent kürzeren Bremsweg im Vergleich zu seinem Vorgänger bieten - gleichzeitig soll die Laufleistung um satte 25 Prozent steigen. Er ist in 68 Größen von 15 bis 22" verfügbar. Im Sortiment der Bridgestone-Marke Firestone findet sich nun der Firestone Winterhawk 4.
Den Winterreifen für den Touring- und SUV-Markt können Kunden in 94 Größen von 14 bis 20 Zoll beziehen. Pirelli steht für Top-Speed, der P Zero Winter im Speziellen. Der Ultra-High-Performer wird dank Noise Cancelling zum Leisetreter - wählbar in Breiten von 225 bis 315 Millimeter für 18 bis 22 Zöller. Fit für den Winter ist auch der Sottozero 3, dessen Eigenschaften durch die Runflat-Option und ebenfalls durch die Noise-Cancelling-Technik ergänzt werden. 17 bis 21 Zöller sind wählbar. SUV-Fahrer könnten wiederum zum Scorpion Winter greifen. Den Neuling mit optimiertem Profil-Design und Mischung soll Sicherheit und leichtes Handling zusammenbringen. Er passt für Modelle mit 16 bis 22 Zoll Rädergröße. Darunter setzt der Cinturato Winter an mit Felgengrößen von 14 bis 17".
Die skandinavische Antwort auf die weißen Straßen heißt Nokian. Die Finnen haben mit dem neuen Snowproof P ihr Portfolio an UHP-Pneus (bis 270 km/h) erweitert. Den Novizen bietet der Handel in 55 Dimensionen (17 bis 21 Zoll) an. Alternativen sind der Snowproof WR (14 bis 20"), der WR A4 für leistungsstarke Motoren (16 bis 21"). Eine noch größere Spanne speziell in den mittleren Klassen (13 bis 20") deckt der WRD D4 ab, der durch den WR D3 nach unten (13 bis 17 Zoll) ergänzt wird. Wer ins Gelände fahren möchte, kann unter anderem zum WR SUV 4 greifen - erhältlich von 16 bis 21 Zoll. Seit Anfang September gibt es einen neuen Ganzjahres-Reifen. "Der Seasonproof wurde speziell für Autofahrer in Mitteleuropa entwickelt, so dass er sich an winterliche als auch an sommerliche Wetterbedingungen flexibel anpassen kann", erklärte Marko Rantonen, Entwicklungsmanager bei Nokian Tyres.
"Dank der Snow Grip Technology von Goodyear bietet der Vector 4Seasons Gen-3 eine verbesserte Haftung auf Schnee. Die große Anzahl spezieller Lamellen in der Mitte der Lauffläche sorgt für ein um fünf Prozent verbessertes Handling auf Schnee im Vergleich zum Vorgänger", heißt es seitens Goodyear, die diesen Ganzjahresreifen neu ins Rennen schicken. Dank der Dry Handling Technology soll nun zudem das Trockenbremsen fünf Prozent besser funktionieren. Vom Vector 4Seasons Gen-3 sollen in diesem Jahr noch 65 neue Größen hinzukommen. Im letzten Sommer wurden die Winter-Pneus Ultra Grip Performance+ (für die Mittel- und Oberklasse) und UltraGrip 9+ überarbeitet.
Hankook bietet erstmals mit dem Winter i*cept evo 3 (PKW) und dem Winter i*cept evo 3 x (SUV) ein UHP-Winterreifen-Line-up mit laufrichtungsgebundenem Profildesign an - was die Gefahr von Aquaplaning verringern soll. Das UHP-Profil wird vorerst mit zehn Kerngrößen zwischen 17 und 22 Zoll starten. Das Duo Winter i*cept evo 2 und Winter i*cept evo 2 SUV mit asymmetrischem Laufflächen-Design ist ebenfalls erhältlich. Der evo 2 wird in 75 Größen von 15 bis 22", der evo 2 SUV in 32 Größen von 15 bis 23" angeboten. Verschiedene Dimensionen werden dem Hankook Runflat System oder als Sealguard offeriert. Für die Kompakt- bis Mittelklasse hilft der Winter i*cept RS 2 in 66 Größen von 13 bis 17" weiter.
Für Yokohama beginnt der Winter mit dem neuen "BluEarth*Winter V906". Der Neuling wird zunächst in vier Größen angeboten. Im Vergleich zum Vorgänger V905 (144 Dimensionen von 15 bis 21" und maximal 270 km/h) wurde an der Performance auf Schnee und Eis sowie am Nassgrip gearbeitet. Für Kleinwagen und Kompaktfahrzeuge dient der V903, den es in 31 Größen von 13 bis 16" gibt.
Michelin schickt unter anderem den Alpin 6 ins Winterrennen. Die dort verbaute Multi-Layer-Gummimischung sorgt dafür, dass sobald die oberste Profilschicht abgefahren ist, die Traction-Booster-Gummimischung zum Vorschein kommt, welche den Schneegrip verstärkt. Ihn gibt es in 58 Formaten (15 bis 17 Zoll). Nach oben wird dies durch den Pilot Alpin 5 (67 Dimensionen, 16 bis 21 Zoll) ergänzt, der Limousinen und PS-starke Fahrzeuge sicher machen soll. Für SUV-Fahrer übernimmt dies der Alpin 5 SUV mit dem laufrichtungsgebundenen, v-förmig angelegten Profildesign mit vielen Gripkanten und seiner speziellen Gummimischung - verfügbar in 58 Varianten von 17 bis 22 Zoll.
Nexen stellte im vergangenen Jahr den Winguard Snow´G3 vor. In 21 Varianten ist der Pneu für 14 bis 16 Zöller aufziehbar. 21 mögliche Versionen für SUV (15 bis 19 Zoll) bietet der Winguard Sport 2 SUV. Bei hoher Geschwindigkeiten auf weißem Grund helfen auch die beiden UHP-Varianten des Winguard Sport 2 (24 Dimensionen, 17 bis 19 Zoll) und Winguard Sport (20 Dimensionen, 17 bis 20 Zoll).
Ein Neuling am Markt ist Berlin Tires. Die Pneu-Spezialisten aus der Hautpstadt starten mit dem neuen All Season 1 nun auch im Ganzjahres-Reifensegment.