Mobileye ist keine Telematik - für Anatoliy Reinhardt ist das klar, für seine Kunden am Anfang nicht immer. Sieht man die Lösung, merkt man dies allerdings sehr schnell. Weder Bewegungsdaten einzelner Fahrer noch deren Fahrverhalten zeichnet die Nachrüst-Kamera auf. "Vielmehr ist sie wie ein menschliches Auge und nimmt die Umgebung des Autos wahr. Droht eine Kollision, dann warnt das System mit einem Warnton und einem Aufleuchten", erklärt Reinhardt, der für Mobileye das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortet. So etwas kann schnell nerven, deshalb ist das Bundle von vier Fahrerassistenzsystemen (Mobileye Shield+) mit einem Algorithmus versehen, der nur im Notfall Alarm schlägt.
Neben der Fahrerhilfe für die Erhöhung der Sicherheit in der Flotte (siehe Autoflotte 5/2019, S. 66) können die anonymisierten Daten - es werden weder Bilder noch Videos aufgezeichnet - auch für die Verkehrsplanung genutzt werden wie im Fall von Düsseldorf. Als Partner des Projektes "KoMoD (Kooperative Mobilität im digitalen Testfeld Düsseldorf)" stellte die Intel-Tochter ihr Kamerasystem als Nachrüstlösung (Mobileye 8 Connect) zur Verfügung, um mit den ausgestatteten Fahrzeugen, das Testfeld für künftige autonom fahrende Modelle zu kartografieren.
Daten als Geschäftsmodell
Anders als beim berühmten Google-Auto wird wie erwähnt nicht per Video aufgezeichnet und nachträglich anonymisiert, sondern die Kamera erfasst die Umgebung und speichert Bewegungspunkte, was aktuelle Standortdaten von Verkehrsschildern, Gefahrenstellen und der Infrastruktur generiert, die in sehr schlanken Datenströmen zusammenfließen. Aus diesen entsteht das Gesamtbild einer Strecke, was als Grundraster für Selbstfahrer dienen soll. Diese Blaupause bildet also einen statischen Bereich ab, aber nicht das Fahrverhalten des Einzelnen oder das der anderen Verkehrsteilnehmer.
Im Heimatland Israel wird bereits ein Roboter-Taxi von Mobileye entwickelt, der Prototyp soll 2021 starten. Solche Mobilitätsdienste (Mobility as a service) bestreiten den dritten Anwendungsfall der Mobileye-Technik neben Fahrerassistenz und Straßen-Kartografie (Road Experience Management). In Deutschland erforscht die Intel-Tochter zusammen mit BMW solche smarten Lösungen für autonomes Fahren. Mit dem neuen leistungsfähigeren Chip der 5. Generation soll es in zwei Jahren deutlich vorangehen. Im Lkw- und Busbereich dient heute schon die Frontkamera kombiniert mit einer seitlichen Kamera zur Fußgänger- und Radfahrer-Erkennung beim Abbiegen. Dieser Abbiege-Assistent (Profleet Assist+) rettet Leben und arbeitet bis zu einem Tempo von 70 km/h und damit perfekt für den Stadtverkehr. Zusammen mit Knorr-Bremse Truck Services rüstet man die schweren Jungs ab Herbst nach. Für die leichteren Transporter lohnt die Installation des Kollisionsvermeidungssystems (6 Series), das rückstandslos entfernt werden kann. Denn das System sensibilisiert die Fahrer zum Abstandhalten, was Auffahrunfälle vermeidet. Das könnte sich bald doppelt rechnen: Denn bis Jahresende will man mit einer Versicherung Mehrwerte für Mobileye-Nutzer schaffen.