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Ford Mindfulness Car: Fahre in Frieden

13.12.2021 10:21 Uhr
Mindfulness Car
© Foto: Ford

Atemübungen auf der Autobahn, Gymnastik im Fahrersitz und Powernapping statt Pinkelpause: Wenn es nach Ford-Entwickler Carsten Starke geht, wird ausgerechnet das Auto bald zur mentalen Wohlfühlzone.

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Es ist Schichtwechsel bei Ford in Köln und rund um das Werk in Niehl ist mal wieder die Hölle los. Die Ampelphasen sind zu kurz, die Straßen zu eng, der Verkehr zu dicht, und weil jeder nur noch nach Hause will, steigt allerorten der Puls und die die Laune geht in den Keller. Nur Carsten Starke hat ein fast schon entrücktes Lächeln auf den Lippen. Dabei steht er mit seinem Kuga mittendrin im Chaos und hätten allen Grund, genauso gestresst zu sein wie die anderen.

Doch Starke sitzt nicht in einem gewöhnlichen Kuga. Sondern als Entwickler aus dem Ford Forschungszentrum in Aachen ist er im Mindfullness Concept Car unterwegs, das er mit ein paar Kollegen für die dieshjährige IAA in München aufgebaut hat und jetzt weiter untersucht, um hoffentlich möglichst schnell möglichst viele Ideen daraus in kommende Serienfahrzeuge zu bringen. Denn wenn es nach ihm geht, wird ausgerechnet das Auto so zur mentalen Ruhezone und damit zu einem Ort, "an dem wir uns auf uns selbst besinnen können". Wo seinen Kollegen und Staunachbarn mit jeder Minute der stärker der Kamm schwillt, ruht er deshalb in sich selbst und fährt buchstäblich in Frieden.

Die Idee ist nicht neu

"Mindfullness oder Achtsamkeit ist ein Trend, der vielen Menschen hilft, mit wachsendem Druck und den damit verbundenen Ängsten umzugehen", erläutert der Entwickler. "Das bewusstere Wahrnehmen und aufmerksamere Erleben des aktuellen Moments macht den Weg frei, um die vorliegende Situation klarer erfassen und leichter bewältigen zu können. Viele sehen hierin den Schlüssel, um negative Eindrücke und Emotionen von vornherein zu unterbinden."

War der Stau eben noch ein Stressfaktor und die Vorfreude auf den Feierabend entsprechend getrübt, soll ihm die Achtsamkeit den Schrecken nehmen und die Laune schon am Lenkrad heben. Wo die Entwickler dem Fahrer sonst beim Lenken, Bremsen oder Beschleunigen helfen, haben sie deshalb diesmal ein paar Assistenzsysteme für Kopf, Körper und Seele entwickelt, die den Kuga subtil, aber wirkungsvoll zu einer mentalen Wellness-Oase machen. So verwöhnt er die Insassen mit vielen kleinen Details, die den Stresslevel senken und mehr den Kopf als den Körper entspannen, sagt Starke und tastet sich auf dem Touchscreen durch das Menü, bis zum Beispiel Meditationsweisungen erklingen und der Fahrer zum bewussten Atmen aufgefordert wird. Selbst ein paar Yoga-Einheiten sind im System hinterlegt. "Denn Yoga hat ja nicht nur eine gymnastische Komponente, sondern funktioniert sehr wohl auch im Sitzen," sagt Starke.

Sicherer unterwegs

Natürlich sind alle Funktionen so ausgelegt, dass die Fahrtüchtigkeit nicht beeinträchtigt wird. Im Gegenteil: Mit der Achtsamkeit wächst auch die Aufmerksamkeit und der Fahrer ist nicht nur entspannter, sondern auch sicherer unterwegs. "Du reagierst schneller, weil du dich weniger ablenken lässt. Je mehr Autofahrer achtsam handeln, desto sicherer und entspannter wird die Reise für alle Verkehrsteilnehmer," sagt Mark Coleman, der als Guru der Mindfulness-Szene den Meditations-Leitfaden für die Ford-Studie entworfen hat. Und wenn es doch mal eine brenzlige Situation gibt, hilft die Elektronik auch dabei, verspricht Starke. "So, wie wir nach einem Schrecken erst einmal durchschnaufen müssen, fächelt die Klimaanlage dem Fahrer etwa nach einer Vollbremsung kühle Luft zu."

Auch die Beleuchtung spielt eine Rolle für das Wohlbefinden an Bord.
© Foto: Ford

Doch die Mindfullness endet nicht mit der Fahrt, sondern plant auch Pausen mit ein. Denn damit die Fahrer länger frisch bleiben, hat Starke sogar ein Profil für den Powernap programmiert: Für eine vorgewählte Zeit surrt deshalb der nachhaltig mit warmen Stoffen statt kühlem Leder bezogene Sitz in die Horizontale, der Nacken liegt auf einem bequemen Kissen, am Dachhimmel flammt per LED ein Sternenhimmel auf und aus den Boxen pulst ein Rhythmus, der den Fahrer müde und immer müde macht, bis ihm irgendwann fast unweigerlich die Augen zu fallen. Und kurz bevor die Pause vorbei ist, holt einen das Auto mit einer kühlen Briese aus der Klimaanlage und aufgewecktem Sound zurück ins Heute und man fühlt sich tatsächlich wie neu geboren. Starke hat das zuletzt auf dem Weg zur IAA nach München selbst ausprobiert. Obwohl die Zeit vor der Premiere der Studie alles andere als entspannend war, ist er ausgeruhter in München abgekommen, als er in Köln losgefahren ist, berichtet der Entwickler stolz.  

Und ja, es mag viele Autofahrer eine gewisse Überwindung kosten, ausgerechnet im Stau ein paar Atemübungen zu machen oder Verkehrszeichen zu zählen, nur um die Gedanken ins Hier und Heute zu lenken, und die Massagefunktion im Sitz ist nun wirklich nichts neues mehr, selbst wenn sie sich im Kuga am Herzschlag des Fahrers orientiert, den das Auto über die Smartwatch abgreift – doch wer sich mal für ein paar Kilometer darauf einlässt, der merkt schnell, wie sich die Mundwinkel plötzlich nach oben verziehen.

Mentale Entgiftung

Zur mentalen Entgiftung gibt es im Prototypen als Antwort auf Corona & Co auch eine physische Reinigung – schon vor dem Einsteigen wird der Wagen auf eine Wohlfühltemperatur gebracht, durchgelüftet und ionisiert, und sobald das Handy oder der Schlüssel in der Schale auf dem Mitteltunnel liegt, werden sie mit UV-Licht von allen Keimen und Viren befreit.

Während es dafür genau wie für die Lautsprecher und die Herzschlag-Vibratoren im Sitz ein paar Eingriffe in die Hardware des Autos braucht und auch der LED-Himmel keine Kleinigkeit ist, ließen sich viele Funktionen zur Steigerung der Achtsamkeit über eine App schon heute oder Morgen ins Auto bringen, sagt Starke und hofft auf mehr Mindfulness in kommenden Modellen.

Allerdings bleibt er dabei erst mal vorsichtig im Konjunktiv.  Denn der Entwickler weiß selbst am besten, dass es von der Idee bis zur Serienreife noch ein weiter Weg ist und es nicht leicht sein wird, daraus auch noch ein Geschäft zu machen.

Die Gespräche mit den Controllern, den Produktmanagern und dem Marketing könnten deshalb ganz schön nervenzehrend werden, und wenn er tatsächlich grünes Licht bekommt, wird es umso hektischer. Doch von drohendem Stress lässt sich Starke nicht bangemachen. Und wenn es ganz schlimm kommt, hat er ja noch immer seinen Prototypen – und kann einfach eine Runde um den Block fahren. Zum Beispiel beim nächsten Schichtwechsel. Dann sieht die Welt gleich wieder ganz anders aus. (SP-X)

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