Als die Deutsche Telekom im Herbst 2022 entschied, nur noch vollelektrische
Dienstwagen anzuschaffen, setzte der Konzern ein deutliches Zeichen. Der Schritt war Teil einer breiten Nachhaltigkeitsstrategie, die auch den viele tausend Fahrzeuge umfassenden
Fuhrpark betraf. Für ein Unternehmen mit klaren Strukturen und einem hohen Anteil an Verwaltungs- und Dienstfahrten war solch ein Umstieg vergleichsweise gut planbar. Auch, weil es bereits damals genügend Elektro-
Pkw auf dem Markt gab. Es zeigt aber auch, wie schnell ein Großflottenbetreiber handeln kann, wenn Ziel und Rahmenbedingungen eindeutig definiert sind.
Wenn am Morgen die Müllabfuhr durch die Straßen poltert, so lärmt nicht nur die Schüttung am Heck. Noch immer dieselt es laut unter den Motorhauben, obwohl es bereits etliche elektrische Müllfahrzeuge auf dem Markt gibt. Mercedes,
Volvo,
Renault oder Scania, etliche
Hersteller bieten geeignete Basisfahrzeuge an.
Aufbauhersteller wie Faun oder Zöller kombinieren diese Fahrgestelle mit ihren Sammelsystemen und ermöglichen somit vollständig elektrische Müllfahrzeuge. Größere Kommunen wie Frankfurt, Karlsruhe oder Köln arbeiten bereits mit solchen Fahrzeugen, meist in kleinen Serien und begleitet von Tests zur Alltagstauglichkeit.
Auch international wächst das Angebot elektrischer Müllfahrzeuge schnell. In Athen und Thessaloniki sind sogar schon größere Flotten elektrischer Müllsammler der
Daimler-Trucks-Marke Fuso unterwegs. Besonders dynamisch entwickelt sich der Markt in Indien, wo mehrere Städte im Rahmen der nationalen Swachh-Bharat-Initiative ihre Abfallsammlung schrittweise auf
Elektrofahrzeuge umstellen.
In Deutschland sind Kommunen politisch und rechtlich zwar ebenfalls aufgefordert, ihre Fuhrparks zu elektrifizieren, doch die Geschwindigkeit des Umstiegs variiert stark. Neue Fahrzeuge müssen umständlich ausgeschrieben werden, lange Nutzungszyklen verlangsamen die Flottenerneuerung, und bei Spezialfahrzeugen bestimmen technische Anforderungen, was überhaupt elektrifizierbar ist. Dennoch steigen die E-Anteile in kommunalen Verwaltungsflotten seit Jahren kontinuierlich.
Eine umfangreiche
Umfrage unter deutschen Städten ergab bereits 2021, dass mehr als jeder fünfte kommunale Pkw elektrisch unterwegs war. Seitdem sorgen politische Vorgaben und wirtschaftliche Anreize für Dynamik. Auch die neue
Bundesregierung hat sich dem Ausbau der
Elektromobilität verschrieben. „Es ist Druck im Kessel“, so zitiert der Branchendienst „Treffpunkt-Kommune.com“ den Leiter der Landesinitiative „
Strom bewegt“, die den Ausbau der Elektromobilität in Hessen vorantreiben soll. Er empfiehlt: „Erst analysieren, dann einem klaren Kompass folgen.“
In Deutschland setzt die europäische Richtlinie für saubere Fahrzeuge den rechtlichen Rahmen. Sie verpflichtet öffentliche Auftraggeber, einen festen Anteil neu beschaffter Fahrzeuge als emissionsarm oder emissionsfrei auszuschreiben. Für Pkw und leichte
Nutzfahrzeuge gilt ab 2026 faktisch eine Null-Emissions-Vorgabe, wenn diese im Rahmen eines Vergabeverfahrens beschafft werden. Die kommunalen Fuhrparks werden damit schrittweise in Richtung Elektromobilität gedrängt, selbst wenn vor Ort keine eigenen Beschlüsse für einen vollständigen Umstieg getroffen wurden.
Am sichtbarsten schreitet die
Elektrifizierung in Bereichen mit günstigen Fahrprofilen und Einsatzbedingungen voran. Logisch, denn für Kurierfahrten zwischen den verschiedenen Standorten eignet sich ein
Elektroauto ebenso gut wie ein Diesel. Und die meist lokalen Dienstfahrten können Verwaltungsangestellte mit einem Stromer genauso gut bewältigen. Einigen Kommunen ist es mittlerweile gelungen, große Teile ihrer Verwaltungsflotten elektrisch zu betreiben, ohne dass der Betrieb spürbar eingeschränkt wäre.
Auch Feuerwehr und Rettungsdienste tasten sich in die Elektromobilität vor. Ford, Mercedes,
Iveco, die Hersteller von
Transporter haben schon etliche elektrische Lösungen für kleinere Einsatzfahrzeuge aufgelegt. Bei Rettungswagen und Einsatzfahrzeugen ist die tägliche Fahrleistung überschaubar, und mit Hilfe einer vernünftigen
Ladeinfrastruktur stehen die Autos auch rund um die Uhr zur Verfügung.
Komplizierter ist der Umstieg auf die E-Mobilität bei schweren Löschfahrzeugen. Wie Müllfahrzeuge handelt es sich um komplexe Arbeitsmaschinen mit hohem Energiebedarf und anspruchsvoller Technik. Immerhin nutzen einige Städte erste batterieelektrische oder hybridisierte Modelle, um Erfahrungen in der Praxis zu sammeln.
Insgesamt zeigt sich ein klarer Trend, aber keine einheitliche Geschwindigkeit. Große Städte profitieren von eigenen Klimastrategien und höheren Budgets, während kleinere Gemeinden den Umstieg meist schrittweise vollziehen. Der Blick auf private Großflotten wie die der Telekom zeigt, was mit eindeutigen Vorgaben möglich ist.
Dabei ist die Elektrifizierung kein deutsches oder europäisches Thema. In den USA haben vergangenes Jahr 350 amerikanische Bürgermeister gemeinsam erklärt, bis 2030 mindestens die Hälfte ihre kommunalen Fuhrparks zu elektrifizieren und die Anzahl der Ladepunkte in den nächsten zehn Jahren zu verfünffachen.
Der Wille von Stadtverwaltungen, Emissionen zu senken, wächst weltweit. Dass dieser Anspruch nicht nur auf der Straße gilt, zeigt ein Blick nach Paris: Dort entsteht mit der neuen urbanen Seilbahn ein weiteres Verkehrssystem, das ohne lokale Abgase auskommt und dennoch hohe Transportleistungen erbringen soll. Exemplarisch für Lösungen, die Städte zunehmend jenseits klassischer Fahrzeugkonzepte suchen, um Mobilität und Klimaschutz miteinander zu verbinden.