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Coverstory: Die Leasing-Welt dreht sich weiter

23.11.2016 15:00 Uhr
Coverstory: Die Leasing-Welt dreht sich weiter
© Foto: Arsdigital/Fotolia

Große Transaktionen und Neuausrichtungen zeichnen auch in diesem Jahr die Anbieterlandschaft aus. Produktseitig entwickelt sich der weiter wachsende Markt in Richtung Gesamtmobilität.

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_ Der Verkauf an Flotten boomt weiterhin und bleibt eine wichtige Stütze des Automobilhandels. Das Plus im Flottenmarkt lag zur Halbjahresbilanz bei 9,2 Prozent. Und da bis auf eine Delle im Juli die Zeichen weiterhin auf Wachstum stehen, sieht es auch für das Gesamtjahr 2016 sehr positiv aus.

Läuft es im Flottenmarkt rund, freut sich auch der Leasingmarkt über gute Geschäfte. Und so sind auch die Teilnehmer unserer aktuellen Marktübersicht mit Blick auf den bevorstehenden Jahresabschluss gut gestimmt. Beispiel Leaseplan Deutschland: 2016 sei bisher ein sehr erfolgreiches Jahr gewesen. Die Neusser konnten die bedeutende 100.000er-Marke überschreiten und sich damit auf ein neues Level entwickeln.

Aufziehende Wolken

Dennoch geben aktuelle Entwicklungen Anlass zur Sorge. Da wäre zum einen das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, das den Markt beeinflussen könnte. "Es gibt eine Ungewissheit, wie sich die Brexit-Entscheidung auf die generelle wirtschaftliche Entwicklung auswirken wird. Aktuell werden eher Ersatz- als Erweiterungsinvestitionen getätigt", beobachtet Michael Velte, Geschäftsführer der Deutschen Leasing Fleet. Positiver äußert sich Gerhard Fischer, Vorstand bei Leasetrend: "Obwohl die Brexit-Entscheidung viele Unternehmen in Deutschland verunsichert hat und die Folgen derzeit noch nicht absehbar sind, bin ich optimistisch und rechne grundsätzlich mit einem guten Leasingjahr."

Auch die Finanzpolitik der Europäischen Zentralbank sieht Velte als negativen Einflussfaktor: "Die anhaltende Niedrigzinsphase wird für die Leasing-Wirtschaft eine Herausforderung bleiben", so Velte.

Folgen der Diesel-Affäre

Uneins sind sich die Leasinggeber, wie sich die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen auf das Flottengeschäft auswirkt. Während HHL Hamburg Leasing verzeichnet, dass aktuell mehr Benziner bestellt werden, und ALD feststellt, dass Produkte wie Dieselautos, die aktuell negative Presse erzeugen, im Moment zurückhaltender nachgefragt würden, sieht Christian Kiffe, geschäftsführender Gesellschafter Atlas Auto-Leasing, kaum einen Einfluss: "Der Abgas-Skandal macht sich bislang nur wenig bemerkbar. Die Nachfrage nach Dieselmotoren ist ebenso stabil wie die Gebrauchtwagenpreisentwicklung bei Dieselfahrzeugen", findet er. Fischer von Leasetrend merkt an, dass sich seine Kunden damit auseinandersetzen: "Natürlich hat der Skandal um die manipulierten Abgaswerte auch die Leasingnehmer hierzulande verunsichert und beschäftigt. Schließlich wirken sich diese auch auf die Restwerte der Fahrzeuge aus, wobei noch viele Fragen offen sind." (Siehe hierzu die Reaktionen der Fuhrparkleiter auf den Diesel-Skandal auf S. 68).

Doch was zeigt sich beim Zoom von der Makro- auf die Mikro-Ebene? Was treibt die Fuhrparkbetreiber um? Hier ist"Mobilität" in zweifacher Hinsicht ein wichtiges Stichwort geworden. Zum einen werden die Mobilitätslösungen im Fuhrpark umfassender und flexibler, zum anderen wird das Fuhrparkmanagement selbst mobil. "Es erwächst sozusagen eine neue Generation von Fuhrparkleitern, die erwarten, mit Hilfe von digitalen Tools den kompletten Fuhrpark am Tablet oder Smartphone verwalten zu können", sagt Karsten Rösel, Geschäftsführer der ALD. Und die Leasinggeber reagieren auf diese Entwicklung und liefern: Elf von 33 Leasinggesellschaften unserer Marktübersicht haben bereits Apps für Fuhrparkleiter im Portfolio. IT-seitig wird aufgerüstet, damit die Prozesse im Fuhrparkmanagement weiter optimiert werden können. "Die Digitalisierung im Fuhrpark wird immer wichtiger", sagt auch Philipp Berg, Leiter Vertrieb & Marketing bei Daimler Fleet Management. "Mit elektronischer Rechnungsstellung, Einsatz von Apps, Online-Reporting und Telematik können Fuhrparkverantwortliche effizienter und kostengünstiger wirtschaften als bisher."

Und was die Mobilität der Mitarbeiter angeht: Hier beobachten einige Leasinggeber wie ALD neben dem Interesse an klassischem Leasing auch die Nachfrage nach Mobilitätsleistungen, die über feste fahrerbezogene Fahrzeuge hinausgehen. So auch Alphabet: "In immer mehr Unternehmen gibt es Home-Office-Lösungen, mobiles Arbeiten oder unterschiedliche Firmenstandorte. Dies erfordert von den Beschäftigten ein hohes Maß an Mobilität", begründet Tim Beltermann, Leiter Vertrieb und Marketing, und führt aus: "Unternehmen benötigen daher zusätzlich zum klassischen Dienstwagen auch Mobilitätslösungen für Mitarbeiter ohne eigenes Fahrzeug. Carsharing ist hier ein wichtiges Stichwort".

Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Angebot der Flottendienstleister. Ob Lang- oder Kurzzeitmiete oder mitunter auch Lösungen für Corporate Carsharing: "Der Weg führt weg vom klassischen Fuhrpark- hin zum Mobilitätsanbieter, der nicht nur das Auto in den Fokus stellt, sondern die Mobilität des Mitarbeiters managen muss", findet Helmuth Schuller, Country Sales Manager Key/Big Accounts bei Athlon Car Lease.

Multi- oder Single-Supply?

Vor allem große Fuhrparks arbeiten häufig mit mehreren Leasinggebern zusammen. "Im Kundensegment ,kleine und mittlere Kunden' liegt der Fokus nach wie vor auf Single-Supply- Lösungen. Im Großkundensegment wiederum sind Multi-Supplier-Lösungen interessant", sagt Rainer Thies, Geschäftsführer der Santander Consumer Leasing.

"Wir sehen einen Trend, sich auf zwei bis drei langfristige Partner festzulegen und nicht jedes Fahrzeug einzeln auszuschreiben", sagt Rösel. Die Vorteile lägen hierbei vor allem in der Prozesssicherheit. So könnten Kunden auf ein konsolidiertes Reporting zurückgreifen und somit den Verwaltungsaufwand reduzieren.

"Unsere Kunden arbeiten im Durchschnitt mit 2,8 Leasinggebern zusammen", verrät Vinzenz Pflanz, Chief Sales Officer bei Sixt Leasing. Ob einer oder mehrere Anbieter favorisiert werden, ist auch seinen Beobachtungen zufolge eine Frage der Größe: "Im Segment unter 500 Fahrzeugen sehen wir überwiegend Single-Supply-Lösungen. Bei Flotten mit 500 oder mehr Fahrzeugen verzeichnen wir dagegen überwiegend Multi- Supply-Lösungen", so Pflanz.

Dass die Zusammenarbeit der großen Flotten nicht unbedingt immer aus freien Stücken erfolgt, hat Leaseplan festgestellt: "Nicht immer ist diese Lösung die präferierte Option der Landesgesellschaft. Es gibt viele Fälle, in denen die Muttergesellschaft entsprechende Vorgaben macht, die dann leider alternativlos sind", sagt Gunter Glück, Geschäftsleitung Vertrieb und Kundenbetreuung.

Für das unternehmenseigene Fuhrparkmanagement bedeute Multi-Supply, dass die Daten diverser Anbieter und die dazugehörigen Prozesse vereinheitlicht werden müssten. "Von dem ursprünglichen Gedanken des Outsourcings - nämlich weniger Aufwand im Tagesgeschäft zu haben - ist deshalb im Multi-Supply häufig nicht mehr viel übrig. Immer wieder erleben wir Kunden, die die Anzahl der Leasinggeber desillusioniert zurückfahren", so Glück weiter.

Für kleinere Firmen lohne sich der Aufwand ohnehin nicht, bei verschiedenen Leasinganbietern unter Vertrag zu sein, um so von mehreren günstigen Offerten zu profitieren. "Bei kleineren Fuhrparks sind die Kosten einer solchen Lösung meist deutlich höher als die zu erzielenden Einsparungen", erläutert Kiffe.

Preis und Qualität

Dass sich erst bei der Leasingrückgabe am Vertragsende zeigt, ob der Preis gut war, scheint sich mittlerweile herumgesprochen zu haben. Die Leasingrate ist bei vielen Fuhrparks nicht mehr das wichtigste Entscheidungskriterium. "Natürlich spielt die Leasingrate eine Rolle, aber nur mit Blick auf das gesamte Preis-Leistungs-Verhältnis", sagt Rösel. "Der Preis spielt bei großen Flotten eine entscheidende Rolle, bei mittleren oder kleinen Flotten entscheidet das Gesamtpaket", differenziert Helmuth Schuller von Athlon. Die Dienstleistungstiefe und -qualität würden seiner Erfahrung zufolge hier höher bewertet als der Preis.

Arval zufolge achteten die Flottenkunden zwar auf den Preis, doch nicht so sehr auf die monatliche Rate, sondern auf die Gesamtkosten. "Hier spielen beispielsweise auch die Verbrauchswerte oder Wartungskosten eine wesentliche Rolle", sagt Christian Schüßler, Commercial Director und Prokurist bei Arval Deutschland.

Neues im Markt

Zum Schluss noch zwei markante Veränderungen gegenüber der Marktübersicht vor einem Jahr: GE Auto Service Leasing mit ihren damals 46.600 Verträgen ist jetzt vollständig in Arval aufgegangen. Somit kommt die frisch gestärkte BNP-Paribas-Tochter in Deutschland nun auf 70.200 Kontrakte, zuletzt waren es noch 26.986 (Stand: 12/2014). Die Übernahme Athlons durch DFM ist in dieser Übersicht noch nicht zu sehen.

Zweite Neuigkeit: Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Rent zieht sich aus dem externen Leasing- und Langzeitvermietgeschäft zurück, um andere Angebote wie Fuhrparkmanagement weiterzuentwickeln. DB Rent soll ihren Mutterkonzern "maßgeblich unterstützen, in den Ausbau erfolgreich im Markt etablierter Mobilitätsbausteine zu investieren und ihren Kunden künftig ein breiteres Spektrum an substituierenden Mobilitätsformen anzubieten", hieß es in einer Stellungnahme für die Autoflotte. Auch sie ist nicht mehr in der Marktübersicht dabei.

Alle Kontaktangaben zu den hier gelisteten Leasinggesellschaften finden Sie in unserem E-Paper unter digital.autoflotte.de

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Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.