Nicht erst seit "Fridays for Future" und der aktuellen Corona-Ausbreitung nimmt das Bewusstsein für die Umwelt und das Zusammenspiel zwischen ihr und den Menschen vielerorts zu. Zu den Schlagwörtern in diesem Kontext zählt auch Mikroplastik. Wer hier an die Bilder von angespülten Plastikflaschen am Strand denkt, liegt nicht ganz falsch. Dennoch sind die Partikel sehr viel kleiner - mikro eben -, deshalb werden diese unter anderem von Fischen über deren Nahrung aufgenommen. Wer den Kreislauf unterbrechen will, beginnt am besten am Anfang. So geht auch hier, wie bei vielen Umweltproblemen, der Königsweg über die Vermeidung. Sprich, der Eintrag solcher Stoffe in die Natur sollte so gering wie möglich sein. Genau dies hat sich Continentals Reifensparte auf die Fahnen geschrieben.
Mikroplastik durch Reifenabrieb
Denn wie Daniel Venghaus berichtet, stellt der Reifenabrieb eine der größten Quellen von Mikroplastik dar: "Wenn man genau hinschaut, wo Mikroplastik entsteht, wird einem die zentrale Bedeutung des Reifenabriebs bewusst." Dieser gilt nicht nur für den Forscher aus Berlin als größter Emittent (siehe Fraunhofer Studie Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik). Venghaus ist wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und arbeitet am Institut für Bauingenieurwesen an der TU Berlin. An der Berliner Universität laufen die Fäden eines Projektes mit dem vielsagenden Namen"RAU - Reifenabrieb in der Umwelt" zusammen. Continental zählt zu den Projektpartnern der praxisorientierten Forschung in einer scheinbaren Terra incognita.
Am Anfang der Forschung steht ein Wert: 110.000 Tonnen Gummiabrieb gibt es pro Jahr in Deutschland - in der Theorie. Dies ist die Summe aus Zahl der verkauften Pneus und dem typischen Abrieb selbiger. Nun ist nicht jede Straße mit Bremsspuren, dem wohl sichtbarsten Zeichen von Abrieb, belegt. Wo sich also besonders viele Pneus abreiben, soll die RAU-Praxisstudie klären helfen. Die Faktoren, welche für den Abrieb sorgen, sind vielfältig. Ein paar Erkenntnisse, die jeden Fahrer betreffen, erklärt Susanne Buchholz."Das Fahrverhalten ist ein wesentlicher Faktor beim Abrieb", berichtet Buchholz, die in der Forschung und Entwicklung des niedersächsischen Zulieferers eine Schnittstellenfunktion zu den Umweltthemen wahrnimmt. Davon abgeleitet kommt hier einer Maßnahme eine wichtige Rolle zu, die man auch beim Eco- oder Sicherheitstraining kennt: das Spritspartraining.
Jedes Haften des schwarzen Pneus auf der Straße sorgt für Kontakt und damit für gewollte Reibung. Wer weniger bremst oder beschleunigt, dafür Schwung ausnutzt, spart neben Kraftstoff auch Reifengummi ein. In diesem Kontext verweist Buchholz auch auf den Zusammenhang, dass zu geringer Reifendruck den Abrieb fördert. Externe Hilfe andere Art kann auch die Straßenreinigung leisten, wie
Venghaus beschreibt: "Man könnte zum Beispiel die Straßenreinigung künftig so planen, dass, bevor es regnet, diese ausrückt und die Straßenverunreinigung samt Abrieb aufkehrt. So kann dieser gar nicht erst mit dem Regenwasser in die Kanalisation gelangen." Am Ende ist es nicht nur aus Sicht von Venghaus das Zusammenspiel vieler, das zum Lösen des Problems führt."So wäre es wichtig, dass man die Erkenntnisse und abgeleiteten Maßnahmen dann durch intelligente Vernetzung umgesetzt bekommt."
HINWEIS
Den Hintergrundbericht zur Forschung am Reifenabrieb finden Sie in der Autoflotte 5/6 ab Ende Mai.