BMW hat die 2er-Reihe kurios gestückelt. Cabrio, Coupé und zwei Vans werden so genannt. Letztere haben den Zusatz Active Tourer (der "Kurze") und Grand Tourer (Testwagen), obwohl diese Bezeichnungen nirgends zu lesen sind. Macht nichts, denn auch so verkaufen sich diese 2er ordentlich. Im relevanten Flottenmarkt konnten die Münchener im vergangenen Jahr 10.000 Hochdachkombis absetzen, ein Plus von 2,3 Prozent zu 2017. Trendgegner, Gegenstrom-Schwimmer..., Universaltalent.
Luxury Line: chic, aber teuer
Verwunderlich ist das nicht. Für einen Van sieht der Grand Tourer passabel aus; in der Ausstattungslinie Luxury Line gibt's ein bisschen Chrom und Alu inklusive, und damit wird er fast schon chic. Aber gerade bei Vans kommt es auf innere Werte an. Platz, Platz und nochmals Platz. Wir nehmen Platz im 4,57-Meter-Tourer für schlappe 48.571 Euro. Ja, kein Schreibfehler. Der 220d Grand Tourer bringt es ab Werk bereits auf 33.865 Euro. Hinzu kommt die Luxury Line für 4.286 Euro inklusive LED-Scheinwerfer, Ledersitze, Klimaautomatik und beispielsweise Parkpiepser hinten. Weiteres Wettrüsten ist leicht machbar, wobei wir vor allem auf den zehn Liter größeren Kraftstofftank (61 Liter kosten 42 Euro) und das Gepäcktrennnetz (160 Euro) hinweisen wollen; oder das Matrixlicht (420 - 1.168 Euro).
Unverständlich: DAB-Radio (210 Euro) und Smartphone-Spiegelung (252 Euro) kosten noch immer extra, wobei letzteres Detail auch dann lediglich für drei Jahre gemietet ist. Der Kauf der Funktion Apple Carplay und Android Auto ist bei BMW nicht möglich.
Sparsam, nicht spaßarm
Immerhin ist der Motor inklusive - dauerhaft. Und der hat's in sich. Der 220d leistet 190 PS und 400 Nm Drehmoment. Die exzellent agierende Achtgang-Automatik gibt die Kraft schnurstracks und ohne spürbare Verluste auf die Vorderräder. Allrad, bei BMW xDrive genannt, ist auch im Portfolio (1.765 Euro) des mindestens 1.630 Kilogramm schweren Kompaktvans, der somit zu den "Schnellen" gehört. Auf der Autobahn sind 220 km/h theoretisch möglich. Verständlicherweise bewegt man sich dann jenseits des Normverbrauchs, der mit 4,6 Liter Diesel angegeben wird. Jedoch ist dieser Wert bei gemütlicher Fahrweise realisierbar. Auf flott befahrenen Schnellstraßen werden etwas mehr als sechs Liter die Regel sein. Das flotte Fahren begünstigt übrigens die Ausstattung des Testwagens. Formidable Sportsitze ergänzen sich mit der direkt agierenden und dennoch überflüssigen Sportlenkung und dem zu straffen Adaptivfahrwerk. Wer auf beides verzichtet, spart 630 Euro, die besser angelegt werden können. Nicht unbedingt in den Adaptiv-Tempomat, der nur bis 140 km/h funktioniert und beim automatischen Staufahren einen hitzigen Fahranfänger am Steuer vermuten lässt.
Geräumig, aber unübersichtlich
Wenig Kritik im Innenraum: Bequem und luftig vorne, viel Raum in der ersten Reihe, bei der die Rückbank 60:40 geteilt ist und sich separat verschieben (mehr Knie- oder mehr Kofferraum) lässt. Wer sie umklappt wird mit einer nahezu ebenen Ladefläche belohnt, die 1.905 Liter fasst. In Normalstellung passen hier 645 Liter rein - ausgezeichnet. Weniger ausgezeichnet empfanden wir die Übersicht. So verstecken sich bei Kurvenfahrt komplette Omnibusse hinter den mächtigen A-Säulen. Nichts zu meckern haben wir bei der Verarbeitung, was angesichts des Preises erwartbar ist. Der spiegelt sich auch in der gelungenen Instrumentierung wider. Sauber ablesbare Anzeigen und eine nach kurzer Zeit eingängige Bedienung erfreuen die Kunden. Einzig das Erstanmelde-Prozedere für Apple Car Play ist schwierig. Immerhin braucht's dafür keine Kabel mehr, das klappt kabellos, genau wie das induktive Laden für 420 Euro.
Autoflotte-Tipp
Per se ist der Grand Tourer als Diesel erste Wahl für Vielfahrer mit Transportbedarf, die Premium-Ambiente suchen und mit einem SUV nichts anfangen können. Ob's den Stark-Diesel braucht? Mit ziemlicher Sicherheit tut's auch der 218d mit 150 PS und 350 Nm. Er kostet 2.900 Euro weniger. Eine Empfehlung erhält die Ausstattungslinie Advantage. Die oben erwähnten Extras plus Business-Paket (Navi, Lordosenstütze, Sitzheizung) ergeben gut 36.000 Euro. Das Pampersbomber-Image das ehemals den Vans anheftete, hat die SUV- Fraktion übrigens ebenso an sich gerissen wie die Verkaufszahlen.
Alle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer
Getestet von Autoflotte
Top- Starker und sparsamer 220d- Exzellentes LED-Matrix-Licht- Unauffällige 8-Gang-AutomatikFlop- Adaptivfahrwerk stets zu straff- Diesel hat brummigen Unterton- A-Säulen schränken Sicht ein
BMW 220d Grand Tourer
Grundpreis Testwagen: 33.865 EuroR4/1.995 | 140 kW/190 PS 400 Nm ab 1.750 | 8-Gang-AT 8 s | 210 km/h | 4,6 D | 128 g/km 4.568 x 1.800 x 1.608 mm (5-Sitzer) 645 - 1.905 LiterWartung: 2 Jahre/30.000 kmEffizienz: AHK | VK | TK: 17 | 22 | 23Garantie: 2 Jahre ohne km-Limit