Ob bei Flotten mit rein regionalem Fahrzeugeinsatz oder einem zentralen Management mit bundesweit dezentraler Nutzung: Fuhrparkverantwortliche brauchen markenübergreifend einheitliche Standards und Transparenz über die Kosten für ihre Dienstwagen. Nicht zuletzt deshalb lassen so manche Unternehmen ihre Kfz-Bestände von freien Werkstattketten bundesweit respektive über Herstellergrenzen hinweg betreuen.
Die Zusammenarbeit beginnt meist im Bereich Räder und Reifen. Oft können dafür Pauschalen pro Fahrzeug und Monat vereinbart werden. Bestehen die Werkstätten hier die Feuertaufe als Dienstleister, können andere Bereiche wie Wartungsund Inspektionsarbeiten inklusive Online-Terminvereinbarung oder Smart Repair folgen. Weitere Dienstleistungen umfassen das Fuhrparkmanagement. Diese reichen von den UVV-Prüfungen über Führerscheinkontrolle bis hin zu regelmäßigen Reportings für interne Auswertungen. Ziel der Flottenbetreiber ist es, damit nicht nur Geld zu sparen, sondern auch im Vergleich zum bisherigen Vorgehen die Prozesssicherheit zu erhöhen.
Was freie Werkstattketten für welche Flottenkunden leisten können, zeigt die Tabelle auf Basis einer Autoflotte-Umfrage ("Werkstattketten: Leistungsportfolio für Flotten, ab Seite 18).
Glasschäden als Geschäftsfeld
Einige Anbieter haben in den vergangenen Jahren ihre Aktivitäten im Bereich Glasschäden für Fuhrparks verstärkt. Treiber dafür sind beispielsweise die Forderung der Flottenkunden nach Komplett-Dienstleistungen und die Zahl der Versicherungsfälle im Bereich Glasbruch. So macht laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft Glasbruch hierzulande fast drei Viertel aller gemeldeten Kaskoschäden aus. Mit rund 1,22 Milliarden Euro an aufgewendeten Versicherungsleistungen bei rund 2,149 Millionen Schadenfällen war Glasbruch 2017 zudem Ursache Nummer eins für die Kosten in der Kategorie Teilkaskoschäden Pkw. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Schadenhäufigkeit lediglich um rund ein Prozent gesunken. Damit eröffnet sich ein konstantes Geschäftspotenzial.
Prozesskosten senken
Auf die Fragen zu den Leistungen bei Glasschäden für Flotten haben mit Bosch Car Service, Driver Handelssysteme, 4 Fleet Group, Pitstop und Servicequadrat fünf der neun befragten freien Werkstattketten keine Angaben gemacht. Als Gründe werden unter anderem genannt, dass diese Dienste nicht von der Systemzentrale angeboten werden oder der Bereich nicht im Fokus stehe. Geantwortet haben A.T.U, Euromaster, Firststop und Fleet Partner. Demnach sind alle vier in den vergangenen Jahren im Bereich der Glasschäden gewachsen. Und sie rechnen mit steigender Nachfrage in den kommenden Jahren. "Wir gehen bei A.T.U von einer weiter positiven Entwicklung in diesem Bereich aus, da wir neben der Investition in digitale Abwicklungsprozesse auch in Werkstatttechnik und -ausrüstung investieren", sagt Thomas Tietje, Leitung Geschäftskunden bei A.T.U. Und er wirbt weiter: "Für den Kunden sind wir mit unserem breiten Produktangebot als 'One-Stop-Servicedienstleister' besonders attraktiv." Nach seiner Ansicht lässt sich auch die Entwicklung im Bereich Autoglas in den vergangenen Jahren darauf zurückführen, welcher bei A.T.U zweistellige Umsatzsteigerungen verzeichnet habe. Tietje erläutert: "Aus der Sicht der Fuhrparkverantwortlichen wird es immer wichtiger, die Anzahl der Lieferanten zu bündeln und nicht für jeden Reparaturbedarf unterschiedliche Werkstätten anzufahren. Dies spart Zeit und Kosten durch Reduzierung der Ausfallzeiten bei einem Werkstattbesuch. Weiterhin lassen sich dadurch die Prozesskosten spürbar senken."
Das Portfolio für Scheibenreparaturen umfasst Smart Repair genauso wie Scheibenaustausch, Online-Tools zur Bearbeitung/Dokumentation, die Abwicklung mit dem Versicherer und Gutachten für den Schadenfall. Dazu setzt die Kette auf das eigene Netz von aktuell 577 Betrieben in Deutschland und 1.450 auf Autoglas geschulte Mechaniker. Für den Glasbereich sind ferner Rahmenvereinbarungen mit Festpreisen für Steinschlagreparatur sowie Austausch auf Anfrage möglich.
Euromaster: Mobile Teams
Euromaster hat seit Einführung des Geschäftsfeldes vor vier Jahren im gesamten Glasbereich jedes Jahr um rund zwei Prozent zugelegt. Carsten Fischer, Bereichsleiter Key Account Management und Autoglas, zählt die Faktoren auf:"Durch unseren mobilen Service inklusive Kalibrierung vor Ort, eine innovative App zur Schadenerfassung mit Bildern, eine extra eingerichtete 24-Stunden-Schaden-Hotline und unsere One-Stop-Shopping-Strategie für die Fahrer." Weiterhin müssten durch den Einsatz eines besonderen Klebstoffs keine Standzeiten mehr eingehalten werden. Der Fahrer könne seinen Wagen nach dem Scheibentausch direkt nutzen.
Generell umfassen die Dienstleistungen von Euromaster Smart Repair, Scheibenaustausch, Online-Tools zur Bearbeitung/Dokumentation, die Abwicklung mit Versicherern sowie Gutachten, für die es ab einer Fuhrparkgröße von zehn Fahrzeugen auch Rahmenvereinbarungen mit Festpreisen gibt.
Die Arbeiten führen die 250 eigenen Euromaster-Betriebe plus 100 Franchisepartner aus. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit MLX mit aktuell 70 Partnern für den Flottenbereich. Seit 2014 ist außerdem ein Team von 40 Reparatur-Experten mobil im Einsatz, die ab einem Fahrzeug buchbar sind."Die Preise hierfür sind identisch mit den Servicepreisen in unseren Servicebetrieben", sagt Fischer. Da Euromaster mit weiterem Wachstum bei Glasschäden rechnet, wird der Bereich auch ausgebaut. "Hier setzen wir verstärkt auf Versicherungsgesellschaften und Flotten", so Fischer. Zudem wird an neuen Dienstleistungen gearbeitet: "Für Pkw, Transporter und Lkw bis 7,5 Tonnen bilden wir alles rund um das Thema Glas ab. Wir werden in Zukunft den Bereich Lkw inklusive mobiler Kalibrierung weiter ausbauen."
Firststop kooperiert
Firststop sieht prinzipiell den größeren Bedarf und die Werbung der Dienstleister hinsichtlich kostenloser Reparaturen als Gründe für das wachsende Geschäft. Übernommen wird neben dem Scheibenaustausch natürlich auch die Abwicklung mit den Versicherern. Auch Online-Tools zur Bearbeitung und Dokumentation im Fuhrpark werden gestellt. Rahmenverträge dafür sind hingegen nicht möglich. Durchgeführt werden die Glasarbeiten allerdings nicht vom eigenen Firststop-Netzwerk, sondern von dessen Kooperationspartner Nobleglass.
Neukunden für Fleet Partner
Bei Fleet Partner fand im Bereich der Glasschäden in den vergangenen drei Jahren ein leichter Ausbau statt. Diesen Trend führt Thorsten Schuckenböhmer, Leiter Großverbrauchergeschäft bei Vergölst, auf die Gewinnung neuer Flottenkunden zurück. Die Services für die Fuhrparks umfassen neben Smart Repair und Scheibenaustausch auch Online-Tools zur Bearbeitung und Dokumentation sowie die Abwicklung mit den Versicherern. Gutachten sind nicht Teil des Programms. Alle Dienste können ohne Einstiegsgrenze des Kfz-Bestands via Rahmenvertrag zu Festpreisen vereinbart werden. "Abgewickelt werden die Schäden sowohl über das eigene Netz als auch über Kooperationspartner", so Schuckenböhmer. Des Weiteren befinden sich mobile Reparatur-Experten im Einsatz. Für die Zukunft rechnet Fleet Partner mit einer zunehmenden Steuerung durch die Versicherer und damit wohl auch mit mehr Glasgeschäft.