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Spritschlupflöcher

30.04.2013 12:02 Uhr

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Spritschlupflöcher

Schöngerechnet | Chefredakteur Andreas Dünkelmeyer über die teilweise drastischen Abweichungen vom Normverbrauch in der Praxis und deren Hintergründe

— Wie heißt es so schön: Nobody is perfect. Kein Wunder, dass – um Stars perfekt und makellos in Szene zu setzen – bei Werbefotos, und nicht nur dort, häufig künstlich nachgeholfen wird. Was der Personal Trainer, der Maskenbildner und die Kosmetik nicht schaffen, erledigt am Computer Photoshop per Mausklick.

Gut, wenn man ein wenig nachbessern kann, lautet allem Anschein nach auch das Motto der Autobauer bei der Typenzulassung ihrer Fahrzeuge. Denn: In ihrem Report „Mind the gap“ enthüllt die Organisation Transport and Environment (T&E), die Dachorganisation nichtstaatlicher europäischer Organisationen aus dem nachhaltigen Verkehrsbereich, nicht weniger als 20 Tricks, mit denen die Hersteller bei den Tests auf der Straße und dem Rollenprüfstand den Verbrauch „schönrechnen“.

Dem Bericht zufolge werden dabei gezielt Schlupflöcher und Grauzonen in den Vorschriften genutzt. So werden beispielsweise zwecks Verbesserung der Aerodynamik Kühlergrill und Fugen abgeklebt, Leichtlaufreifen mit überhöhtem Luftdruck aufgezogen, spezielle Leichtlauföle verwendet, „Extras“ wie der rechte Außenspiegel abmontiert oder Verbraucher wie die Lichtmaschine abgeklemmt. Dazu nutzen eigens geschulte Fahrer und Roboter die im Test erlaubten Geschwindigkeitstoleranzen nach unten aus. Unabhängig davon wird am Ende das erzielte Resultat am grünen Tisch um vier Prozent nach unten korrigiert.

Das Groteske dabei: Alle Tricks und Kniffe sind durch die Testvorschriften entweder offiziell gedeckt oder durch die lasche Regelung nicht explizit verboten und das Schön- und Kleinrechnen des Verbrauchs eine völlig legale Handlung.

Ob und inwieweit die Hersteller sich dieser „Kunst“ bedienen, sei dahingestellt. Im Kampf um jeden zehntel Liter und jedes Gramm CO2 wäre es allerdings verwunderlich, wenn sie es nicht täten. Auch die Fakten, sprich die Tatsache, dass sich die Verbrauchsangaben auf breiter Front immer mehr von der Realität entfernen, sprechen dafür. Bei gleichen, von unabhängigen Organisationen durchgeführten Tests mit Autos von der Stange beispielsweise lag der Verbrauch im Schnitt über ein Fünftel höher als von offizieller Seite ermittelt.

Deshalb: Der Normverbrauch ist nicht mehr als ein Anhaltspunkt. Wer sichergehen will, was wirklich Sache ist, sollte den Verbrauch jedes gelisteten Autos selbst verifizieren und dabei auch – ganz wichtig – das „bevorzugte“ Einsatzprofil berücksichtigen.

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